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Aus für Herrschinger Finanzschule

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Bereits seit 1937 werden in Herrsching Finanzbeamte ausgebildet. Nach den Plänen von Ministerpräsident Markus Söder soll spätestens 2030 damit Schluss und die Schule komplett nach Oberfranken umgezogen sein. © Andrea Jaksch

Herrsching – Niemand war eingeweiht, keiner vorgewarnt: Die Nachricht aus dem fernen Kloster Seeon, wo die CSU-Landtagsfraktion ihre Winterklausur abhielt, schlug am Ammersee wie eine Bombe ein. Ministerpräsident Markus Söder schließt im Rahmen seiner Behördenverlagerung in den ländlichen Raum die Herrschinger Finanzhochschule – in den nächsten zehn Jahren.

Bis 2030 soll der Umzug nach Kronach abgeschlossen sein, dann werden alle 800 Studienplätze in Herrsching Geschichte sein. Bereits 200 Studierende sind bereits nach Kronach umgezogen. Von Söders Entschluss wussten weder Bürgermeister Christian Schiller noch Landrat Karl Roth etwas. Dr. Wernher Braun, der Leiter der Finanzhochschule, soll erst kurz vor Söders Rede von der Entscheidung der Staatskanzlei erfahren haben. In Herrsching sind rund 70 Lehrkräfte und Mitarbeiter beschäftigt; erst 2013 ist der Lehr-Standort im Ortsteil Rausch um ein 120-Bettenhaus erweitert worden. Damals kam Markus Söder als Finanzminister zur Eröffnung nach Herrsching und freute sich über die 15 Millionen Euro-Investition. Zur Zukunft von Gebäude und Gelände schießen mittlerweile die Spekulationen ins Kraut. Von einem Hotel ist die Rede, von Gewerbeansiedlungen – und vor allem von einem möglichen neuen Standort für das Herrschinger Gymnasium. Letzteres hat jetzt Landrat Karl Roth zu einer deutlichen Klarstellung veranlasst. (Siehe weiter unten im Artikel)

Die Pläne Söders stoßen bei einer Reihe von Landes- und Kommunalpolitikern auf großes Unverständnis. Die Grünen-Landtagsabgeordnete, Kreis- und Gemeinderätin Anne Franke etwa prangert – neben dem Stil – vor allem die finanzielle Dimension der Verlegung an. Sie fordert eine schnelle Nach-Nutzung der Wohngebäude. Auch die Landratskandidaten Christiane Kern (SPD) und Cédric Muth (FDP) kritisieren die fehlende Einbeziehung von Kreis und Kommune, können sich dort aber für die Zukunft bezahlbare Wohnungen oder Gewerbeflächen vorstellen.

Karl Roth: Kein neuer Standort für Herrschinger Gymnasium

Ministerpräsident Markus Söder hat mit seinen Plänen zur kompletten Verlagerung der Herrschinger Finanzhochschule nach Kronach Spekulationen zu einem neuen Gymnasiumsstandort hervorgerufen. Landrat Karl Roth gibt diesen Spekulationen eine klare Absage und nennt triftige Gründe. Nach den erst vergangene Woche bekannt gewordenen Plänen von Ministerpräsident Söder soll die Beamtenfachschule bis 2030 nach Kronach verlegt werden. Diese Überlegungen sind nicht vollkommen neu, heißt es in einer Mitteilung aus dem Landratsamt. Bisher war jedoch immer nur die Rede davon, dass ein Teil der Schule mit etwa 250 Studierenden nach Kronach geht. Um den Spekulationen zu einer Nachnutzung als Gymnasium entgegen zu treten, stellte Landrat Karl Roth am Montagabend klar: „Die zu realisierende Schule in Kronach ist derzeit auf eine Kapazität für 200 Studierende ausgelegt. Am Standort Herrsching gibt es Unterbringungsmöglichkeiten für 600 Studierende. Insgesamt studieren dort 800 junge Menschen auf zwei Jahrgänge verteilt. Diese Zahlen belegen, dass die Umzugspläne noch ganz am Anfang stehen und der anvisierte Zeitrahmen durchaus seine Berechtigung hat. Alleine das spricht gegen eine Nachnutzung als Gymnasium. Zum Vergleich kann ich hier den Fall der Rechtspflegeschule in Starnberg heranziehen. 2015 hat Söder angekündigt, die Rechtspflegeschule in Starnberg nach Pegnitz zu verlagern. Seit dieser Ankündigung sind die Schülerzahlen von 175 auf 350 gestiegen. Hier ist bis heute nichts geschehen. Oder denken wir an die Fernmeldeschule der Bundeswehr in Feldafing.“

Planungen sind weit fortgeschritten

Roth führte weiter aus: „Am Standort Mühlfeld sind alle Grundstücke bereits gesichert. Die Verkehrsanbindung ist bereits erfolgt. Die Planungen sind weit fortgeschritten. Es gibt keine Hindernisse und der Bau des Gymnasium kann zügig und ohne Zusatzkosten voranschreiten. Das Gymnasium kann voraussichtlich 2023 in Betrieb gehen. Diese Zeitschiene jetzt wieder in Frage zu stellen und auf den Abzug der Beamtenfachhochschule zu spekulieren ist in meinen Augen absolut unverantwortlich.“

Von Oliver Puls

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