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Preise verliehen: Eröffnung der Murnauer Ödön-von-Horváth-Tage

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Von: Antonia Reindl

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Eröffnung Horvath-Tage Murnau
Eins mit den Farben des Abends: Moderator Christoph Süß und Gabi Rudnicki, die erste Vorsitzende der Ödön-von-Horvath-Gesellschaft Murnau. ©  Reindl

Murnau – Ein wahrlich tragischer Tod. Von dem herabstürzenden Ast einer Platane erschlagen. So starb Ödön von Horváth eines stürmischen Abends in Paris Ende der 1930er-Jahre. Doch da gibt es Menschen, die den Romancier und Dramatiker am Leben halten, immer wieder ins Leben zurückholen, seinen Geist, sein geistiges Gut. Zwei dieser Menschen wurden nun bei der Eröffnungsfeier der Murnauer Horváth-Tage im Kultur- und Tagungszentrum mit Preisen bedacht. Für die eine ist Horváth ein Lieblingsautor, für den anderen ist er ein Freund, ein alter Freund.

Markant die Farben des Abends, tiefes Schwarz, kräftiges Rot, dazu getrocknete Rosen, die beide Töne verbinden. Die Kulisse der Eröffnungsfeier der Murnauer Horváth-Tage vergangene Woche. Rot und Schwarz, wie die Farben der großen Hut-Skulptur, die seit vielen Jahren den Kulturpark bereichert, Rot und Schwarz, wie die Farben, die auch die Programmbroschüre der Horváth-Tage prägen. Die Feier ermöglichte Einblicke in ebendieses Programm – Schlaglichter. So präsentierte eine P-Seminar-Theatergruppe des Staffelsee-Gymnasiums einen Ausschnitt aus ihrer Interpretation von Horváths „Zur schönen Aussicht“. Dabei ging es nicht in ein Hotel, die eigentliche Szenerie der Komödie, sondern in einen abgehalfterten Club. Und auch Otto Beckmann, Aki Tougiannidis und Maximilian Pfnür präsentierten einen Auszug aus ihrer Inszenierung von „Die letzten Tage der Menschheit“.

Zwölf Veranstaltungen bündelte das Programm in diesem Jahr vom 11. bis 20. November. 100 Mitwirkende zähle man, sagte Gabi Rudnicki, erste Vorsitzende der Ödön-von-Horváth-Gesellschaft Murnau. Aber „wir feiern nicht nur Horváth“, meinte Christoph Süß, Moderator der Eröffnungsfeier, „wir sind so frech, auch Preise zu vergeben“. Der Förderpreis ging in diesem Jahr an die Theatermacherin Christina Gegenbauer. Die Laudatio für die gebürtige Österreicherin hielt Frank Albert. Gegenbauers Wahl: Zwar gehöre das Auf-der-Bühne-Stehen nicht zu seinen Kernkompetenzen, meinte der Bühnen-, Kostüm- und Videokünstler, der mit Gegenbauer schon für Stücke wie „Die Domäne“ und „Nachts“ zusammengearbeitet hat, „aber die Regisseurin wird’s schon wissen“. Es sei wichtig gewesen, in der Pandemie Kraft und Leidenschaft zu wahren, elementar sei der Glaube, dass die eigene künstlerische Arbeit einen Platz in der Welt habe. Er sei froh, dass Gegenbauer durchgehalten habe, „auch wenn es manchmal kafkaesk“ gewesen sei. Gegenbauer erzeuge mit ihren Ideen und Vorstellungen eine eigene Welt. Sie gebe Schauspielern und Künstlern Freiraum, motiviere alle Beteiligten, sodass diese „alles geben können und wollen“. Eine ihrer „herausragenden Qualitäten“ sei es, Ruhe zu bewahren, wenn der Druck am größten sei, wenn andere am Rad drehen.

Christina Gegenbauer erinnerte sich, den von Tanja Nicklaus geschaffenen gläsernen Preis beiseitegestellt, an den Tag zurück, als sie den Anruf erhielt, die Nachricht, sie bekomme den Preis. Gerade sei sie auf dem Weg gewesen, Bücher in die Wiener Bibliothek zurückzubringen. Ob sie den Preis annehmen wolle, habe man sie gefragt. „Was für eine Frage“, sagte sie nun, während ihre gelegentlich leicht und leise bebende Stimme Emotionen nicht verbarg. Die Jury der Ödön-von-Horváth-Stiftung begründete die Wahl unter anderem damit, dass Gegenbauer wie auch Horváth „gesellschaftlich relevante Themen und Fragen nach Werten“ aufgreife. „Ganz im Sinne Horváths“ hole sie „aus der Tragik die Komik“ zum Vorschein.

„Er hat Herausragendes für die internationale Rezeption und die Umsetzung der Werke Ödön von Horváths in den Genres Film und Theater geleistet“, heißt es unter anderem in der Jury-Begründung zur Vergabe des Ödön-von-Horváth-Preises. Dieser „Er“ ist Sir Christopher Hampton, britischer Dramatiker, Übersetzer, Drehbuchautor und Regisseur. Und, wie es Laudatorin Prof. Dr. Maria Teuchmann, Wiener Theaterwissenschaftlerin, ausdrückte, ein „großer, treuer Freund“ Horváths. Hampton „liebt Literatur und behandelt sie auch als Liebender“. Von dem Briten übersetzt zu werden, sei „ein Privileg“ und „ein Adelsschlag“. Hampton bezeichne Horváth als „alten Freund“ und liebe diesen so sehr, dass er ihn in einer seiner Arbeiten nicht habe sterben lassen, verwies Teuchmann auf Hamptons Drama „Geschichten aus Hollywood“. Hampton wiederum, der den von Künstler Ugo Dossi geschaffenen Preis entgegennahm, führte Horváths Wirken gegen und dessen Auseinandersetzung mit Dummheit und Lüge vor Augen. Und der Brite, der große, treue Freund des Weltliteraten, betonte dabei: „Wir brauchen Horváth heute noch.“

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