50 Jahre Ozonmessung

Hohenpeißenberg/Region – Ursprünglich wollte der Deutsche Wetterdienst die Genauigkeit seiner Wettervorhersagen erhöhen, als er im Jahre 1967 damit begann, den Ozongehalt der Atmosphäre zu ermitteln.
Ein schwieriges Unterfangen, wie sich herausstellte. Galt es doch, dem nur in ganz geringen Konzentrationen vorhandenen Gas bis in eine Höhe von 30 Kilometern nachzuspüren und die Ergebnisse auf die Erde zu übermitteln.
Doch schon wenige Jahre später bekamen diese Messungen eine ganz andere Bedeutung, als deutlich wurde, dass die Abnahme des Ozons in der Stratosphäre durch die Emission von Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen (FCKW) verursacht wurde. Das wiederum hatte eine drastische Erhöhung der schädlichen UV-Einstrahlung zur Folge.
Diese Erkenntnis veranlasste die Völkergemeinschaft vor nunmehr 30 Jahren, mit dem sogenannten Montreal-Protokoll auf die weitere Produktion der Ozon-schädigenden FCKW zu verzichten. Seither erholt sich die Ozonschicht in der Stratosphäre langsam wieder.
Am 16. September fand, wie der Deutsche Wetterdienst berichtete, der „Internationale Tag zum Schutz der Ozonschicht“ statt. Der Tag erinnert an die Unterzeichnung des „Montrealer Protokolls“ vor 30 Jahren, das den weltweiten Ausstieg aus der Produktion und Verwendung von Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffen (FCKW) einleitete. Diese Ozon zerstörenden Gase waren Ursache für das lebensbedrohliche „Ozonloch“, das zum Synonym für die von Menschen verursachte Schädigung unserer Umwelt wurde. Den Erfolg der damals in Montreal abgeschlossenen internationalen Verträge sowie 50 Jahre erfolgreiche Messung des Ozons durch den Deutschen Wetterdienst feierte ein internationales Gremium von Wissenschaftlern kürzlich auf dem Hohen Peißenberg.
Wie die laufenden Messungen am Hohen Peißenberg und an den übrigen internationalen Stationen zeigen, erholt sich die Ozonschicht langsam wieder. Für Dr. Christian-Plaß-Dülmer, Leiter des Meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg (MOHp), ist dies eine einzigartige Erfolgsgeschichte, „ohne die wir jetzt bei uns Verhältnisse wie in Australien hätten, wo schon ein kurzer ungeschützter Aufenthalt im Freien zum Sonnenbrand führt“, erklärte Plaß-Dülmer. Allerdings ist dies für ihn kein Grund, mit den Forschungsaktivitäten nachzulassen. Gerade die Wechselwirkungen mit anderen Spurengasen wie dem zunehmenden Kohlendioxid (CO2) sind nach seiner Aussage noch viel zu wenig erforscht.
Für Professor Dr. Stefan Emeis vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Garmisch-Partenkirchen ist der weltweite Ausstieg aus der FCKW-Technologie der lebende Beweis dafür, dass sich „Positives bewirken lässt, wenn alle an einem Strang ziehen“. Dies müsse nun auch bei anderen Herausforderungen wie der Reduzierung des CO2-Ausstoßes erreicht werden.
Ulf Köhler, seit mehr als 30 Jahren am MOHp beschäftigt, ist für die verschiedenen Messmethoden der Ozonkonzentration verantwortlich. Für ihn liegt die herausragende Bedeutung der Hohenpeißenberger Station darin, dass seit 50 Jahren Messergebnisse vorliegen, die für die Erkennung langfristiger Trends wesentlich sind. Zudem werden die Messungen mit verschiedenen Verfahren durchgeführt, wie Wetterballons mit Ozonsonden in 30 Kilometern Höhe, einem sogenannten Dobson-Spektrometer für die Ermittlung der Ozongesamtsäule in der Atmosphäre, Laser-Radar und einem „Brewer-Mast“-Spektrometer.
Dadurch können die eigenen Ergebnisse noch besser mit den Werten anderer Forschungsstationen verglichen werden, berichtete Köhler. Eine weitere Besonderheit seines Hauses sei, dass hier die hochkomplexen Messgeräte der anderen europäischen Einrichtungen regelmäßig überprüft und kalibriert werden, um die Zuverlässigkeit der Messergebnisse zu gewährleisten. Ebenso wichtig dafür sei auch die Schulung der ausländischen Kollegen, die von seiner Abteilung durchgeführt wird.
Neben dem Erfahrungsaustausch zwischen den Kollegen aus dem In- und Ausland war die Veranstaltung auf dem Hohen Peißenberg für Plaß-Dülmer ein willkommener Anlass, die Öffentlichkeit über die vielfältigen Aufgaben seiner Behörde aufzuklären, denn „die Erstellung des Wetterberichtes ist nur eine kleine, allgemein bekannte Teilaufgabe“. Dem Leiter des Observatoriums zufolge kostet der Deutsche Wetterdienst jeden Bundesbürger „ein Glas Bier im Jahr“, ein gut angelegter Betrag für die Umweltforschung, so seine feste Überzeugung.
Von emh