Fuchstalbahn: „Mosaikstein im Klimaschutz“

Schongau/Landkreis – „Die Fuchstalbahn hat dann eine Chance, wenn wir mehr Geld des Staates in den Regionalverkehr bringen.“ Dies sagte Thomas Frey vom Bund Naturschutz bei einem Informationsabend im Ballenhaus, wo es um die Reaktivierung der Fuchstalbahn ging. BN-Regionalreferent Frey sah diese als Mosaikstein bei der großen Aufgabe mit dem Namen Klimaschutz.
Insgesamt waren es drei Vorträge. Auf Thomas Frey folgten Norbert Moy, Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn in Oberbayern, und Andreas Holzhey, Diplomingenieur für Verkehrsplanung. Nach den Statements entwickelte sich eine muntere Diskussion, in der auch eine klare Antwort dazu eingefordert wurde, welche Gemeinden denn hinter der Fuchstalbahn stehen.
Fuchstalbahn: „Fuchstal steht dahinter“
Das sind die Stadt Schongau und die Gemeinde Fuchstal. Deren Bürgermeister Erwin Karg saß unter den knapp 100 Besuchern und signalisierte, dass die Gemeinde im Fall eines barrierefreien Bahnhalt-Ausbaus bereit sei, 600.000 Euro in die Hand zu nehmen. „Fuchstal steht dahinter.“
Schongaus Rathauschef Falk Sluyterman erklärte, dass die Fuchstalbahn nicht nur für die Lechstadt, sondern für die knapp 30.000 Bewohner des gesamten Mittelzentrums mit Peiting, Altenstadt, Schongau und Hohenfurch von großer Bedeutung sei. Bernhard Schöner, Gemeinderat aus Altenstadt, bedauerte, dass bei der Abstimmung im örtlichen Gremium eine positive Positionierung zum Thema Fuchstalbahn „leider knapp abgelehnt“ wurde. Dass die Schwabniederhofener Räte bei der geringen Entfernung zum Bahnhalt Hohenfurch dagegen seien, „verstehe ich überhaupt nicht“.
Harald Baumann, Sprecher des Arbeitskreises Fuchstalbahn innerhalb der Umweltinitiative Pfaffenwinkel, kam auf eine weitere Gemeinde an der 29 Kilometer langen Strecke zu sprechen: „Denklingen ist ein Fall für sich.“ Auch die Stadt Landsberg zeige bislang keine klare Haltung. Nach einem ersten Informationsabend im Juni in Fuchstal und nach dem zweiten Forum in Schongau wolle der Arbeitskreis Fuchstalbahn 2023 eine Veranstaltung in Landsberg organisieren.
Kohlendioxidausstoß reduzieren: „Zwei Jahre verpennt“
„Die ersten zwei Jahre haben wir schon mal verpennt“, kommentierte Thomas Frey, er wohnt im Allgäu und ist BN-Regionalbeauftragter für Schwaben, das politisch formulierte Ziel, bis zum Jahr 2030 den Ausstoß an Kohlendioxid in Deutschland von 164 auf 85 Millionen Tonnen zu reduzieren. Es führe kein Weg dran vorbei, Verkehr zu vermeiden, ihn auf die Schiene oder in Busse zu verlagern und umweltfreundliche, technische Verbesserungen zu erzielen.
Frey bedauerte, dass „enorm viel Straßenausbau“ erfolge und dort Steuermittel „unsinnig“ reingesteckt würden – ein Beispiel sei der vierspurige, autobahnähnliche Ausbau der B 12 von Buchloe bis Kempten. Er forderte ein „Straßenbau-Moratorium“ und mehr Geld für den ÖPNV. Beim Bahnausbau sei es wichtig, anstelle teurer ICE-Neubautrassen besser in die Fläche zu gehen und den Güterverkehr auf der Schiene zu forcieren.
Norbert Moy vom Fahrgastverband Pro Bahn hat die Erfahrung gemacht, dass beim Freistaat Bayern hohe Hürden aufgebaut würden, um die Bemühungen zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken in Bayern zu verschleppen. Die Diskussion zur Reaktivierung solle bewusst flach gehalten werden.
Verkehrsplaner Andreas Holzhey, der aus Schongau stammt und Eigentümer der Bahnhöfe in Landsberg, Murnau und Schongau ist, machte noch einmal deutlich, dass aufgrund des Güterverkehrs ein großer Bereich der Infrastruktur auf der 29 Kilometer langen Strecke der Fuchstalbahn bereits vorhanden sei. Die Stellwerke in den Bahnhöfen beider Städte müssten freilich optimiert werden ebenso wie bestimmte kurze Streckenabschnitte, ergänzte er. Ein Zug könne bis 80 Stundenkilometer schnell unterwegs sein, abschnittsweise bis 100 Stundenkilometer.
Ein Hohenfurcher fragte nach, wie man im Ort das „verklickern“ könne, dass man jetzt acht Bahnübergänge in der Gemeindeflur habe, welche wie zu sichern seien und wie viele aufgelassen werden. Holzhey verwies darauf, dass bei der Finanzierung der Bahnübergänge die Gemeinden inzwischen außen vor sind. In der Gemarkung Hohenfurch lägen die Übergänge nah beieinander. Einige werde man, wenn es zu Personenverkehr auf der Schiene komme, aufgeben müssen. Zurzeit sind es noch 36 Bahnübergänge zwischen Schongau und Landsberg.
Täglich 17.000 Autos und Lkw zwischen Landsberg und Schongau
Holzhey nannte die Zahl, dass auf der B 17 zwischen den beiden Lechstädten innerhalb 24 Stunden 17.000 Autos und Lkw unterwegs seien. Wenn man davon gut fünf Prozent auf die Schiene brächte, sei das Reaktivierungs-Kriterium der 1.000 Fahrgäste schon erfüllt. „Wir müssen uns verändern“, resümierte schließlich Daniela Puzzovio zum Stichwort Klimaschutz; sie ist zweite Bürgermeisterin von Schongau und moderierte das Forum im Ballenhaus.