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Sonthofen – Eines der größten Projektes des Landschaftspflegeverbandes Oberallgäu-Kempten wurde jetzt „abgehakt“. Das Strausbergmoos bei Sonthofen.
„Da sieht es aus wie in Alaska“, schwärmt der ehemalige Verbandsvorsitzende Herbert Seger beim jüngsten „Ortstermin“ in dem weitläufigen Moorgebiet bei Sonthofen. Geschäftsführer Stefan Pscherer greift auf dem schwammigen Moorboden ein unscheinbares Büschel aus dem graugrünen Polster und präsentiert ein typisches Moor-Gewächs. „Es gibt hier noch viele, viele Schätze...“, deutet der Vegetationskundler an.
Entscheidend beigetragen zu der Vielfalt der Arten sowohl in der Natur- als auch in der Kulturlandschaft des Strausbergmooses haben die Arbeiten des Landschaftspflegeverbandes Oberallgäu-Kempten. Insgesamt habe das Projekt Strausbergmoos rund 400 000 Euro gekostet, überschlägt Pscherer die „wichtige Investition“ in den Natur- und Lebensraumschutz. Bei der Finanzierung war die Regierung von Schwaben mit einer Förderung nach dem Bayerischen Klimaschutzprogramm zu 90 Prozent beteiligt.
Fast zehn Jahre ist es her, als der Verband einen speziellen Pflegeplan für das rund 11 Hektar große Moorgebiet erstellen ließ. Zielvorgabe: Den Lebensraum Strausbergmoos auch vor dem Hintergrund des Klimawandels so vorzubereiten, dass klima-sensible und hochgradig bedrohte Arten in Zukunft hier existieren können. Von herausragender Bedeutung sind dabei nicht zuletzt die hier vorkommenden „Eiszeitrelikte“, die in der kühlen Staulage der Allgäuer Alpen einen geeigneten Lebensraum haben.
Schon 2012 begannen die Arbeiten, die ausschließlich mit Landwirten in den Landschaftspflegetrupps ausgeführt wurden. Arbeiten wie etwa Entbuschungen oder Streuwiesenmahd, die auch in Zukunft durchgeführt werden. „Ein wichtiges Standbein für die lokale Landwirtschaft“, kommentiert Seger, der als langjähriger Vorsitzender den Verband begleitete.
Als eine Art „Hauptkriegsschauplatz“ sollte sich die drohende Abrutschung des Strausbergmooses erweisen. Um dies zu verhindern, wurde die Sohle des Löwenbaches angehoben, indem 800 Tonnen Gesteinsmaterial eingebaut wurden. Ein massiver Eingriff, von dem heute jedoch Dank der fachkundigen Arbeiten nichts mehr zu sehen ist.
Mehrere bayerische Umweltminister und viele Landespolitiker statteten der „Baustelle“ im Strausbergmoos einen Besuch ab und lobten die Arbeit der Akteure und des Landschaftspflegeverbandes in „Klein-Alaska“, erinnert sich Herbert Seger.
In den Folgejahren wurden Entbuschungsarbeiten auf einstigen Streuwiesen ausgeführt und mehrere Quellfluren freigelegt, sowie eine regelmäßige Streuwiesenpflege angestoßen und Biotopverbesserungen eingeleitet. Allein in den beiden zurückliegenden Jahren wurden Feucht- und Streuwiesen auf insgesamt sechs Hektar Fläche „bearbeitet“. Streuwiesen, deren Bewirtschaftung in den 1950-er und 1960-er Jahren nach und nach aufgegeben worden war. „Zu abgelegen, nicht rentabel“, habe es damals schnell geheißen, erklärt Stefan Pscherer. Nicht selten wurden stattdessen Fichten gepflanzt, oder die Flächen kurzerhand sich selbst überlassen; mit der Folge einer schnell fortschreitenden Verbuschung.
Der Landschaftspflegeverband Oberallgäu-Kempten versteht sich als Dienstleister in Sachen Landschaftspflege. „Wir organisieren und koordinieren Naturschutzmaßnahmen, holen Kostenvoranschläge ein, beantragen Fördermittel und setzen Konzepte im Einvernehmen mit Grundeigentümern, ortsansässigen Landwirten, sowie Behörden und Verbänden um“, fasst Leonie Schaefer, Biologin beim Landschaftspflegeverband, das Aufgabenspektrum zusammen. Der Verband kümmert sich um herausragende Lebensräume, wie das Strausbergmoos, die eine spezifische Pflege erfordern. So könnten artenreiche Lebensräume erhalten und gegebenenfalls verbessert werden.