Mit klaren Worten füllte Raab auch die Begründung für seinen Abschied aus dem Gremium. „Aus einem gewissen Frust heraus“, gab er unmittelbar zu Beginn seiner Ausführungen bekannt. Begonnen habe das Ganze, das Gefühl, vor einem Jahr. Gemeinsam mit einem Ratskollegen habe er da den Vorschlag unterbreitet, dass das Gremium an einem extern moderiertem Teambuilding teilnehmen könne. Als Anlass brachte Raab „Spannungen“ und „Lagerbildungen“ vor. Bis heute, so meinte Raab, sei das Misstrauen nicht gänzlich verschwunden. Doch nicht nur Corona „erschwerte“ eine potenzielle Realisierung. Bei dem Vorstoß habe er „sehr viel Widerstand gespürt“.
Die Entscheidung, das Ehrenamt niederzulegen, „ist mir nicht leicht gefallen“. Dr. Raab möchte sich nun Dingen widmen, „für die mein Herz schlägt“. Es sollte aber auch ein Abschied voll Dankbarkeit sein. „Ich möchte allen für die vielen Gespräche danken“, für die Austausche von Gedanken, positive, konstruktive. Auch „persönlich“ habe ihn die Arbeit „bereichert“, habe er doch Vieles über Gemeinde und Gemeindearbeit gelernt. „Den Stab“ übergebe er nun an seine Nachfolgerin, Claudia Lehmann. Stewens dankte Dr. Raab „für die Standpauke“ und bat ihn, „Ihren Grünen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen“.
Anschließend vereidigte die stellvertretende Bürgermeisterin Nachfolgerin Claudia Lehmann, die fortan für Dr. Raab auch im Hauptverwaltungsausschuss und im Werkausschuss sowie als stellvertretendes Mitglied im Bauausschuss sitzt. Dr. Raabs Referentenposten für Umweltschutz, Klimaschutz und Energie besetzt fortan Simon Pittrich (ÖDP/Bürgerforum). Die stellvertretende Mitgliedschaft im Rechnungsprüfungsausschuss für die Gemeindewerke übernimmt Hans Kohl (Grüne). Claudia Lehmann war an der dritten Nachbesetzungsstelle gestanden. Die ersten beiden potenziellen Nachrücker hätten laut Stewens abgelehnt.
Zehn Jahre lang führte Lehmann ein Fachgeschäft für Kurzwaren und Stoffe in Murnau, „aktuell bin ich im Hintergrund im Laden meines Mannes tätig (Radlstadl Murnau) und bin im Vorstand des Makerlab“, berichtet die 58-Jährige wenige Tage nach der Sitzung. Und mehr noch: „Ich bin zwar kein Parteimitglied, mache aber dennoch mit Überzeugung grüne Politik. Meine Themen sind die Verkehrswende und im Prinzip alles, was uns resilient macht, dem Klimawandel zu begegnen, auch oder gerade für die, die nach uns kommen.“ Zugleich betont sie: „Ich mache mir aber keine Illusionen, Politik lebt auch vom Kompromiss.“
Die Entscheidung, ins Gremium einzutreten, scheint dabei wohl durchdacht. „Die Nachfolge im Gemeinderat hat mich zunächst schon sehr überrascht und ich habe es mir genau überlegt, ob ich ein zweites arbeitsintensives Ehrenamt schaffe. Doch ich habe mich damals aufstellen lassen, und dann mach ich das auch“, sagt Lehmann. Vorab habe sie „sehr positive Gespräche“ mit Fraktionskolleginnen und Fraktionskollegen geführt. Zu ihrer ersten Sitzung meint die 58-Jährige unter anderem, dass sie „freundlich aufgenommen wurde“. Und: „Natürlich wurde kontrovers diskutiert, aber so ist das eben.“
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