Insgesamt durfte sich der veranstaltende Lichtkunstverein über geschätzte 20 000 Besucher und Besucherinnen freuen, die an den beiden Tagen in die Kreisstadt kamen. Dabei sei Samstag – auch wetterbedingt – der stärkere Tag gewesen, berichtete Geist. „Wir sind sehr zufrieden mit der Besucherzahl“, so der künstlerische Leiter. Trotz der hohen Besucherzahl verlief das Festival komplett friedlich und weder Sicherheitsdienst noch Polizei mussten eingreifen. „Ich bin glücklich, dass die Kunst so viele Menschen ansprechen konnte“, zog Geist eine durchweg positive Bilanz.
Nach den Erfolgen 2016 und 2018 hat es der Lichtkunstverein wieder geschafft, tausende Menschen nach Weilheim zu locken. Diese betrachteten oft gespannt die Installationen der Künstler und Künstlerinnen oder interpretierten das Gesehene. Viele nutzen das Festival, um sich mit Freunden zu treffen. Die gastronomischen Angebote am Kirchplatz und an der Pöltnerstraße/Ecke Greitherstraße stießen auf großen Anklang. Auch das „Lichtkunst-Bier“ sah man an den beiden Abenden vielerorts in den Händen der Besucher.
Das Lichtkunstfestival solle „Licht und Freude“ zu den Menschen bringen, sagte Ragnhild Thieler, erste Vorsitzende des Lichtkunstvereins sowie Kulturreferentin der Stadt, bei der Eröffnung. Neben dem künstlerischen Leiter Philipp Geist, der wieder internationale Künstler in seine frühere Heimatstadt Weilheim gebracht habe, dankte Thieler den öffentlichen und privaten Sponsoren. Diese hätten es möglich gemacht, dass Festival wieder mit freiem Eintritt anzubieten. Ebenso ging der Dank der Vereinsvorsitzenden an die Helfer, Anwohner und Geschäftsleute – sowie in besonderem Maße an die Weilheimer Stadtwerke. Ohne das Team um Stadtwerke-Chef Peter Müller „ginge gar nichts“, machte Thieler deutlich. Lob gab es außerdem für das Organisationsteam um Gesamtleiter Günter Morsack, welches „sehr viel Arbeit“ gehabt hätte.
Des Weiteren ging Thieler auf den Kritikpunkt Stromverbrauch ein. Dieser sei nach realen Berechnungen zu gering, damit er eine Absage der Veranstaltung gerechtfertigt hätte. Weilheims Bürgermeister Markus Loth freute sich in seiner Rede ebenfalls, dass Weilheim wieder leuchtet. Durch das Festival werde die Kreisstadt in ein außergewöhnliches Licht getaucht. Auch er war sich sicher, dass die Entscheidung, es trotz Energiekrise zu veranstalten, richtig gewesen sei. Einerseits hätten sich die Veranstalter viele Gedanken gemacht, wie die Energie möglichst effizient genutzt werden kann. Andererseits sei es wichtig, dass Kunst sichtbar bleibt – gerade wenn die Zeiten düster sind.
Philipp Geist freute sich bei der Eröffnung darüber, dass bisher alle Künstler, die er für die Festivals in 2016, 2018 und 2022 angefragt habe, auch seiner Einladung nach Weilheim gefolgt sind. Er mache sich im Vorfeld „wahnsinnig viele Gedanken“, welchen Künstler er für welchen Ort anspreche. Zwischen ihnen müsse nämlich ein Zusammenspiel entstehen.
Vertreten waren heuer Teresa Mar mit ihrer Lichtprojektion „Radiance“ an der Städtischen Musikschule, Romain Tardy mit der modularen Licht- und Soundinstallation „Future Ruins – Act II” Am Riß/Historische Stadtmauer (Musik: Loran Delforge aka Before Tigers), die ruestungsschmie.de mit dem Videomapping „XYZ3“ an der Jahnhalle (Musik: zirqule – wormhole adventure trips) und Julian Mayer mit der Lichtinstallation „Aus meiner glühenden Mitte“ am Stadttheater.
Geist selbst lieferte zusammen mit dem Weilheimer Chorkreis und Musik von dem Berliner Künstler Lukas Taido eine beeindruckende Show am Marienplatz. Unter dem Titel „WIR – Weilheim“ waren bei der Installation unter anderem Bilder von Weilheimern zu sehen, die sich zuvor bei einem Shooting hatten fotografieren lassen. Auch wurden Bilder von historischen Persönlichkeiten der Kreisstadt eingeblendet. Es habe eine unglaubliche Wirkung, so Geist, wenn sich die Menschen selbst auf den Fotos erkennen würden. Das sei „sehr intensiv“. Auch die Namen der Teilnehmenden, die sie im Vorfeld selbst einsprechen durften, wurden vor Ort abgespielt. Zudem las der deutsche Film- und Theaterschauspieler Waldemar Kobus den letzten Brief des in Weilheim geborenen Lyrikers Willi Schmid, der von den Nazis ermordet wurde. Texte und Gedichte Schmids wurden wiederum im Gesang des Chorkreises aufgenommen. Die Vorbereitungen für diese Installation seien „extrem aufwendig“ gewesen, sagte Geist. Umso glücklicher zeigte er sich im Nachgang, dass alles so gut geklappt habe.
Grund zur Freude gibt es für Geist auch bezüglich des Feedbacks seiner Kollegen. Diese seien „komplett begeistert“ gewesen, teilte der künstlerische Leiter mit. Vor allem von der „großartigen Teamleistung“ des Lichtkunstvereins. Die Veranstaltung würde nicht mit einem großen Budget sondern mit einer hohen Qualität überzeugen, so Geist. „Ich fand bisher jedes Festival hervorragend.“
Besonders wichtig, wie sowohl Thieler als auch Geist betonten, sei dem Verein die Zusammenarbeit mit der örtlichen Mittelschule gewesen. Das Projekt „Lichterbaum“, welches noch bis Ende des Monats in der Galerie ZwischenRaum besichtigt werden kann, wurde von sechs Schülerinnen geplant und umgesetzt (wir berichteten). Zur Seite stand ihnen dabei der Künstler László Rácz. Auch die Ausstellung im Stadtmuseum mit Exponaten und Videos der teilnehmenden Künstler kann noch bis zum 26. November besucht werden.
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