3. Auerberg Klassik: Faszination trotz widrigem Wetter

Bernbeuren – Auch fünfeinhalb Jahrzehnte nach den ersten Motorrad-Bergfahrten am Auerberg haben weder Maschinen noch die Herausforderung, Zeit und Berg zu bezwingen, an Faszination eingebüßt. Wetterbedingt verfolgten diesmal nicht so viele Zuschauer wie noch vor drei Jahren die Wertungsfahrten, dafür setzte das Team um Hermann Köpf mit einem ansprechenden Rahmenprogramm, interessanten Fahrzeugen und dem Einsatz von synthetischem Rennbenzin neue Akzente. Bergkönig wurde heuer Josef Traubinger aus Nittendorf mit seiner Standard Gutbrod, Baujahr 1932, der beide Wertungsläufe mit einer Zeitdifferenz von nur 2,11 Sekunden absolvierte.
Mit Worten lässt sich das Gefühl kaum beschreiben, das man vor allem im Startbereich erlebt. Wenn Martin Haseitl, die Starterflagge schwenkend, den Weg frei macht für die PS-starken Boliden auf zwei oder vier Rädern, die Motoren aufheulen und beinahe explosionsartig Gefährt und Fahrer nach vorn katapultieren und dann den Berg hochschieben. Noch immer vermag die Technik von gestern und vorgestern zu überzeugen, vor allem wenn Fahrerin und Fahrer das Spiel der Kräfte beherrschen.
3. Auerberg Klassik mit über 200 Startern
Über 200 Starter hatten Hermann Köpf und seine Mitstreiter aus Bernbeuren heuer zum Rennen zugelassen, darunter Fahrer, die allein schon für die Anreise auf eigener Achse mehrere Tage einplanen mussten; in dieser Kategorie belegte Jean-Michel Proust-Boucle (Startnummer 155) den dritten Platz mit rund 1.200 Kilometern Anfahrt aus Castanet-Tolosan (bei Toulouse in Frankreich) hinter Nigel Challis und Paul Cardy (Startnummern 4 und 43), die über den Kanal aus Hampshire im Vereinten Königreich angereist waren. Ungeschlagen den weitesten Weg (und damit in dieser Disziplin die Nummer eins) waren Bruno Martin Fernández und Salvatore Barres (Nummern 154 und 128) gekommen: knapp 1.700 Kilometer von Valencia in Spanien nach Bernbeuren.

Noch immer zieht die Kulisse des Auerbergs die Freunde und Motorsportbegeisterten in ihren Bann, 30 Jahre nach dem Aus des klassischen Auerberg-Bergrennens hat das Revival 2017 für Begeisterung in der Rennsportszene gesorgt. Damals wie heute geht es um Sekunden, doch heute vielmehr um die Präzision und Gleichmäßigkeit, den Berg zu erfahren und beide Wertungsläufe annähernd gleich schnell zu absolvieren.
Aus über 300 Bewerbungen, die in den vergangenen Monaten in Bernbeuren eingegangen waren, mussten Köpf und sein Team die maximal mögliche Zahl der Starter aussuchen, nur 190 Motorräder und 25 Gespanne, also Maschinen mit Beiwagen, konnten in den zwei Tagen der 3. Auerberg Klassik an den Start gehen.
Widriges Wetter
Dabei machte das Wetter heuer vor allem am Samstag den Fahrern zu schaffen, sorgten Regengüsse immer wieder für Unterbrechungen und vertrieben die Zuschauer. So verfolgten heuer nur gut die Hälfte der Menschen wie noch 2019 die Wertungsläufe am Sonntag. Da allerdings hatte sich das Wetter schon gebessert, insbesondere pünktlich zum Start gegen 10 Uhr morgens dann vertrieb die Sonne die Wolken und ermöglichte schöne Fotos, aber noch bessere Läufe der Fahrer.
Kommentiert von Karl Meier erfuhr das Publikum, das insbesondere im Startbereich und, heuer erstmalig, bis zum Wildgatter Aufstellung genommen hatte, alles Wissenswerte über Fahrer und Besitzer, vor allem aber über die Technik und die Geschichte der Motorräder. Als eine der jüngsten ging Tamara Lill (25 Jahre) mit ihrer Motobecane an den Start, jüngster Fahrer war der 23-jährige Christopher Magnetshuber aus Timelkam; dem standen Georg Sonnauer mit seinen 88 Jahren und einer BMW R800 gegenüber. Die ältestes Maschine, eine Triumph Sport 550, feierte heuer ihren 100. Geburtstag; ihr Fahrer, der Seeger Richard Haslach, seinen 81.!
Auerberg Klassik mit umfangreichem Rahmenprogramm
Neben den Rennen am Berg hatte das Team auch heuer wieder für ein umfangreiches Begleitprogramm gesorgt. Neben dem leiblichen Wohl kamen die Fans historischer Rennmotorräder wie auch Rennwagen auf ihre Kosten, auch einer der „Großen“ in der Szene gab sich die Ehre: Karl Geiger, der Boss of Big Blocks (der legendären amerikanischen V8-Bigblock-Motoren), wie der Münchner auch heißt, hatte den Urahn der legendären Indian-Motorräder nach Bernbeuren gebracht und nahm selbst mit einer Corvette an den Bergläufen teil. Als Fahrer war Rudi Seher 1984 beim Auerbergrennen dabei, diesmal steuerte er den nicht minder bekannten Brabham BT3 aus dem Jahre 1962 und Klaus Trella fuhr den Wagen, mit dem Michael Schumacher in der Formel 3 antrat.
Erstmals ging ein gutes Drittel der Fahrer mit einem synthetisch hergestellten E-Fuel an den Start. Man wolle mit einer aktiven CO2-Reduktion ein Zeichen setzen, so Hermann Köpf, und zeigen, dass historischer Motorsport und Klimaschutz im Einklang stehen können. Ohnehin arbeitete auch diesmal das gesamte Dorf mit am Gelingen der Auerberg Klassik. Erstmals hatten zahlreiche Landwirte ihre Felder geöffnet für die Besucher, insbesondere beim angesagten Regen verbunden mit Schäden an den allerdings schon abgeernteten Wiesen rund um Bernbeuren.