Oswald Pehel, Geschäftsführer des Tourismus Oberbayern München, ist sich sicher: „Der Arbeitskräftemangel birgt erhebliche wirtschaftliche Risiken. Wenn Häuser schließen oder ihre Öffnungszeiten verkürzen müssen, verschlechtert sich das Angebot für die Gäste und auch die Einheimischen. Oder die Preise müssen erhöht werden. Das ist auch den Bayernreisenden, die von uns eine hohe Qualität gewohnt sind, nicht immer vermittelbar. Auch die Gastfreundschaft und Servicequalität können darunter leiden. Wir müssen gemeinsam Lösungen finden.“
Die richtigen Weichen stellen
„Das Gastgewerbe als Rückgrat der heimischen Tourismuswirtschaft macht Bayern lebens- und liebenswert. Es gilt die enormen Herausforderungen wie Kostensteigerungen, Mitarbeitermangel, überbordende Bürokratie und Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu bewältigen. Welche Weichen hier von Betrieben – aber vor allem auch vonseiten der Politik – gestellt werden müssen, um die Leitökonomie Tourismus zukunftssicher zu machen, wollen wir unter anderem beim Tourismusforum Oberbayern beleuchten“, so DEHOGA Bayern-Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert.
Dazu gab es tatsächlich reichlich Gelegenheiten. Der General Manager des Alpenhofs in Murnau, Chris Junghans, präsentierte seine Ausbildungsstrategie. Und Frank Beiler vom 25hours Hotel München erläuterte zeitgemäße Arbeitszeitmodelle und Wege zu einer neuen und positiven Mitarbeiterkultur, die von Wertschätzung geprägt ist – und von einer Vier-Tage-Woche.
Branche bietet viele Lösungsansätze
Doch die Hotels sind nur ein Baustein zur Lösung. Die Vernetzung im Rahmen des Tourismusforums machte deutlich: Es ist eine Herausforderung für den gesamten Tourismus. Catherine Karanja vom DEHOGA Bayern, Martin Jahna von der Agentur für Arbeit und Sabine Lohmüller als Schulleiterin des Beruflichen Schulzentrums Garmisch-Partenkirchen eröffneten weitere Perspektiven auf den Arbeitskräftemangel.
Höhere Gehälter, attraktive Ausbildungsinhalte, neue Berufsbilder wie Nachhaltigkeitsmanagement oder auch Wellness-Management, Fortbildungsmöglichkeiten, mehr Eigenverantwortung im Job, eine gute Work-Life-Balance, Zusatzleistungen wie Kinderbetreuung, bezahlbare Mitarbeiterwohnungen in der umliegenden Region und vieles mehr sollen die Arbeit im Gastgewerbe und Tourismus attraktiver machen.
Und auch ausländische Arbeitskräfte können ein Teil der Lösung sein. In der Branche ist man sich einig, dass dazu jedoch seitens der Politik entsprechende Rahmenbedingungen unter anderem für die Einwanderung geschaffen werden müssen. Bürokratieabbau, Flexibilisierung der Arbeitszeitgesetze hin zu einer Wochenarbeitszeit, die den Wünschen der Mitarbeitenden entsprechen oder die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer sind Rahmenbedingungen, die politisch verbindlich geregelt werden müssen. Deshalb will die Branche auch künftig für mehr Wertschätzung und Akzeptanz kämpfen. Zusammen mit dem Kultursektor hat der Tourismus besonders unter den Krisen zu leiden, entwickelt jedoch immer wieder kreative und neue Lösungen. Als Entgegenkommen erwarteten die versammelten Branchenvertreter eine entsprechende politische Unterstützung.
Andreas Korn, stellvertretender Leiter der IHK-Geschäftsstelle Weilheim, zog angesichts der vielen Impulse ein positives Fazit des Tages: „Unsere Region bietet Gastfreundschaft aus vollem Herzen – und lebt zugleich davon. Weil große Teile der hiesigen Wirtschaftsstruktur direkt und indirekt vom Tourismus abhängen, war der heutige Austausch außerordentlich wichtig. Ich bin überzeugt davon, dass die heimischen Tourismusbetriebe große Lust darauf haben, neue Wege zu gehen, um sich bestmöglich für die Zukunft aufzustellen – das haben die Best-Practice-Beispiele gezeigt.“
Für Pehel ist die Sache klar: „Andere Branchen nehmen gerne Quereinsteiger aus dem Tourismus und Gastgewerbe, weil sie mit Menschen gut umgehen können. Fachwissen lässt sich meist erlernen, der Umgang mit Menschen nicht immer. Dieses Potenzial dürfen wir nicht ziehen lassen und müssen den Tourismus als attraktiven Arbeitgeber erhalten. Damit auch mehr Quereinsteiger zu uns kommen.“