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Sanierung Peitinger Eisstadion: Schlamperei bei Kostenschätzung

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Von: Johannes Jais

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Von Grund auf saniert wird die Peitinger Eishalle. An der Nordseite (Bild) wird auf der ganzen Breite ein Anbau errichtet.
Von Grund auf saniert wird die Peitinger Eishalle. An der Nordseite (Bild) wird auf der ganzen Breite ein Anbau errichtet. © Jais

Peiting - Weil Mängel am Altbau zu Tage getreten sind, weil die Preise für Material und für Leistungen im Handwerk und in der Planung gestiegen sind und auch, weil die Planer schlampig agierten, geht die Kostenschätzung für die Sanierung des Peitinger Eisstadions massiv nach oben. 8,7 Millionen Euro netto bzw. 10,3 Millionen Euro brutto müssen dafür aufgewendet werden.

Vor zwei Jahren war von Kosten zwischen sechs und sieben Millionen Euro die Rede – netto gerechnet. Für die Ertüchtigung der Sportstätte, die auch als große Veranstaltungshalle genutzt werden kann, bekommt der Markt Peiting zwei Millionen Euro aus einem Bundesförderprogramm. Gefördert werden damit Maßnahmen an gemeindlichen Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur.

Über die Generalsanierung informierten nun, zwei Monate bevor es losgeht, vier Planer in der Sitzung des Marktgemeinderats. Dies waren Michael Riedle und Projektleiter Christoph Schmitt aus dem Ingenieurbüro Riedle in Hohenfurch, Reiner Teuchert vom Büro VS Planen und Beraten in Peiting, das für die Elektrotechnik zuständig ist, sowie Sebastian Spieß vom Ingenieurbüro Möller+Meyer Gotha in Greifenberg, der zur Kältetechnik mitsamt Lüftung, Heizung und Sanitär Erklärungen gab.

In der Sitzung am Dienstagabend war in der Kostenschätzung von 7,7 Millionen Euro die Rede. Mit Mehrwertsteuer sind das 9,2 Millionen Euro. Doch noch am selben Abend stellte sich nach der Vorstellung der Planungen und der Kostenentwicklung für die Generalsanierung der Peitinger Eishalle heraus: Das von den Planern präsentierte Zahlenmaterial war nicht korrekt.

Was gefehlt hat

Bürgermeister Peter Ostenrieder erklärt dazu: Es waren in der Präsentation vor den Gemeinderäten die Planungskosten für die Bereiche Elektrotechnik und Heizung-Lüftung-Kältetechnik nicht in der Aufstellung berücksichtigt worden. Ebenso fehlten die Kosten für einen neu herzustellenden Kühlwasserbrunnen. Insgesamt summierte sich der nicht vorgestellte Betrag auf 1,05 Millionen Euro. Die Kostenschätzung der Maßnahme beträgt also nicht 7,7 Millionen Euro, sondern quasi über Nacht 8,7 Millionen Euro netto.

Gerade in der Vorbereitung einer Gemeinderatssitzung mit dem Zweck der Vorstellung der umfassenden Kostenstruktur und der Transparenz bei der Baukostenentwicklung sei ein solches Versehen als „schwerer Faux-Pas“ zu werten, wie Ostenrieder resümiert. Im Nachhinein ist dessen schlagartig schlechte Stimmung nach der Sitzung verständlich.

Unmittelbar am nächsten Tag, also am Mittwoch, war wieder eine nichtöffentliche Sitzung anberaumt. Dabei wurden in einem kurzfristig angesetzten zusätzlichen Tagesordnungspunkt alle Gemeinderäte unverzüglich über die fehlenden Zahlen informiert, schilderte Ostenrieder am späten Mittwochabend gegenüber dem Kreisboten.

