Diese Zunahme der Ärzteschaft schlägt sich auch in der aktuellen Bedarfsplanungsrichtlinie der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) nieder. Danach wird die Allgemeine Fachärztliche Versorgung im Landkreis wieder in allen Arztgruppen überdurchschnittlich beurteilt. Die KVB bezeichnet auch die Versorgungsgrade bei den Hausärzten in den drei Planungsbereichen Penzberg (128,84 Prozent), Schongau/Peiting (131,09 Prozent) und Weilheim (109,83 Prozent) als überdurchschnittlich.
Nachdem der Altersdurchschnitt der Bevölkerung und die Behandlungszahlen nach wie vor steigen, reicht nach Einschätzung des Ärztlichen Kreisverbandes der Anstieg der Arztzahlen jedoch nicht aus, um zukünftig dauerhaft eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Denn inzwischen schlägt sich laut Kreisverband die gesamtgesellschaftliche Entwicklung, hin zu mehr Teilzeitarbeit und weniger Überstunden, auch in der Ärzteschaft nieder. Dadurch sind mehr Köpfe notwendig, um die freien Stellen in der medizinischen Versorgung zu besetzen und die Zahl der zur Verfügung stehenden Arztstunden konstant zu halten.
Auch die ohnehin angespannte Personalsituation in Praxen und Kliniken droht sich in den nächsten Jahren weiter zu verschärfen: Rund 13 Prozent der berufstätigen Ärzte gehören aktuell der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen an. Besonders zeigt sich das im Landkreis bei den Augenärzten mit einem Anteil von 50 Prozent, den Psychotherapeuten mit 35,2 Prozent und den Hausärzten in Penzberg und Weilheim mit 33,3 Prozent in dieser Altersgruppe. Damit stehen circa 170 Ärzte kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand. Bundesweit kamen im Jahr 2021 auf einen berufstätigen Arzt im Durchschnitt 200 Einwohner – etwas weniger als noch im Vorjahr. Dieser Trend bestätigt sich auch im Landkreis: hier sank das Verhältnis in der letzten Dekade von 296 auf 243 Einwohner pro berufstätigen Arzt ab.
„Die Corona-Pandemie zeigt ganz deutlich, wie kurz die Personaldecke im Gesundheitswesen schon heute ist – in den Pflegeberufen und bei den Medizinischen Fachangestellten genauso wie bei den Ärztinnen und Ärzten in den Praxen, Krankenhäusern und Gesundheitsämtern“, findet Breu. Der enorme Einsatz der Kollegen habe bisher einen Zusammenbruch der medizinischen Versorgung verhindert. Dennoch klagen auch im Landkreis Patienten zunehmend über lange Wartezeiten, die Notfallambulanzen sind überlastet und einzelne stationäre Abteilungen nehmen vorübergehend keine Patienten mehr auf. Die Steuerung der Patienten zum passenden Arzt bindet ärztliche Kapazitäten in der Organisation, die dringend in der Behandlung benötigt werden. „Wir brauchen jetzt eine konsequente Nachwuchsförderung und bessere Ausbildungsbedingungen im ärztlichen Bereich“, kommentiert Breu die Ergebnisse der aktuellen Ärztestatistik.
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Von Kreisbote