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Murnau: Kein genossenschaftlicher Wohnbau auf dem James-Loeb-Areal

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Von: Antonia Reindl

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Das James-Loeb-Haus in Murnau
Imposante Erscheinung_Das James-Loeb-Haus umgeben von viel Grün und Bäumen. © Reindl

Murnau – Ein verlässlicher Indikator dafür, dass eine ausführliche Diskussion im Murnauer Marktgemeinderat ansteht? Gut gefüllte Zuhörerreihen. So war das schon oft in der Vergangenheit der Fall – und auch in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Eine mögliche genossenschaftliche Wohnbebauung auf dem James-Loeb-Areal zieht einige Interessierte, darunter Anwohner und Anwohnerinnen, ins Rathaus. Nach einer langen Debatte steht dann fest: Das James-Loeb-Haus, einst Gemeindekrankenhaus, bleibt für sich.

Die Bebauung wäre „zu massiv, zu hoch“, kritisiert ein Zuhörer in der Bürgerfragestunde und spricht von zunehmender Verkehrsbelastung, einer weichenden Streuobstwiese, Oberflächenversiegelung. Ein Unterfangen, dass Auswirkungen auf die gesamte Marktgemeinde haben werde, gibt eine Zuhörerin zu bedenken. Dann obliegt es dem Marktgemeinderat zu diskutieren. Und man nimmt sich viel Zeit dafür. Zunächst Michael Manlik (ÖDP/Bürgerforum). Schließlich fußt die Debatte auf einem Antrag von ÖDP/Bürgerforum. In diesem heißt es in einem von zwei Beschlussvorschlägen, dass die Marktgemeinde ein Grundstück von rund 2 000 Quadratmetern sowie eine Teilfläche im Norden von circa 1 000 Quadratmetern auf dem James-Loeb-Areal für ein genossenschaftliches Wohnprojekt im Erbbaurecht zur Verfügung stelle.

Definition eines Notgroschens

„Wohnen ist Luxus geworden“, findet Michael Manlik. Man brauche „dringendst bezahlbaren Wohnraum“, andernfalls werde man ein „massives Strukturproblem bekommen“. Die Fläche am James-Loeb-Areal, sie wäre „prädestiniert dafür“. Kritisch betrachtet er die Bezeichnung des Grundstücks als Notgroschen. Würde man diesen in Notzeiten verkaufen, dann sei es ein „Spekulationsobjekt“. Würde man dagegen unter Notgroschen verstehen, die Fläche für eine weitere Entwicklung des Krankenhauses offenzuhalten, müsse man das dann auch klar definieren.

Wenn Felix Burger (SPD) auf das Areal blickt, dann „seh‘ ich eine tolle Wiese und einen tollen Baumbestand“. Er könne sich dort „vielleicht“ kommunalen anstelle genossenschaftlichen Wohnbaus vorstellen, dann aber nicht „in dieser Dimension“. Er wolle nichts verbauen. Man müsse Wohnraum schaffen, meinte Phillip Zoepf (Mehr Bewegen), aber eben nicht dort. Er schlägt vor, ein anderes Grundstück zu suchen, dass man ordentlich entwickeln könne. Ein Erbpachtmodell sehe er auf dem Areal nicht, meint Dr. Michael Rapp (CSU), „die Grundlagen stimmen nicht“. Er appelliert, an die Zukunft zu denken. Denkbar wären etwa Palliativstationen, „die brauchen Garten“. Auch mahnt Rapp: „Derjenige, der uns das hinterlassen hat, wollte was für die Allgemeinheit tun“. An den Zahlen ist Michael Hosp (CSU) hängengeblieben. „Selbst wenn ich das schönrechne“, es sei „nicht tragbar“. Auch erinnert er an andere Wohnbauprojekte, „die nächsten Jahre kommen 200 bis 250 Wohneinheiten“. Daher fragt er: „Müssen wir das da draußen auf Gedeih und Verderb machen?“

Drei Geschosse im Schatten

Zukunftspläne schön und gut. Doch Manlik bittet Rapp, dabei auch „konkret“ zu werden. Auch meint er: „Es ist mir klar, dass das heute abgelehnt wird“. Hans Kohl (Grüne) findet, dass man auf dem Areal bauen könne, „vernünftig und sozial verträglich“. Nun aber finde man „tausend Argumente, warum wir das nicht machen“. Keine Alternative sieht Simon Pittrich (ÖDP/Bürgerforum) und glaubt, dass „im Schatten des James-Loeb-Geländes Dreigeschossigkeit möglich“ sei. Maria Schägger (Freie Wähler) spricht sich klar „gegen Bebauung jeglicher Art an dieser Stelle“ aus. Sie sei aber offen für andere Grundstücke. Claudia Lehmanns (Grüne) Eindruck, es bestehe ein Defizit bei der Auseinandersetzung mit dem Innovationsquartier (IQ) im James-Loeb-Haus, teilt Schägger nicht. Es stelle sich nur die Frage, ob dieses noch so laufe, wie man sich das vorstelle.

Bebauung „mit Gewalt“

Man beschäftige sich gar „intensiv“ mit dem IQ, betont Rudolf Utzschneider (CSU), der den „Eindruck“ habe, dass „dieses Grundstück vom Bürgerforum mit Gewalt bebaut werden muss“. Er weist darauf hin, dass mehr Wohnungen nicht automatisch eine Lösung sind: Der Wohnungsmarkt sei ein „Angebots- und Nachfragezyklus“. Was bezahlbaren Wohnraum anbelangt, so regt Utzschneider die Erstellung eines qualifizierten Mietspiegels an. Dafür ist auch Veronika Jones-Gilch (Grüne). Auch sie ist offen für andere Grundstücke, meint mit Blick auf das James-Loeb-Areal aber auch: „Ich sehe nicht, dass wir morgen das Gebäude hinknallen“. Die Aufstellung eines Bebauungsplans „heißt nicht, wir bauen morgen“. Utzschneiders Gewalt-Ausdruck missfällt nicht nur Stephanie Neumeir-Schrank (Grüne), sondern auch Wolfgang Küpper (ÖDP/Bürgerforum). „Wir bauen nicht gewaltsam“, meint er. „Mit Gewalt“ sei eine Redewendung, so Utzschneider. Küpper beschäftigt aber nicht allein dieser Ausdruck, sondern auch ein „Dilemma“: Auf der einen Seite ein historisches Gebäude mit Alleinstellungsmerkmal, auf der anderen Seite Wohnungsmangel. „Ich weiß, dass das ein schwieriges Unterfangen ist.“

„Ein großer Fehler“

Welf Probst (Freie Wähler) erinnert, wie auch seine Kollegin Schägger, dass man in der Vergangenheit 31 Wohnungen an der Barbarasiedlung einfach aus einer 20 Jahre bestehenden Sozialbindung entlassen habe. „Das sind Sachen, die dürfen nicht passieren.“ Das sei „ein großer Fehler“ gewesen. Auch blickt er auf den Kemmelpark. Dort habe man einst „super Grundstücke“ zu guten Preisen erschlossen. Inzwischen würden dort „horrende Preise“ aufgeworfen werden. Am Ende der Diskussion heißt es: Keine genossenschaftliche Wohnbebauung des Areals. Das geht aus einem mehrheitlich (14:10) gefassten Beschluss des Marktgemeinderates hervor. Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum) hofft nun, dass sich der Marktgemeinderat „zu anderen Grundstücken Gedanken macht.“

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