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Kempten/Oberallgäu – In Immenstadt und in Kempten werden zurzeit zwei Impfzentren eingerichtet. Die Details werden aktuell geklärt, bei der Kassenärztlichen Vereinigung KV, mit Gesundheitsministerin Melanie Huml und deren Corona-Taskforce, mit dem Landratsamt Oberallgäu und mit der Stadt Kempten. Dort betreibt das Bayerische Rote Kreuz das Impfzentrum. In Immenstadt sind die Johanniter für das Funktionieren des „Impfzentrums Süd“ zuständig. Die Menschen im südlichen Landkreis werden sich in der Hofgarten-Stadthalle impfen lassen können.
Von LUTZ BÄUCKER
Modellrechnungen haben ergeben, dass vier Impfärzte rund 400 Impflinge pro Arbeitstag betreuen können. „Das reicht vielleicht für die erste Impfrunde mit der Risikogruppe eins“, sagt Jakob Berger. Wenn danach alle anderen Bürger geschützt werden sollen, so meint der Allgemeinmediziner aus Meitingen, müssten aber auch die Hausärzte in ihren Praxen den Impfstoff verabreichen, „sonst klappt das nicht“.
Ohne Anmeldung kein Impftermin
Koordinator Dr. Lutz Menthel in der Ari-Kaserne spürt zwar überall „die heiße Nadel, mit der alles gestrickt wird“, aber bange macht ihn das nicht. Zumal der Zugang zur Impfung klar geregelt wird: Impfinteressenten melden sich online an, beantworten einen Fragebogen und bekommen ihren eigenen Termin im Zentrum zugeschickt. Alle anderen Versuche, an die schützende Impfung zu gelangen, sollen damit ausgeschlossen werden. „Das darf keine ungeordnete Massenveranstaltung werden, kein Drängeln, keine Warteschlangen“, betont Menthel.
Pro Impfling werden etwa drei Minuten Beratung durch einen Arzt kalkuliert, die anschließende Impfung selbst durch Ärzte oder anderes medizinisches Fachpersonal dauert nur Sekunden. Mobile Impfteams sorgen dafür, dass auch Menschen in Heimen oder abgelegenen Häusern geimpft werden können.
Erste Impfungen um die Jahreswende
Die Sicherheit der neuen Impfstoffe ist gut, urteilt Prof. Thomas Mertens. Der Virologe von der Uni Ulm ist Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), deren Urteil entscheidend ist für den Einsatz neuer Impfstoffe. „Absolut wichtig ist nun die genaue Beobachtung und Dokumentation aller geimpften Personen, um etwaige Nebenwirkungen richtig einordnen zu können und die Massenimpfung entsprechend zu überwachen.“
„Der Bund muss uns noch eine funktionierende Software liefern!“
Mertens hätte sich zwar eine längere Testphase für die neuen Präparate gewünscht, doch, so sagt er, „der Druck aus unserer Öffentlichkeit war und ist einfach zu groß, deshalb müssen wir aufgrund der formal sicher ausreichenden vorliegenden Daten urteilen“.
Warten auf die Software
Der STIKO-Vorsitzende erwartet, dass um die Jahreswende herum die ersten Allgäuer gegen das Virus geimpft werden können. Die Kommission soll auch festlegen, welche Gruppen in welcher Reihenfolge die schützende Spritze bekommen.
Am 15. Dezember muss die Logistik stehen: Der permanente Transport des zentral in speziellen Tiefkühllagern aufbewahrten Impfstoffes zu den regionalen Impfzentren muss sichergestellt sein. Engpässe sollten nicht eintreten, da die Straßen- und Wetterverhältnisse einkalkuliert werden. „Das kriegen wir alles hin“, verspricht der für Immenstadt zuständige Mediziner
Dr. Karim Moussa. Er verweist auf die Bringschuld des Bundes. „Er muss rechtzeitig eine funktionierende Software für unsere Arbeit liefern. Das Chaos wie bei den sommerlichen Autobahnkontrollen darf sich auf keinen Fall wiederholen! Das wäre verheerend.“
Hohe Impfquote entscheidet über Erfolg
Das große Impfen ist die größte derartige Aktion in der Geschichte der Bundesrepublik. Ihr Erfolg hängt davon ab, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, nur so könne den Experten zufolge das Corona-Virus zurückgedrängt werden. „Ich bin zuversichtlich“, lässt die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller verlauten.
„Wir kriegen das hin!“
Aktuelle Umfragen zeigen noch eine gewisse Zurückhaltung in Bayern. „Das wird sich ändern“, gibt sich Menthel optimistisch. Wenn die ersten Impfungen reibungslos verlaufen, dann kämen auch die zögernden Bürger, meint er. Eine massive Aufklärungskampagne der Bundesregierung soll diese Entwicklung unterstützen. „Ein gigantisches Unternehmen“, weiß Prof.Thomas Mertens, „das einen Haufen Geld kostet.“ Dr. Jakob Berger nickt und sagt, „aber es bleibt uns nichts anderes übrig.“