Zu den Herausforderungen gehören laut Rauschmeier der Trend, ambulante Behandlungen stationären vorzuziehen, eine erweiterte Notfall-Medizin aufzubauen, ein umfassendes Qualitätsmanagement zu betreiben, Prozesse zu digitalisieren und die Krankenhaus-Struktur pandemiesicher zu gestalten. „So wie wir aktuell im Landkreis aufgestellt sind, können wir dies alles kaum bewältigen.“
Qualität nachweisen
Gerda Hutter, Leitung Medizin-Controlling, macht gemeinsam mit Rauschmeier deutlich, dass der Qualitätsgedanke richtig sei, die doppelte Vorhaltestruktur technischer und personeller Ressourcen mit einem Krankenhaus in Schongau und einem in Weilheim die Leistungsfähigkeit aber belaste. Als Beispiel nennt sie die Notfallversorgung bei einem Schlaganfall: Eine Stroke-Unit nach den Leitlinien erfordere eine erhebliche Personal-Ausstattung mit hohen Kosten. „In zwei kleinen Häusern ist das überhaupt nicht machbar“, so Hutter. „Wir sind ständig gezwungen, Qualität vorzuhalten und auch nachzuweisen“, erörtert Rauschmeier, für das Beispiel Herzinfarkt gelte das gleiche.
„Kompetenz ballen“
„Wir brauchen die geballte Kompetenz unserer Ärzte gepaart mit innovativen Geräten an einem zentralen Ort. Schnellere Reaktionszeiten können Leben retten“, sagt Rauschmeier. Er verstehe den Wunsch von Versorgung „direkt vor der Nase“; unter anderem mangels Personal lasse sich die geforderte Qualität aber nicht mehr überall abbilden. Doch sei dies auf Ebene der Bundespolitik nun einmal entscheidend dafür, wer überhaupt Versorgung anbieten darf.
Im Bereich Chirurgie verlangen deren Ausschuss-Mitglieder ambulante Eingriffe, wo immer dies möglich ist. Die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus sinkt seit Jahren deutlich. Aktuell werden 3.500 chirurgische Maßnahmen untersucht, die nach und nach nur noch ambulant durchgeführt werden sollen.
Mehr ambulant
„Der Gesetzgeber ist da sehr aktiv und fordert das ein“, fasst Rauschmeier zusammen. Halte sich ein Krankenhaus nicht an diese Vorgabe, drohen exorbitante Erlös-Einbußen. „In zehn Jahren wird ohnehin ein großer Teil der geplanten Operationen ambulant durchgeführt – nicht weil die Politik es fordert, sondern weil der Patient es will.“
Seine Sicht auf die Vorteile einer ambulanten OP nennt Dr. Rolland Rosniatowski, der seit Oktober im Krankenhaus Schongau eine Facharztpraxis für Viszeralchirurgie und Proktologie betreibt: „Gute Versorgung richtet sich künftig nicht mehr danach, ob sie ambulant oder stationär erbracht wird. Entscheidend ist die Qualität der Behandlung, die Patientensicherheit und die postoperative Schmerzkontrolle.“ Am Krankenhaus Schongau, bereits als ambulantes OP-Zentrum genutzt, sollen die ambulante Chirurgie und die Kurzzeit-Chirurgie – beides sei ohnehin nicht voneinander abtrennbar – stärker etabliert werden.
Die Entwicklung, um Sicherheit und Schmerzkontrolle für nach einer Operation heimkehrende Patienten – unabhängig davon, ob 17 oder 87 Jahre alt – sicherzustellen, gewinne weiter an Bedeutung. Auskurieren könne sich jeder am besten daheim. „Das ist genau, was politisch gefordert wird“, so Dr. Rosniatowski und nennt Beispiele wie digitale Visiten oder ein Patienten-Shuttle.
Wer in Zukunft ambulant oder kurzstationär behandelt wird, sei in Schongau bestens aufgehoben; große Eingriffe erfolgen dann im Zentralkrankenhaus. „Wir finden für jeden ein passendes Angebot“, spricht Dr. Rosniatoswki von „patientenadaptierter Gruppierung“.
„Wir wollen die Notfallversorgung noch pushen, können das aber nur an einem Standort“, sagt Rauschmeier abschließend. Für zwei fehle es an Ressourcen. „So zu tun, als wären sie da, wäre dumm.“