Vollkommen verzichten auf Erdgas möchte man zukünftig in der Kreisstadt beim Landratsamtsgebäude I, der Landwirtschaftsschule sowie bei der neuen Berufsschule. Für alle drei Gebäude ist eine Befeuerung mit Hackschnitzeln geplant.
In der Sitzungsvorlage wird zusammengefasst: „Der Großteil der Liegenschaften wird also entweder direkt oder indirekt mit Erdgas beheizt. Auch die von extern bezogene Wärme basiert fast überall ganz oder überwiegend auf Erdgas.“ Das zu ändern, ist allerdings nicht so einfach, wie ebenfalls aus der Sitzungsunterlage hervorgeht: „Aufgrund der meist großen und heterogenen Liegenschaften mit mehreren Gebäudeteilen und ihren bauzeitgemäß auf hohe Vorlauftemperaturen ausgelegten Heizungssystemen ist ein flächendeckender Umstieg auf regenerative Wärmeerzeugung nicht kurzfristig realisierbar.“ Dennoch sollen die Möglichkeiten und Kosten im Einzelfall untersucht werden.
Was PV-Anlagen angeht, sieht es im Landkreis recht gut aus. Steinbach erklärte, dass „alle sich ‚aufdrängenden‘ geeigneten Dachflächen“ bereits ausgestattet seien. Ein Großteil davon wird von der EVA GmbH betrieben. Alle PV-Anlagen zusammengerechnet kommt man laut Steinbach auf eine Leistung von etwa 1 275 kWp.
Die Kommunale Bauverwaltung werde eine Prüfung weiterer Kreisliegenschaften vornehmen. Insbesondere in Schongau wird es aber wohl etwas schwieriger werden. Wie Steinbach ausführte, seien hier „Belange des Denkmalschutzes zu klären“.
So weit so gut. Doch auch wenn der Landkreis auf dem richtigen Weg ist, bleibt noch viel Luft nach oben. Steinbach sprach über Energieeinsparungen im kommenden Herbst und Winter. Wie jedes Jahr, werde auch heuer ein „Wintercheck“ bei den Heizungsanlagen durchgeführt. Dabei könne die Raumtemperatur angepasst werden. Ein Grad weniger würde rund sechs Prozent einsparen. Allerdings wird die Coronapandemie ein Problem darstellen. Denn durch das regelmäßige Lüften und das gleichzeitig weniger Heizen, kühlen die Räume stärker aus. Steinbach sprach von einem erhöhten Gesundheitsrisiko sowie erhöhter Schimmelgefahr. Die Einsparmöglichkeiten würden zwar überprüft, „sind aus Sicht der Bauverwaltung jedoch leider als überschaubar einzustufen“.
Ebenfalls einen geringen Gewinn erwartet Steinbach bei der Abschaltung der Durchlauferhitzer an den Waschbecken. „Keine riesen Einsparung“, aber dennoch eine „verzichtbare Komforteinrichtung“. Mit kaltem Wasser gehe das Händewaschen genauso gut.
Deutlich mehr Potential gibt es da beim Hallenbad in Weilheim. Das ist mit Abstand der größte Energiefresser unter den Liegenschaften. Steinbach erklärte, dass die Wasser- und Raumtemperatur um zwei bis drei Grad gesenkt wird. Bis zu 25 Prozent ließen sich dadurch einsparen. Doch ob das auf lange Sicht reicht? Steinbach brachte auch eine mögliche Schließung des Hallenbads ins Spiel. Bei einer zu befürchtenden Vervierfachung des Gaspreises würde das Bad zusätzlich circa 360 000 Euro an Heizkosten verschlingen. Das Defizit stiege damit auf eine Millionen Euro pro Jahr an, rechnete Steinbach vor. Nicht zu vergessen, dass steigende Stromkosten den Betrag wahrscheinlich weiter wachsen ließen. Man müsse sich, so Steinbach, überlegen, was man sich noch leisten könne und wolle.
Zudem ist es auch möglich, dass die Bundesregierung verfügt, Schwimmbäder zu schließen, um private Haushalte und die Wirtschaft weiterhin mit genug Gas versorgen zu können. „Bei der Frage, will ich meinen Job behalten oder weiterhin Schwimmen gehen, dürfte die Antwort bei den Allermeisten sehr eindeutig ausfallen“, ist sich Steinbach sicher.
Entschieden haben die Kreisräte allerdings noch nichts. Auch, welche Auswirkungen die Energiekrise auf den Haushalt haben wird, bleibt abzuwarten. Aus der Sitzungsvorlage geht jedoch hervor: „Vorsichtig geschätzt ist 2022 mindestens von einem zusätzlichen Bedarf von circa 600 000 Euro und ab 2023 mit mindestens der Verdoppelung der entsprechenden Haushaltsansätze in einem Umfang von bis zu circa einem Prozentpunkt des Hebesatzes der Kreisumlage auszugehen.“
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