Der Tenor aller Teilnehmenden war vermeintlich einhellig: „Wir brauchen weniger Polarisierung und müssen mehr miteinander reden.“ Dass darunter allerdings jeder etwas anderes versteht, wurde gleich zu Beginn klar, als Wörmann Neumaiers Buch kritisierte – und dafür wohl ein Zitat aus dem Zusammenhang riss, was der Autor umgehend klarstellte.
Auch über die Frage, ob man einzelne, fürs Reh besonders verlockende Bäume, bei Bedarf vor Wildverbiss schützen sollte, gab es keine Einstimmigkeit. So sagte Waldeigentümer Wolfgang Scholz: „Ich bin nicht einverstanden, Bäume zu schützen.“ Dafür, dass es in seinem Wald eine Tannenverjüngung ohne Schutz gibt, nehme er in Kauf, dass man in seinem Wald kaum noch Rehe sieht, „mit abnehmender Tendenz“. Tierschutz-Vertreterin Tessy Lödermann hielt dagegen: „Ich werde nie verstehen, dass die Verbände, die fordern, unzählige Kilometer Wolfsschutzzäune aufzustellen, es ablehnen, Bäume zu schützen.“
Wildbiologin Dr. Christine Miller, die den Naturschutzverein Wildes Bayern vertrat, wies darauf hin, dass man sich, wenn man eine Population beeinflussen wolle, erstmal mit den Fakten auseinandersetzen muss. „Wenn ich das tue, dann gewinne ich womöglich einen neuen Partner in der Waldbewirtschaftung“, sagte sie. „Denn es gibt nicht nur einen Wildschaden, sondern auch einen Wildnutzen. Aber dafür muss ich tiefer in den Materialkoffer des Jagdmanagements greifen als bloß mehr zu schießen.“
Ritter Vollrad von Poschinger, Vertreter der Jagd und gleichzeitig gelernter Forstwirt und Waldbesitzer, wies darauf hin, dass die Jagdausbildung in Schnellkursen nicht geeignet sei, Revierpächter ausreichend auszubilden. Er bemängelte, in Übereinstimmung mit Thomas Grebenstein, dass manche Jäger nur an der Feld-Wald-Grenze jagten und das Wild damit in den Wald trieben. Als Stellschrauben, die nicht genutzt würden, nannte er zum Beispiel Intervalljagden oder Schwerpunktansitze.
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Von Kreisbote