Reisen im herkömmlichen Sinn bietet das Herrschinger Unternehmen seit 2020 nicht mehr an. Diese Entscheidung wurde nach einer durchgeführten Kosten-Nutzen-Rechnung schon vor der Pandemie getroffen. Ohne zu wissen, dass anschließend das Standbein Gelegenheitsverkehrs so einbrechen würde. Doch der Betrieb ist bislang ganz gut durch die Pandemie gekommen, erklärt die Geschäftsführerin. Mitarbeiter seien nicht ausgestellt worden. „Wir brauchen alle Busfahrer“, sagt sie, denn jetzt füllen sich die Auftragsbücher wieder.
Deshalb sei in den vergangenen Monaten nach einer kurzen Zeit mit Kurzarbeit, als auch die Fahrten zu den Schulen ausfielen, einfach „jeder ein bisserl weniger gefahren“ – von der Vollzeit- bis zur 450-Euro-Kraft.
Im Frühsommer fliegen viele Gruppen wieder aus. Sportvereine unternehmen Kurzreisen mit Jugendgruppen, Abiturientinnen und Abiturienten begeben sich auf Klassenfahrt, es gibt wieder Firmenevents und auch die Pfarrämter und Seniorengruppen hätten bereits angefragt, erklärt Elisabeth Orlando-Hiller. „Wir sind zuversichtlich!“ Gerne sei das Unternehmen bereit, die Kunden auch bei der Gestaltung ihrer Ausflüge zu unterstützen.
Nicht ganz so optimistisch wie seine Kollegin aus dem Busreisesektor blickt Marc Thallmair vom Starnberger Reisebüro „exclusive.reisen“ auf die kommende Saison. „Zögerlich“ sei die Haltung“ der Reisenden, deshalb rechnet der Reiseanbieter damit, dass die Bürgerinnen und Bürger auch dieses Jahr „sehr kurzfristig“ wegfahren. Das sei auch auf die Quarantänebestimmungen zurückzuführen, sagt er. Vielen sei es zu unsicher zu verreisen, wenn anschließend die Quarantäne drohe.
Fernreisen sind momentan nicht gefragt, so Thallmair, „es spielt sich alles in Europa ab“. So sei beispielsweise Griechenland wegen des relativ günstigen Preises weiterhin ein beliebtes Urlaubsziel. Seit zwei Jahren läuft das Geschäft nun schleppend, sagt Thallmair, der seit dreißig Jahren in der Reisebranche tätig ist. Wie es in seinem Zwei-Mann-Betrieb weitergeht, hängt vom pandemischen Geschehen ab. „Jeder hofft, dass es wieder losgeht.“ Dienlich für das Geschäft wäre es, „wenn die Reisebeschränkungen komplett fallen würden“, erklärt der Reiseexperte. „Alles andere ist uninteressant“. Seit Pandemiebeginn werde zu wenig an die Reisebranche gedacht, im Vordergrund stünden die Hotellerie und Gastronomie. Doch trotzdem möchte Thallmair weitermachen mit seinem Reisebüro in Starnberg. Schließlich hat er alles getan, um es am Leben zu erhalten. Im Winter bietet er einen Skiservice an und im Sommer ist er im Gartenbau betätigt. „Irgendwas muss man sich einfallen lassen“, ist seine Erfahrung nach zwei Jahren Pandemie.
Birgit Schirmer von „Der Seereisen Planer“ in Starnberg kann in ihrem Büro schon einen leichten Aufwärtstrend feststellen. „Es wird mehr, die Leute wollen raus.“ Unter den Reisenden sind viele Kundinnen und Kunden, die bereits in den vergangenen zwei Jahren gebucht und nun (erneut) umgebucht haben. So wird aus Australien ein Urlaub in Spanien und statt nach Südostasien geht es auf die kanarischen Inseln. „Wenn alles fährt und klappt, schaut‘s gut aus“, lautet ihre optimistische Vorausschau. Doch auch sie bestätigt, dass die Ziele in diesem Jahr „mehr in Europa“ liegen. Viel spiele sich im Mittelmeer ab, zudem seien Norwegen und die Ostsee beliebte Reiseziele mit dem Schiff, zudem Flussreisen auf der Donau, auf dem Rhein und der Rhone in Frankreich. In den Ferienzeiten werde das Angebot sogar schon knapp, mit Flügen etwa. Dann müsse man gegebenenfalls einen Kompromiss eingehen und einen anderen Abflughafen wählen, um aufs Schiff zu kommen, sagt sie.
Im Übrigen berichtet sie auch von vielen Vorzügen, die die Reisenden in den vergangenen zwei Jahren gehabt hätten. „Viele Schiffe sind gefahren“, bestätigt sie. Durch die strengen Hygieneregeln seien mit einer Auslastung von 60 bis 80 Prozent weniger Passagiere an Bord gewesen. Das Verhältnis der Crew-Mitglieder zur Anzahl der Reisenden sei wesentlich besser gewesen. „Die Kunden waren ganz happy“, schildert sie die entspannte Art zu reisen.
Natürlich müsse auch in Zukunft mit Einschränkungen beim Reisen gerechnet werden, sagt Birgit Schirmer. Deshalb sei die Beratung der Reisewilligen derzeit sehr intensiv. „Wir sind auch in dieser Zeit für die Kunden da“, bestätigt die Reiseanbieterin, die nicht ans Aufgeben denkt. Sie ist froh, dass ihrem Büro alle Mitarbeiter treu geblieben sind, auch wenn ihre Einkünfte durch Kurzarbeit zeitweise eingeschränkt waren. Für die Vorsaison gebe es noch preislich attraktive Angebote, kündigt Birgit Schirmer an, für die folgende Saison ziehen die Preise ihren Angeben zufolge wegen der steigenden Nachfrage jedoch wieder an.
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