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Wehrbeauftragte Eva Högl fordert mehr Wertschätzung für die Bundeswehr

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Von: Josef Gutsmiedl

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Schulkommandeur Oberst Tim Richardt, Wehrbeauftragte Eva Högl, Stephan Thomae und Petra und Klaus King
Die Bundeswehr braucht „Hilfe“ und Wertschätzung: Darin sind sich Schulkommandeur Oberst Tim Richardt (von links), Wehrbeauftragte Eva Högl mit dem Bundestagsabgeordneten Stephan Thomae und Petra und Klaus King (Oberstdorfs Bürgermeister) einig. © Josef Gutsmiedl

Sonthofen – Im Rahmen der Wintervortragsreihe der Schule ABC-Abwehr / Gesetzliche Schutzaufgaben sprach die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Eva Högl, unter dem Motto „Bundeswehr und Gesellschaft – Wahrnehmung und Wertschätzung“ über den Wandel vom „freundlichen Desinteresse“ an der Bundeswehr hin zu „interessierter Freundlichkeit“. Ein Wandel, den nicht zuletzt der Angriffskrieg gegen die Ukraine auslöste.

Zuletzt hatte Eva Högl vor wenigen Wochen den Finger in die Wunden gelegt und in ihrem Jahresbericht eine Vielzahl von Mängeln bei den Streitkräften angesprochen und schnelle Abhilfe angemahnt. „Desinteresse können wir nicht brauchen!“, so ihr Appell. Die Rolle der Bundeswehr und ebenso ihre Ausstattung und ihre Fähigkeiten müssten diskutiert werden – auch kontrovers. Die Bundeswehr sei geprägt von „engagierten Menschen, die ihren Dienst unter oft sehr widrigen Bedingungen leisten – jeden Tag“. Das verdiene Anerkennung und Respekt.

Den lang währenden Zustand eines „freundlichen Desinteresses“ macht Högl auch als wesentlichen Grund dafür aus, dass die Bundeswehr „nicht die Rahmenbedingungen hat, die sie braucht“. Aus der fehlenden Wertschätzung und Unterstützung folge ein mangelndes Vertrauen in die Verantwortlichen und das Parlament. „Eine gefährliche Lage“, so Högl. „Die Truppe muss den politisch Verantwortlichen vertrauen und umgekehrt.“

Umdenken infolge der Zeitenwende

Die „Zeitenwende“ mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine habe bei allem Schrecken zumindest ein Umdenken bewirkt und Interesse für die Bundeswehr geweckt. „Der Krieg veränderte alles.“ Man habe wieder gemerkt, wie wichtig die Bundeswehr ist, unterstrich die Wehrbeauftragte. „Sie verteidigt schließlich unsere Werte, Frieden, Freiheit, Demokratie und Sicherheit.“ Die Sichtweise habe sich „gravierend verändert“.

Jetzt gelte es, die Bundeswehr schnell in die Lage zu versetzen, diesen Auftrag auch erfüllen zu können: „Eine moderne und vollständig einsatzbereite Bundeswehr schaffen!“ Alle wesentlichen Entscheidungen müssten jetzt getroffen werden – beim Material, beim Personal und der Infrastruktur. Die Bundeswehr müsse besser werden bei Prozessen und Verfahren. „Jetzt gibt es die Chance, die Lage der Bundeswehr zu verbessern.“

Die Bundeswehr muss sich ändern

Die Bundeswehr soll wieder Teil der Gesellschaft werden. Högl appellierte: „Schaffen Sie Begegnungen.“ Wertschätzung lebe vom Austausch und Diskussion. Dieser Austausch sei auch mit der Aussetzung der Wehrpflicht verloren gegangen, bedauerte Högl in der Diskussionsrunde. Als Arbeitgeber müsse die Bundeswehr attraktiver werden, monierte die SPD-Abgeordnete. „Die Konkurrenz schläft nicht. Beschaffungsprozesse dauerten zu lange, Entbürokratisierung tue Not. „Es braucht Beschleunigung!“. so Högl. Aus dem Verteidigungsministerium erwarte sie Vorschläge. Sie jedenfalls stehe an der Seite der Soldatinnen und Soldaten.

Eingangs ihres Vortrages vor rund 250 zivilen und militärischen Gästen hatte die Wehrbeauftragte angedeutet, dass sie den Umbau der „Burg“, der Generaloberst-Beck-Kaserne in Sonthofen „auf gutem Weg“ sehe. Vielleicht könne sie ja Ende 2024 „eine Schnur durchschneiden“, spielte Högl auf ein absehbares Ende der Bauarbeiten an. Schulkommandeur Oberst Tim Richardt kann sich nach dem Umzug der Schule durchaus einen Frühjahrsball Anfang 2025 vorstellen.

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