Planung für integratives Kinderhaus in Murnau beschlossen

Murnau – Die Kosten, eine ordentliche Summe, sind bereits bekannt. Das wird in der jüngsten Marktgemeinderatssitzung mehrmals betont, als der Planungsstand sowie die Kostenschätzung für den Neubau des integrativen Kinderhauses St. Nikolaus als Tagesordnungspunkt aufgerufen werden. Und dennoch, die Kosten geben Anlass zur Diskussion. Insbesondere Gemeinderat Franz Neuner (CSU) wiederholt noch einmal seine Kritik, keineswegs an der Notwendigkeit eines solchen Baus, diese sieht er wie das übrige Gremium auch, sondern an den gewählten, wohl sehr kostenintensiven Formen des Gebäudes.
Den Auftrag für den Neubau des Kinderhauses am Längenfeldweg, integrativ mit acht Gruppen, hat das Architekturbüro „hirner & riehl“ erhalten, „nach Durchführung eines VgV-Verfahrens“, liest sich in der Sitzungsvorlage. Dort werden auch Zahlen aufgeführt. So belaufe sich „die vorgelegte Kostenschätzung“ seitens des Architekturbüros auf 10,15 Millionen Euro. Und günstiger wird’s wohl nicht: „Vor dem Hintergrund des hohen Energiebedarfs zur Herstellung von Massivbaustoffen, zum Beispiel Stahl, Beton, Mauerziegel, etc. sehen wir bei einem Konstruktionswechsel kein Einsparpotential“, heißt es in der Vorlage.
Die „Kostenexplosion“, für Neuner nichts Neues. „Wissen wir alle“, sagt er. Man hätte sich viel Geld sparen können, meint Neuner und verweist auf seine „Grundkritik“ an den Kostensteigerungen durch eine „Sonderbauform“, eine Sonderbauform für einen Zweckbau. Angesichts dieser „dreht’s mir den Magen um“, sagt Neuner und bittet Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum), künftig von Anfang an auf Kostenersparnis zu achten. Abgesehen von den schrägen Wänden, die in seinen Augen die Kosten erheblich nach oben treiben, steht er aber voll und ganz hinter dem Projekt: „100 Prozent Kindergarten, 100 Prozent Sicherheit, 100 Prozent Top-Ausstattung“.
Für Beuting machen die Formen Sinn und „haben auch inklusive Gründe“. Auch könne man mit dem Neubau eine neue Qualität schaffen. Und abgesehen davon und mit Blick auf die derzeitige Lage in der Baubranche, die der Rathauschef mit der Ungewissheit auf hoher See vergleicht, gebe es für ihn „jetzt keine Alternative“. Weder die Innenausstattung, noch die Mehrzweck- oder Gruppenräume stören ihn, stellt Neuner erneut klar. „Auch nicht die Winkel der Flügel“, sondern deren Trapezform. Schräge Räume hätte man sich sparen können.
Veronika Jones-Gilch (Grüne), Referentin für Kinderbetreuung, vertraut dem Architekturbüro voll und ganz, die Architekten seien „Koryphäen im Kinderhaus bauen“. Dieser Bau erfülle seinen Zweck – und den Bildungsauftrag. Eine rechtwinklige Form, „ich nenn‘ es mal Klotz“, für ein „extrem großes Gebäude“ umgeben von anderen Klötzen in der Umgebung, für Jones-Gilch wäre das nicht gerade optimal.
„Hatten wir nur einen Entwurf?“, fragt Welf Probst (FWG). Eine Frage, die ihm mit einem Ja beantwortet wird. Für Probst liege da „der Hase im Pfeffer“: Man nehme das Projekt wie vorgeschlagen an. „Jetzt sind wir bei zehn Millionen Euro, das ist der Wahnsinn!“, so Probst, der appelliert, nun auf „Extravaganzen“ zu verzichten. Und was Neuners Kritik anbelangt, so meint auch Probst: „Ein schräger Raum ist einfach teurer als ein rechtwinkliger.“ Michael Hosp (CSU) denkt angesichts dieser „Kostenexplosion, die, glaube ich, keiner so im Auge gehabt hat“, noch weiter, an ein anderes Projekt: an das geplante Feuerwehrhaus. Da „wird uns schlecht werden“. Für das Kinderhaus noch eine Runde drehen, könne man nun aufgrund der fortgeschrittenen Zeit wohl aber nicht mehr, meint Hosp.
Eine weitere Runde wird es auch nicht mehr geben: Am Ende stimmt das Gremium nämlich mehrheitlich (Gegenstimme: Neuner) für die vorgestellte Planung und für die Weiterbearbeitung auf deren Grundlage.
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