Betroffene berichtet über ihren Alltag mit Multipler Chemikaliensensitivität

Landkreis – Sie sind praktisch überall, in Kosmetik- und Pflegeprodukten, Wasch- sowie Putzmitteln, Textilien und vielem mehr – Duftstoffe.
Denn wer hat es nicht gerne, wenn die Wäsche gut riecht, man ein neues Parfüm trägt oder die eigene Wohnung mit Raumduft noch einladender wirkt. Duftstoffe – egal welchen Ursprungs – sind ein fester Bestandteil des Alltags geworden. Und für die meisten Menschen stellt das auch kein Problem dar. Anders ist es jedoch für Betroffene von MCS (Multiple Chemikaliensensitivität). Diese zeigen teils schwere Symptome, wenn sie mit Chemikalien und Umweltbelastungen in Berührung kommen. Dabei können schon sehr geringe Konzentrationen, bei denen andere Menschen keine gesundheitlichen Schwierigkeiten haben, zu Beschwerden führen. Laut Umwelt Bundesamt wird mit MCS ein Beschwerdekomplex bezeichnet, bei dem Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Atemprobleme, Symptome des Magen-Darm-Traktes und weitere Störungen verschiedener Organsysteme auftreten können.
Was das im Alltag bedeutet, hat dem Kreisboten eine Landkreis-Bewohnerin berichtet. Seit 2012 sei sie wegen mehreren Beschwerden bei „hunderten“ von Ärzten gewesen, so die Betroffene. Inzwischen wurde zwar mit MCS die richtige Diagnose gestellt, eine Behandlung gebe es jedoch nicht. Es könnten lediglich die Trigger vermieden werden. Aber das ist ziemlich schwierig. Selbst mit Maske könne sie nicht einkaufen gehen, sagt die Landkreis-Bewohnerin, die auch unter mehreren Folgeerkrankungen leidet. Ein Drogeriebesuch sei vollkommen ausgeschlossen. Auch bei neuen Kleidungsstücken ist Vorsicht geboten. Sie müssen nach dem Kauf ausgelüftet und mit Natron gewaschen werden – und selbst dann könne es sein, dass die Duftstoffe noch zu stark sind. Die Problematik betrifft so gut wie alle Neuanschaffungen. Wenn sie sich zum Beispiel ein neues Radio zulege, müsse sie es vor der ersten Benutzung erstmal auslüften lassen, erklärt die Betroffene. Auch habe sie keine Matratze, da sie noch keine gefunden habe, die sie vertrage.
Wie schwierig der Umgang mit MCS für Betroffene ist, wird auch bei sozialen Kontakten deutlich. Private Treffen seien nur sehr eingeschränkt möglich, so die Landkreis-Bewohnerin, die aktuell auch auf der Suche nach einem Hausarzt ist. Wenn jemand zum Beispiel stark parfümiert ist, könne sie ihn nicht umarmen. Durch die Erkrankung könne sie kaum am Leben teilnehmen, bedauert sie. Alleine schon, wenn ihre Nachbarn draußen Wäsche aufhängen, müsse sie das Fenster schließen, beschreibt sie das Ausmaß von MCS bei ihr.
Hinzu komme, dass viele Menschen mit Unverständnis reagieren würden – „weil sie es nicht verstehen“. Daher lebe sie sehr isoliert. Das Ausüben eines Berufs ist ebenfalls nicht mehr möglich. „Ich kann nicht einmal im Garten arbeiten“, beschreibt sie ihre Situation.
Des Weiteren ist es ihr wichtig zu betonen, dass MCS nicht psychosomatisch ist. Natürlich seien die Betroffenen auch mal unglücklich „weil man kein Leben mehr hat“. Allerdings seien die Symptome nicht eingebildet.
Da die Landkreis-Bewohnerin durch MCS und weitere Erkrankungen stark eingeschränkt ist, würde sie sich über Unterstützung – zum Beispiel durch Hilfe bei kleineren Erledigungen – freuen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen läge ihr am Herzen. Interessierte können sich diesbezüglich unter redaktion-wm@kreisbote.de melden.
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