Am Dienstagabend haben nach eineinhalbstündiger Vorstellung mit Fragen und Antworten alle Gemeinderäte der Behebung der Mängel im Zuge der Generalsanierung zugestimmt. Wie sich die Situation nach der Sitzung am Mittwochabend darstellt, ob das Mammutprojekt überhaupt noch wie vorgestellt realisiert werden kann, oder ob es personelle Konsequenzen nach sich zieht: Dazu lässt sich trefflich spekulieren – das Gremium tagte hinter verschlossenen Türen.

Bereit zum Bau

Marktverwaltung und das Büro Riedle sind damit betraut, die ersten Vergabeverfahren, sprich die Ausschreibung, auf den Weg zu bringen. Die Planung sei genehmigt, die Prüfberichte zur Statik und zum Brandschutz lägen vor, führte Michael Riedle noch am Dienstag ins Thema ein. „Wir sind also baubereit“, beschrieb er den aktuellen Stand. Bei den Maßnahmen, die zusätzliche Kosten verursachen, handle es sich um „Notwendigkeiten“, die Leib und Leben betreffen. Damit meinte der Generalplaner Sicherheitsaspekte.

Die Ausschreibung für die Dachsanierung erfolge jetzt; begonnen werde mit den Arbeiten im Mai. Neu sei die Ausführung als mehrschaliges Blechdach. Auch werde die Traglast bei maximaler Schneelage angepasst. Berücksichtigt werde eine zukünftige PV-Anlage.

Thomas Elste (Grüne) wollte wissen, warum dort nicht sofort Module für Photovoltaik installiert werden. „Das kriegen wir heuer nicht hin“, antwortete Bürgermeister Peter Ostenrieder und verwies auf das enge Zeitfenster. Allerdings gibt es Überlegungen für einen Puffer, indem der EC Peiting die ersten Spiele in der Saison 2023/2024 notfalls auswärts bestreitet.

Der Anbau für die Technik an der Südseite, der im Vergleich zur ersten Variante vergrößert wird, soll Ende 2023 in Angriff genommen werden. Der nächste Schritt sei die Sanierung der Eisbahn und des Kabinentraktes, bei der evtl. Eigenleistungen eingebracht werden könnten.

Die Aufstockung an der Nordseite mit Toiletten und Mehrzweckraum sei 2024 und 2025 vorgesehen. Dies könne parallel zum Betrieb in der Sportstätte geschehen. Zum aufgeständerten Anbau mit Außentreppe und Aufzug zeigte Riedle eine Visualisierung mit verputzter Wand und eine mit Holzfassade. Die Mehrkosten dafür bezifferte Riedle auf zirka 30.000 Euro.

Zur Kältetechnik

Fachplaner Sebastian Spieß zeigte auf, dass die Kältetechnik aus dem Jahr 1972 stammt. Die Verdichter seien zwar 1997 und 2007 erneuert worden. Bisher gebe es keine Wärmerückgewinnung. Die Eispiste werde beim Neubau etwas verkleinert – und zwar auf 57 mal 26 Meter. Verbunden damit sei eine neue Bandenanlage.

Auf die Frage, welche Energieeinsparung mit der Sanierung zu erreichen sei, erwiderte Fachplaner Spieß, dies sei schwierig zu sagen. „Jede Eishalle in Deutschland hat andere Voraussetzungen“. Reiner Teuchert vom Büro VS Planen und Beraten (Peiting) schilderte schließlich, dass alle Leitungen im Elektrobereich, die zwischen 40 und 50 Jahre alt sind, erneuert werden.

Großer Brocken

Die Dachsanierung wird auf 1,37 Millionen Euro brutto beziffert, die neue Eisbahn auf gut eine Million Euro. Die Sanierung der Fassade schlägt ebenfalls mit einer Million Euro zu Buche. Die Aufstockung des breiten Anbaus auf der Nordseite ist auf 1,35 Millionen Euro veranschlagt. Der größte Brocken ist freilich die Kältetechnik mit Lüftung, Heizung und Sanitär mit fast vier Millionen Euro.

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