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Sonthofen – Für einen ausgefeilten Belastungstest in der Generaloberst-Beck-Kaserne wurde das Kemptener Büro Dr. Schütz Ingenieure mit dem ersten Platz des Bayerischen Ingenieurpreis ausgezeichnet. Dem Preisträger ist es durch eine individuell entwickelte Versuchsreihe gelungen, die historischen „Remy-Decken“ der Kaserne zu erhalten.
Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau vergibt den Preis alle zwei Jahre an besonders herausragende Projekte. Für die siebenköpfige Jury standen bei der Beurteilung der eingereichten Projekte die Kriterien Innovation, Nachhaltigkeit, technische Kreativität, Wirtschaftlichkeit und interdisziplinäres Arbeiten im Mittelpunkt.
Fotostrecke: Belastungstest der Remy-Decken
Vor allem technische Kreativität war für Prof. Dr.-Ing. habil. Karl G. Schütz notwendig, um herauszufinden, ob die Tragfähigkeit der denkmalgeschützten Decken weiterhin gewährleistet werden kann. Die heutige Generaloberst-Beck-Kaserne in Sonthofen wurde in den 1930er Jahren erbaut. Die Decken bestehen in den oberen Geschossen aus einer Stahlbeton-Skelettkonstruktion mit Hohlkörperdecken aus Bimsbeton, so genannten „Remy-Decken“. Die sechsgeschossigen Unterkunftsgebäude sind rund 18 Meter breit und bis zu 190 Meter lang. „Die außerordentlich große Fläche von 50 000 Quadratmeter stellte die größte Herausforderung dar“, erklärt Prof. Dr.-Ing. habil. Karl G. Schütz. „Nur durch eine Serie von speziell für diese Decken entwickelten Belastungsversuche gelang es uns, die Tragfähigkeit der historisch wertvollen Remy-Decken nachzuweisen“, so Schütz weiter.
In einem eigens hierfür entworfenen Wasserbecken wurde eine Flächenbelastung stufenweise aufgebracht und bis zum erforderlichen Lastniveau gesteigert. Nach insgesamt 93 erfolgreichen Belastungsversuchen war der Beweis erbracht, dass die denkmalgeschützte Konstruktion die heutigen Sicherheitsanforderungen erfüllt und somit auf der gesamten Fläche von 50 000 Quadratmeter vollumfänglich und ohne zeitliche Beschränkung weiterhin genutzt werden kann. Schütz betont, dass vor allem die wissenschaftliche Hochrechnung auf Basis der stichprobenhaften Belastungsproben ein innovativer Vorgang sei.
Durch die erfolgreiche Bestandsuntersuchung ließen sich gegenüber einem Abriss und Neubau der Decken rund 17 Millionen Euro Baukosten einsparen, etwa 16 500 Kubikmeter Bauschutt vermeiden und der Ausstoß von rund 3 600 Tonnen CO2 verhindern.