Polizeiliches Trainingszentrum: Inbetriebnahme noch 2023 geplant

Murnau ‒ Kabel hängen von der Decke, Werkzeugkisten stehen auf dem Boden, provisorische Lichtkonstruktionen erhellen zumindest ein wenig das noch finster-graue Innere. Keine Frage, das Zentrum für polizeiliches Einsatztraining an der Barbarastraße in Murnau ist noch eine Baustelle. Dennoch ist es bereits jetzt eine Besichtigung wert.
Am vergangenen Mittwoch schaute etwa CSU Staatssekretär Sandro Kirchner vorbei. Einblicke in das Zentrum, das seit rund zwei Jahren im Werden ist und noch in diesem Jahr der Polizei übergeben werden soll.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Polizeiinspektion Murnau laufen die Bauarbeiten. Auf einer Grundfläche von rund 2 600 Quadratmetern steht der Rohbau: 46 Meter lang, 18 Meter breit. Eine Stahlbetonkonstruktion mit Unter-, Erd- und Obergeschoss. Über 1 000 Quadratmeter Nutzfläche. Auch eine markante Fassade trägt der Bau bereits: helle Klinker ummanteln das massive Gebäude.
Dringend notwendig
Es sei ein „besonderer Moment“, das Zentrum zu besichtigen, meinte Staatssekretär Kirchner. Er wollte vor der Besichtigung noch einmal an das Warum erinnern. „Wenn man auf der Höhe der Zeit sein will, ist ein Neubau unumgänglich“, sagte er. Die gegenwärtigen Übungseinrichtungen entsprechen nicht mehr den Anforderungen und können auch nicht erweitert werden. Das neue Zentrum umfasst nun eine Raumschießanlage, Trainingsräume, in denen verschiedene Einsatzszenarien simuliert werden können, und einen Übungsraum für Selbstverteidigung und Nahkampf. Obendrauf kommen Büros, Seminar- und Besprechungsräume. Die genehmigten Gesamtkosten für den Bau belaufen sich auf rund 14 Millionen Euro. „Schon eine Wucht“, meinte Kirchner, aber: „bestangelegtes Geld“.
Im Rahmen einer Führung durch das Zentrum mit Baustellenflair, mauer Belichtung und vielen Kabeln, die wie Lianen von der Decke hingen, gewann man nun einen Einblick in die Zukunft. Neben Kirchner waren unter anderem der Polizeipräsident Manfred Hauser sowie Vertreter des Staatlichen Bauamtes Weilheim und der Gemeinde zugegen, darunter Bürgermeister Rolf Beuting und der stellvertretende Landrat Dr. Michael Rapp. Der erste Raum, ein Multifunktionsraum, der dank flexibler Einbauten eine Wohnung, einen Flur oder eine andere räumliche Gegebenheit darstellen kann, wurde in Augenschein genommen. Als „Herzstück“ bezeichnete Christoph John vom Bauamt diesen. Man könne „möglichst reale Situationen“ nachstellen. Es gebe auch eine Rammtür, an der das Aufbrechen einer Tür geübt werden könne.
Unterirdisch geht es weiter
Ein weiteres „Kernstück“ sei die unterirdische Schießanlage. 25 Meter lang, mit einer großen Lüftungsanlage. Die Wände sollen so gestaltet sein, dass Kugeln an dieser nicht abprallen, sondern von der Verkleidung aufgefangen werden. Insgesamt rund 560 Polizisten und Polizistinnen von 17 Dienststellen aus den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau und Bad Tölz-Wolfratshausen werden hier einmal eine Waffe in die Hand nehmen.
Nach Besichtigung eines Technikraumes, in dem unter anderem ein üppiger grauer Kasten für die Belüftung der Indoor-Schießanlage eingebaut ist und an dessen Decke viele Kanäle für Zu- und Abluft verlaufen, ging es einige Stufen nach oben. Auch in dem Treppenhaus werden einmal Übungen durchgeführt, verriet Joachim Loy, Leiter der Murnauer Polizeiinspektion, als er die Stufen hinaufging. Oben wurde noch der Mattenraum für Nahkampftraining, derzeit liegen freilich noch keine Matten auf den rund 300 Quadratmetern aus, besichtigt. Am Ende ging es in einen Bereich mit üppiger Deckenhöhe und meterhohen Toren. Durch Letztere können später einmal Fahrzeuge ins Innere gebracht werden, um Autokontrollen nachzustellen.
Der Terminplan habe „nicht ganz eingehalten werden“ können, schreibt das Bauamt in einer Presseinformation. Aber momentan sei noch gewährleistet, dass das Zentrum in diesem Jahr an die Polizei übergeben und der Betrieb aufgenommen werden könne.
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