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Wo landet der gelbe Sack?

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Der gelbe Sack ist für leere Verkaufsverpackungen aus Kunststoff und Metall gedacht, wie Joghurtbecher, Spülmittelflaschen und Schraubverschlüsse. © Maria Hofstetter

Landkreis – Wenn Fritz Raab im Kreistag Rechenschaft über den Betrieb der Erbenschwanger Verwertungs- und Abfallentsorgungsgesellschaft (EVA) ablegt, dann sind das eigentlich immer erfreuliche Berichte. Auch in der jüngsten Gremiumssitzung präsentierte der Geschäftsführer positive Zahlen.

Bei einem Jahresumsatz von 12,3 Millionen Euro schloss die EVA, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Landkreises Weilheim-Schongau, das Geschäftsjahr 2018 mit einem Überschuss von rund 171 000 Euro ab. Das Müllaufkommen je Landkreisbewohner lag bei 523 Kilogramm, die Abfallverwertungsquote bei 88,1 Prozent: „Das ist ein bayernweiter Spitzenwert“, so Raab.

Investiert wurde im Jahr 2018 unter anderem in die Errichtung einer 2,2 Millionen Euro teuren Presswasservergärungsanlage. Die Testphase ist inzwischen angelaufen und die Anlage soll nach der Abnahme noch heuer ihren regulären Betrieb aufnehmen. Vom Kreistag wurde Raabs ausführliche Berichterstattung wohlwollend zur Kenntnis genommen. Fleißig debattiert wurde allerdings über den gelben Sack. Vize-Landrat Karl-Heinz Grehl (Grüne) stellte dessen Entsorgungspraxis in Frage. Die Landkreisbürger würden demnach zwar fleißig ihren Müll trennen, aber dann werde der gelbe Sack nach Indonesien verschifft und dort ins Meer geschüttet. Das zumindest habe er in der Zeitung gelesen. „Haben wir Einfluss auf die Praxis? Wo landet der gelbe Sack?“, wollte Grehl von Geschäftsführer Raab wissen.

„Die Antwort ist nicht einfach“, erwiderte der EVA-Geschäftsführer. Die gelben Säcke aus dem Landkreis würden zu einer Sortieranlage an den Münchener Flughafen gebracht – „das wissen wir noch, aber dann hört´s auch schon auf“, musste Raab einräumen. Ein Teil lande in Verbrennungsanlagen, der Rest werde wohl ins Ausland gebracht. „Das werden wir nicht ändern können. Wir haben keinen Einfluss auf die Verwertungsebene“, erklärte Raab.

Damit gab sich Grehl aber nicht zufrieden: „Das ist kein Vorwurf an Sie“, ließ Grehl Raab wissen. Im Landkreis laufe alles wunderbar, aber man müsse Druck auf die Firmen machen, die den gelben Sack verwerten. Der Müll komme schließlich zum größten Teil aus den Industrieländern. „Die Recycling-Quote in Bezug auf den gelben Sack ist denkbar niedrig, das muss man deutlich sagen“, konstatierte der Vize-Landrat.

Grehls grüner Fraktionskollege Hans Schütz warnte jedoch vor Pauschalaussagen. Die könnten die vorhandene „Trennfreude“ bei den Landkreisbürgern negativ beeinflussen.

Von Bernhard Jepsen

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