Zudem wird es auch nicht, wie einst gedacht, eine durchgehende Routenführung geben. Die „große Staugefahr in Bad Tölz“ würde wahrscheinlich zu regelmäßigen Verspätungen des Alpenbusses führen, wie Felix Fitz von MVV Consulting ausführte. Er war der Kreisausschusssitzung per Video zugeschaltet.
Der neue Plan: Es gibt jetzt einen Ost- und einen West-Ast. Ersterer verbindet Bad Tölz, Gmund, Miesbach und Rosenheim. Der West-Ast stellt die Verbindung zum Landkreis Weilheim-Schongau her.
Karl-Heinz Grehl (Grüne) kritisierte in der Kreisausschuss-Sitzung, dass von der ursprünglichen Routenführung nur noch „ein Bruchstück“ übrig geblieben sei. Auch von Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder (CSU) wurde bemängelt, dass der Name Alpenbus gar nicht mehr angemessen sei. Ursprünglich sei die Rede davon gewesen, eine Verbindung zwischen Bodensee und Rosenheim zu schaffen. Eine „Pfundsgeschichte“ nannte Ostenrieder das. So wäre eine Verbindung ins Allgäu entstanden. Dabei wären auch Peiting und Schongau angebunden.
Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) hatte an der veränderten Route freilich weniger auszusetzen. Er meinte vor allem im Hinblick auf das Unternehmen Roche, sei es „für den Penzberger Pendlerverkehr eine wichtige Strecke“. „Das nimmt viel Druck von der Straße.“
Für den Alpenbus soll der Tarif an den des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) angelehnt werden. In diesem Zusammenhang sprach Wolfgang Taffertshofer (BfL) davon, dass es ein einheitliches System geben müsse. „Für viele ist es ein Hindernis drei Tickets zu lösen.“ Seiner Meinung nach müsse es möglich gemacht werden, mit einem Ticket von Habach bis nach München zu kommen. Fitz von MVV Consulting erklärte dazu, dass der östliche Teil des Landkreises Weilheim-Schongau bis zur Einführung des Alpenbusses eventuell bereits in das MVV-Tarifgebiet eingebunden ist. Somit bräuchte es dann tatsächlich nur noch ein Ticket bis nach München. Der westliche Teil des Landkreises bleibt bei diesem Szenario aber außer Acht.
Die Zeiten, zu denen der Bus fährt, sehen derzeit wie folgt aus: Von Montag bis Freitag wird stündlich die Strecke Bad Tölz – Penzberg – Habach – Murnau gefahren. In Penzberg wird sowohl am Bahnhof als auch bei dem Unternehmen Roche Halt gemacht. An den Wochenenden werden die Haltestellen in Penzberg ausgelassen. Stattdessen fährt der Alpenbus die Osterseen an, was vor allem für Ausflügler interessant ist. Auch hier soll der Stundentakt beibehalten werden.
Auch wenn die abgespeckte Routenführung für Kritik sorgte, schienen alle Räte dennoch froh über das zusätzliche ÖPNV-Angebot. Wären da nicht die Kosten. Rund 453 500 Euro wird der Alpenbus den Landkreis wohl jährlich kosten. Werden die vermuteten Einnahmen und die Förderung durch den Freistaat dagegen gerechnet, bleiben jährlich etwas mehr als 180 000 Euro, für die der Landkreis aufkommen muss.
Und genau das missfiel Grehl. Er konnte nicht nachvollziehen warum „wir die Adressaten der Kostenübernahme“ sein sollen. „Der Landkreis wird für etwas Überregionales zuständig gemacht.“ Markus Söder habe diese Idee aufgeworfen und damit Wahlkampf gemacht. Grehl war der Meinung, dass eigentlich die Bayerische Eisenbahngesellschaft für dieses Projekt zuständig sei. Er kündigte deshalb an, dass die Grünen-Vertreter im Ausschuss – also er und Katharina von Platen – die Zustimmung zum Betriebskonzept verweigern werden.
Veronika Schellhorn, Referentin für Mobilität und Klimaschutz beim Landratsamt, konnte Grehls Argumentation zwar nachvollziehen: „Ich verstehe Ihren Frust.“ Sie betonte aber auch, dass es sich um eine „wichtige Verbindung handele“, die es „in dieser Qualität“ bisher nicht gebe. Man wolle dann zudem Zubringer nach Penzberg von Peißenberg, Peiting und Schongau installieren.
Schellhorn argumentierte, dass man diese Route irgendwann sowieso hätte bedienen müssen. „Es hätte uns das dreifache gekostet, wenn wir die Strecke selber machen.“ Für den Alpenbus, der als Pilotprojekt auf fünf Jahre ausgelegt ist, gibt es die ersten drei Jahre eine Förderung in Höhe von durchschnittlich 60 Prozent. Zwei weitere Jahre dann immerhin noch 50 Prozent.
Grehl bestand dennoch darauf: „Wehret den Anfängen. Wir sollten auch weiterhin darauf bestehen, dass wir nicht für überregionale Busverbindungen zuständig sind. Sonst können wir uns irgendwann gar nichts mehr leisten.“
Peter Erhard (CSU) sprach ebenfalls sein Verständnis für Grehl aus. „Es wird immer viel versprochen.“ Dennoch: „Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, den ÖPNV zu fördern. Das geht nicht zum Nulltarif.“ Erhard plädierte: „Lieber eine 70-prozentige Lösung als gar keine.“ Auch Ostenrieder, der wie Grehl zuvor die Routenführung bemängelt hatte, wollte sich von den Kosten nicht abschrecken lassen. „Jetzt können wir beweisen, dass wir dazu stehen was wir fordern“, sagte er in Bezug auf die Klimaschutzanstrengungen.
Anders sah das Katrin Neumayr (AfD). Sie stimmte ebenfalls gegen das Betriebskonzept für den Alpenbus. Ausschlaggebend waren auch für sie die Kosten. Der finanziellen Unterstützung des Freistaats konnte Neumayr wenig abgewinnen. „Auch die Zuschüsse sind Steuergelder.“ Somit waren es mit Neumayr, Grehl und von Platen drei Personen, die gegen die weitere Planung stimmten.
Jetzt braucht es noch grünes Licht von den anderen betroffenen Landkreisen. Garmisch-Partenkirchen und Miesbach haben bereits zugestimmt. Betriebsstart könnte dann im Sommer 2024 sein.
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