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Schongau – Es sei ein besonderer Gottesdienst, erklärte Julia Steller. Zwar wird dieses Prädikat im Verlauf eines Kirchenjahrs nicht selten vergeben, doch Schongaus evangelische Pfarrerin legte nach: Für den neuen Altar, Lesepult und Taufstein war dieser vergangene Sonntag die liturgische Premiere in der renovierten Dreifaltigkeitskirche.
So eine Altarweihe komme im Berufsleben äußerst selten vor, vielleicht nur einmal, erklärte Steller vor den aufgrund der Corona-Auflagen nur 35 anwesenden Gemeindemitgliedern. Im Fokus der Kirchenrenovierung habe gestanden, die Fenster von Hubert Distler aus dem Jahre 1961 besonders herauszuheben, erklärte ihr Kollege Jost Herrmann. „Ich denke, das ist gelungen.“
Nach langen Beratungen und nachdem die finanzielle Situation es zugelassen habe, entschloss der Kirchenvorstand, auch die Prinzipalien neu in Auftrag zu geben, die zum neuen, moderneren Gesicht der Kirche passen. „Die alten von Karlheinz Hofmann erschienen uns nicht mehr ins Gesamtkonzept zu passen“, so Herrmann. Dessen Kreuz rückte dafür weiter ins Blickfeld. Der Kunstfonds der evangelischen Landeskirche sagte zu, die Hälfte der Kosten zu übernehmen.
Beauftragt wurde Sabine Straub. „Eine Münchner Künstlerin, die viele Kirchen weit über Bayern hinaus künstlerisch ausgestaltet hat“, erklärte Herrmann dem Kreisboten hernach. „Altar, Ambo und Taufe nehmen sich farblich zurück und stehen nicht in Konkurrenz zu den farbigen Fenstern Hubert Distlers“, erklärte Straub ihr Konzept während des Gottesdiensts.
Die weißen Körper von Taufe und Ambo bilden als blockhafte Volumina ein Gegengewicht zur historischen Kanzel. Das Untergestell des Altars greife die Unterteilungen sowohl der transparenten Fenster im Kirchenschiff, als auch der Fenster Distlers auf. Diese Ordnung werde in einen freien Rhythmus übersetzt, ein Muster von Senkrechten und Waagrechten. „Das Spiel der Linien setzt sich in den blockhaften Körpern von Taufe und Ambo fort. Was im Stipes als ‚Positivform‘ auftaucht, erscheint in den Holzkörpern von Taufe und Ambo als herausgefräste Linie“, so die Künstlerin.
Straub sei es gelungen, Ambo und Kanzel in eine gegenseitige Verbindung zu stellen, lobte Steller. „Deshalb wirkt dieses Lesepult durchaus solide und gewichtig.“ Am Ambo, dem Lesepult, wo auch vorgelesen wird, wer getauft, getraut oder beerdigt wurde, treffe die Verkündigung von Gottes Wort auf das „echte, alltägliche“ Leben der Gemeinde.
Die Taufschale, doppelwandig aus Tombak konzipiert, nehme in ihrer Farbe die goldenen Linien der historischen Kanzel und der Empore sowie des goldenen Altarkreuzes, das 1916 zur Einweihung der Kirche von Kaiserin Auguste Viktoria gestiftet worden war, auf, schilderte Straub. „Ein bisschen wie ein Brunnen, ein echter Taufstein sieht unser neuer Taufort aus“, befand Steller. Die Weihe von Taufstein und Altar übernahm Dekan Jörg Hammerbacher aus Weilheim.
Die Meinungen der Kirchenbesucher waren nach dem Gottesdienstbesuch geteilt, schildert Herrmann: „Von: ‚Da werde ich mich erst noch dran gewöhnen müssen!‘ über: ‚In echt schaut der Altar viel würdevoller aus, als auf den Bildern in der Zeitung und auf der Homepage!‘ bis: ‚Einmalig. Wie sich Lesepult, Altar und Taufstein in die Kirche einfügen; Farbe bekommt die Kirche durch die Fenster, da brauchte es nicht mehr‘ reichten diese“.
kb/ras