Gemeinde Pähl mit Rekordhaushalt

Pähl – Hoffnung für die Befürworter des Fahrrad- und Fußwegs von Dießen nach Fischen machte Landrätin Andrea Jochner-Weiß bei der gut besuchten Bürgerversammlung im Pähler Pfarr- und Gemeindezentrum.
Ulrike Scharf, die Bayerische Ministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, habe ihr empfohlen, die Gemeinden Pähl und Dießen sollten doch Bürgerentscheide initiieren. Um dann bei einem zu erwartenden positiven Ergebnis mit Nachdruck ein neues Planfeststellungsverfahren in die Wege leiten zu können. Bürgermeister Werner Grünbauer pflichtete dem bei, auch sein Dießener Kollege Herbert Kirsch habe schon seine Zustimmung signalisiert.
Um die Öffentlichkeit zu mobilisieren, will sich Landrätin Jochner-Weiß zusammen mit ihren Kollegen Thomas Eichinger (Landsberg) und Karl Roth (Starnberg) sowie den Bürgermeistern Grünbauer und Kirsch auf‘s Radl schwingen und auf der Birkenallee von Dießen nach Fischen fahren. Auch Ministerin Ulrike Scharf möchte hier unbedingt mitradeln, kennt sie den Weg doch schon von der BR-Radltour, wo sie eine Etappe mitstrampelte.
Neben dem Dauerthema Birkenallee war auch die Asyl-Problematik ein Schwerpunktthema der Versammlung. Angela Pietzker, die Koordinatorin des Pähler Helferkreises, konnte keine Erfolgsgeschichte präsentieren. In der Hirschbergalm, wo seit Juni 2016 junge Männer vornehmlich aus Senegal, Somalia, Sierra Leone, Afghanistan, Irak und Syrien leben, hat sich die anfängliche Euphorie in Frust gewandelt. Man sei mit dem Essen unzufrieden, beklage die fehlende Mobilität, langweile sich und fühle sich, wegen der Abgeschiedenheit der Hirschbergalm, wie im Gefängnis. Da die meisten Bewohner noch im Asylverfahren seien, zum Teil aus sicheren Herkunftsländern kämen, abgelehnt sind und abgeschoben werden sollen, dürfen sie nicht an offiziellen Deutschkursen teilnehmen und auch nicht arbeiten. „Sie können oder wollen nicht zurück, dürfen aber auch nicht hierbleiben – ein Teufelskreis“, klagte Angela Pietzker. Frust, Lethargie, Depressionen und Lagerkoller seien die Folge, zumal einige Asylbewerber kein Geld mehr bekämen, sondern nur nach Sachleistungen.
Der ursprünglich 30-köpfige Pähler Helferkreis schrumpfe aus Resignation, weil viele der Asylsuchenden die Lust am mit viel Liebe aufgebauten freiwilligen Schulungsprogramm verloren hätten. Den ursprünglichen Alphabetisierungs- und Deutschunterricht in der „Kleinen Schule“ habe man schon auf drei Tage reduziert. Der Helferkreis versuche trotzdem alles, um die Gäste bei Verwaltungsangelegenheiten, Interview-Vorbereitungen, Arztbesuchen, Fahrradtrainings etc. zu unterstützen. „Wir tun dies aus einem Akt der Nächstenliebe und Humanität, aber auch, um Ruhe in Pähl zu haben“, betonte Angela Pietzker und dankte ihren Mitstreitern. Aus dem Publikum kam die Bitte an Landrätin Jochner-Weiß, die Asylbewerber ohne Geldzuweisung wenigstens mit Omnibustickets und Prepaid-Handykarten auszustatten, damit sie mobil sind und mit ihrer Heimat kommunizieren können.
Nach der Asylproblematik kam Bürgermeister Grünbauer wieder auf die gemeindlichen Belange zurück. So sollen bei der baulichen Entwicklung der Dorfcharakter erhalten bleiben, Bauland behutsam ausgewiesen und das Einheimischenmodell bevorzugt werden. Die notwendige Erweiterung des Kindergartens sei soweit vorangekommen, dass sich der Gemeinderat mit 11 zu 4 Stimmen auf den Ausbau des PGZ-Stüberls im Pfarr- und Gemeindezentrums ausgesprochen habe. Ein weiteres Thema der Bürgerversammlung war das Erholungs- und Badegebiet Aidenried, wo es vielen Pählern und Fischenern beim Ausbau zu langsam voran gehe. Grünbauer konnte insofern beruhigen, dass der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung über die Zwischenlösung eines Kiosks für Getränke etc. beraten werde.
Mit einem Rekordhaushalt von neun Millionen Euro für 2017, einer positiven Entwicklung der Gewerbe- und Einkommenssteuer, „gesunden“ Rücklagen und einer Reduzierung des Schuldenstands sehe Grünbauer sehr positiv in die Zukunft. Innerhalb des Landkreises Weilheim-Schongau gehöre Pähl stets zu den „Top 3“, wie er mit Stolz erläuterte. Und augenzwinkernd zu Landrätin Jochner-Weiß: „Wir zahlen gerne die Kreisumlage, obwohl sie mit 56 Prozent eine der höchsten in Bayern ist.“ Die brauche man auch, konterte die Landrätin. Instandhaltung, Renovierung oder Neubau von 17 weiterführenden Schulen, die Krankenhaussanierung, Straßenausbau und vieles mehr verschlinge eben Unsummen. Letztendlich profitierten ja auch die Gemeinden von einem intakten Landkreis.
Von Dieter Roettig