Janik fuhr fort: Es sei für ihn „ein Vertrauensverlust, verursacht durch den Weg, der hier gewählt worden ist“. Die Grünen hätten sich weder im Hauptausschuss noch einmal zu Wort gemeldet („Nicht eine Frage ist gekommen!“), noch hinterher bei ihm angerufen, um sich über das ihrer Ansicht offenbar verfrühte Ende der Etat-Beratungen zu beschweren. „Wer nie anruft, sind die Grünen“, beklagte sich Janik seinerseits. Stattdessen die Video-PK, der Janik inhaltlich schlechten Stil bescheinigte: „Was man nicht macht, ist, dass man sich einen Mitarbeiter der Verwaltung herauspickt und öffentlich ans Kreuz schlägt“, schimpfte der Bürgermeister, der zugleich einräumte, in seiner Ansprache „vielleicht etwas theatralisch“ geworden zu sein: „Mag sein, dass das alles nicht eure Absicht war“, wandte er sich erneut an Sengl, er wundere sich nur über das Verhalten der Grünen-Fraktion beim Haushalt 2021, denn 2020 sei in den Beratungen ja „auch nichts anderes passiert“.
Was nun aber geschehen sei, habe durchaus auch arbeitsrechtliche Dimensionen, so Janik: Die Grünen hätten „ein völlig falsches Bild“ von der Arbeit Dellers gezeichnet und dabei „ganz schön vom Leder gezogen“ – wenn man dem aber folgte, wäre „das Bild, das die Stadt demzufolge als Arbeitgeber abgibt, jämmerlich“, echauffierte sich der Rathauschef. „Man hätte durch die Presseberichterstattung den Eindruck gewinnen können, der Kämmerer habe alles anderen zur Seite geschoben“, sagte Janik. Die Stadtrats-Grünen ermahnte er abschließend, einen Haushalt, der nun einmal mit Mehrheit so beschlossen wurde, „notfalls Zähne knirschend hinzunehmen“ – er sei über die Vorkommnisse „fassungslos“ und sage dies „jenseits der Fürsorglichkeit des Dienstherrn“.
Janik richtete die letzten Worte seiner Rede direkt an den Fraktionssprecher Franz Sengl, von dem er eine formelle Entschuldigung namens der Grünen-Fraktion erwarte: „Ich möchte von eurer Seite in den nächsten vier Jahren nichts anderes hören als Kritik an Patrick Janik – und sonst nichts. Herr Deller ist das völlig falsche Opfer. Ich darf dich herzlich bitten, in dich zu gehen, Franz: Führe die Fraktion!“ Janik war erkennbar bemüht, unmittelbar im Anschluss eine konfrontative Debatte zu vermeiden: Er bäte deshalb herzlich darum, „nicht erklären zu wollen, was nicht zu erklären und nicht zu rechtfertigen ist.“
Sengl, der sich die Ansprache desBürgermeisters äußerlich ruhig angehört hatte, äußerte sich nach kurzer Sitzungspause so: „Ich verzichte auf eine Erklärung, ich entschuldige mich bei Herrn Deller, bestehe aber auf einem Gespräch mit dem Bürgermeister mit uns Drei (gemeint waren die drei grünen Stadträte, die die Video-Pressekonferenz abgehalten hatten; Anm. d. Red.) und hätte auch gerne den Finanzreferenten dabei.“
Damit wandte sich das Plenum wieder der ursprünglichen Tagesordnung zu. Die Grünen-Fraktion hat mittlerweile eine Liste mit 15 weiteren Einsparvorschlägen zum Verwaltungshaushalt ans Rathaus geschickt. Thomas Lochte