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Krankenhaus GmbH: Lagebericht im Kreistag vorgestellt

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Von: Bernhard Jepsen

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Arzt mit Stethoskop und Fragezeichen
Klare Prognosen für die Zukunft seien nicht möglich. © Symbolbild: Bildagentur PantherMedia / Ronalds Stikans

Weilheim-Schongau – Die zunehmende Ambulantisierung und die Corona-Pandemie sorgen für einen massiven Rückgang bei den stationären Fallzahlen: Es war ein ernüchternder Bericht, den Thomas Lippmann zur Lage der Krankenhaus-GmbH des Landkreises in der jüngsten Sitzung des Kreistags präsentierte. Der Geschäftsführer und sein Stellvertreter Claus Rauschmeier stuften die allgemeine Lage der Krankenhäuser in Deutschland als „dramatisch wie noch nie“ ein.

Obwohl das Betriebsergebnis für 2021 „nur“ ein Defizit in Höhe von 6,7 statt der im Wirtschaftsplan kalkulierten 8,5 Millionen Euro ausweist, analysierte das Geschäftsführer-Duo minutiös die Probleme der Krankenhaus-GmbH mit ihren beiden Standorten in Weilheim und Schongau – unter anderem am Beispiel der Notaufnahme an der Schongauer Klinik. Die habe 2021 Vorhaltekosten für Personal und Sachaufwand von zwei Millionen Euro produziert. Dem würden lediglich Erlöse in Höhe von 730 000 Euro gegenüberstehen – allerdings nur unter der Voraussetzung einer Anerkennung als „Basis-Notfallversorgung“ (unter anderem fachliche und organisatorische Einheiten mit eigenem Ärzteteam, Schockraum, sechs Intensivbetten, 24-Stunden-CT-Bildgebung). Nur dann fließen Zuschüsse, ansonsten würde das Defizit sogar bei etwas mehr als 1,8 Millionen Euro liegen. „Wir haben mit Weilheim und Schongau zwei Notaufnahmen. Also trifft es uns auch zweimal“, so Rauschmeier. Verschärft wird das Problem durch die zu geringe Akzeptanz der Kliniken im medizinischen Spektrum außerhalb der Notfallversorgung. Noch immer lassen sich weniger als 50 Prozent der potenziellen Patienten im Landkreis in den Kliniken in Schongau oder Weilheim behandeln. „In die Notaufnahme geht man gerne um die Ecke, aber die Schilddrüse lässt man sich in München machen“, kritisierte Lippmann.

Des Weiteren machen der GmbH die Fallpauschalen zu schaffen (Rauschmeier: „Das System ist grausam“) und die Personalkosten für die rund 1 400 Mitarbeiter. „75 Prozent des ganzen Geldes fließen in die Personalkosten“, erklärte Lippmann. Das entspreche aber auch der Ausrichtung der Krankenhaus-GmbH: „Wir verstehen uns als soziale Einrichtung.“ Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) stieß ins gleiche Horn: „An erster Stelle stehen bei uns die Patienten und an zweiter die Mitarbeiter. Wir werden alles tun, um im Landkreis eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in kommunaler Hand zu sichern.“

Während Michael Deibler (CSU) Lippmanns Bericht als klares Signal für ein Zentralklinikum wertete („Das ist alternativlos. Lasst uns in der Sache an einem Strang ziehen“), wollte Franz Seidel (BfL) wissen, welche Defizitzahlen denn in naher Zukunft und mit einem möglichen Zentralklinikum realistisch wären. Lippmann sprach von „Glaskugel lesen“. Es gebe derzeit „null Planungssicherheit“ in der deutschen Krankenhauslandschaft. Eine Aussage, die für Raunen im Plenum sorgte. Wenn die beiden Standorte im Landkreis auf einen reduziert werden, so Lippmann, würde sich wohl ein mittlerer, einstelliger Defizitbetrag pro Jahr ergeben. Das Schlusswort in der Debatte hatte die Landrätin: „Keiner weiß, wie es weitergeht. Aber eine schwarze Null werden wir auch mit einem Zentralklinikum nicht schreiben.“

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