In der Sitzung war auch Günter Menzl, Koordinator für die MVV-Landkreise, anwesend. Er wollte den Kreisräten nochmals näherbringen, warum ein Beitritt sinnvoll ist. Für die Kunden bedeute ein einheitliches Tarifsystem eine „dramatische Vereinfachung“. Zudem versicherte Menzl den Räten: „Sie bestimmen weiterhin wo was wann fährt.“
Den Einwand mehrerer Kreisräte, mit dem 49-Euro-Ticket des Bundes sei doch nun alles geregelt und es brauche keinen Verbund mehr, wollte Menzl so nicht stehen lassen. Diese Aussage höre er öfter, aber: „Genau das Gegenteil ist der Fall.“ Das neue Ticket wird vieles im Hintergrund verkomplizieren. „Gelder, die hier im Landkreis vereinnahmt werden, wollen Sie hier bei sich haben.“ Das sei ohne Verbund aber nicht zu machen. Soll heißen: Ohne den MVV-Beitritt wird der Landkreis keine Einnahmen durch das 49-Euro-Ticket haben – selbst wenn dieses hier vor Ort gekauft und genutzt wird. Zudem bat der Koordinator zu beachten, dass es für eine Verwaltung, „die nicht im Thema daheim ist“, eine „Herkules-Aufgabe“ sei, das alles zu managen.
Dr. Maiken Winter (ÖDP) sah in Sachen ÖPNV ein ganz anderes Problem – nämlich die Unzuverlässigkeit. Da müsse noch einiges passieren. Menzl widersprach Winter nicht. „Die Qualität ist aus meiner Sicht unterirdisch“, führte er aus. Offizielle Zahlen würden zeigen: „Momentan geht es gar nicht schlechter.“ Es sei viel verschlafen worden. Das wieder aufzuholen koste „unwahrscheinlich viel Geld“.
Allerdings machte Menzl auch auf die positive Entwicklung aufmerksam: In 2022 seien „seit jeher die umfangreichsten Beschlüsse im Personennahverkehr“ gefasst worden. „Die Wende ist beschlossen.“ Es werde auch in Zukunft viel Geld in die Hand genommen, „aber das bedeutet für die nächsten Jahre zunächst eine Verschlechterung“.
Auch Kreisrat Rüdiger Imgart (AfD) sah den MVV-Beitritt nicht ganz unkritisch, denn: „Der MVV löst das Problem des Fahrermangels nicht.“ Menzl bestätigte, dass dieses Thema überall vorhanden sei; „auch wir können uns davor nicht schützen“. Allerdings könne man Synergien nutzen. Durch Verbünde ließen sich auf großer Fläche gleiche Bedingungen gestalten, sodass man sich nicht mehr „gegenseitig die Fahrer wegschnappt“.
In der Sitzung gab es allerdings auch durchaus positive Stimmen zu einem möglichen Beitritt. Manuel Neulinger (Grüne) war sich der „Effizienzgewinne durch einen Verbund“ sicher. „Wir können nicht vorankommen, wenn wir unser eigenes Süppchen kochen.“ Ähnlich sah es Vize-Landrat Wolfgang Taffertshofer (BfL). „Wir müssen aus der Kleinstaaterei austreten und in großen Maßstäben denken.“
Ob der Landkreis nun dem MVV beitritt oder nicht, soll sich im laufenden Jahr entscheiden. Bis Ende Dezember 2022 gingen die Fahrgastzählungen zur Studie. Ist alles ausgewertet, haben die Räte eine Grundlage für eine Entscheidung.
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