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Die Natur hat wieder Vorrang

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Dem Anlass entsprechend kamen Umweltministerin Ulrike Scharf und WWA-Leiter Roland Kriegsch (mi.) mit dem Boot zur Einweihung der Sohlgleite. © emh

Weilheim – Nach zweijähriger Bauzeit wurde der Umbau des Grundwehrs III zwischen Unterhausen und Wielenbach abgeschlossen und mit einem Festakt gefeiert. Im Beisein lokaler Politikprominenz, der Geistlichkeit und der Blaskapelle Fischen würdigte Umweltministerin Ulrike Scharf die Bedeutung des Bauwerkes für die Rückführung der Ammer in eine intakte Flusslandschaft.

Die Umwandlung des 1923 errichteten und inzwischen baufälligen Grundwehrs hin zu einer Sohlgleite mit Altwasseranschluss und Fischpass ließ sich der Freistaat rund zwei Mio. Euro kosten. Es ist dies die bisher fünfte vollendete Baumaßnahme, die die Aufstiegmöglichkeit für Fische sicherstellen soll. Die noch fehlenden Bauwerke in Peißenberg und Oderding sollen jetzt in Angriff genommen werden.

„Die Ammer ist ein ökologisches Juwel mit einem herausragenden Artenreichtum. Mit dem Umbau sind wir unserem Ziel einer frei fließenden Ammer einen großen Schritt näher gekommen“, betonte Scharf die Bedeutung des Baus. Zum Gelingen hätten neben der fachlichen Kompetenz des Wasserwirtschaftsamtes das Engagement des Angler-Vereins Pfaffenwinkel, der Ammer-Allianz und des Kanuverbandes beigetragen, so dass auch deren Belange berücksichtigt worden seien.

In den vergangenen Jahren hätte es vier Anträge auf eine Nutzung der Wasserkraft in der Ammer gegeben. Aufgrund der hohen naturschutzrechtlichen Hürden sei jedoch keines der Vorhaben genehmigt worden. „An der Ammer wäre der Preis dafür zu hoch“, erteilte Scharf auch künftigen Vorhaben eine klare Absage. Damit werde der Fluss weiterhin europaweit der einzige Referenzfluss bleiben, der durch keine Wasserkraftnutzung beeinflusst ist.

Eine wichtige Maßnahme ist dabei die Schaffung von Aufstiegshilfen für Fische, so dass sie wieder in die Oberläufe der Gewässer wandern können. Mit dem Umbau des Grundwehrs III der Ammer zwischen Unterhausen und Wielenbach in eine Sohlgleite mit Fischpass und Zugang zum Ammeraltwasser konnte ein wichtiger Baustein für dieses Gesamtkonzept abgeschlossen werden, ein gebührender Anlass für das Wasserwirtschaftsamt, in einer Feierstunde das Bauwerk einzuweihen.

Rund sieben Mio. Euro hat sich der Freistaat die ökologische Aufwertung des Ammerlaufes seit 2001 kosten lassen. Das jetzt eingeweihte Bauwerk ist das fünfte von insgesamt sieben, für das rund zwei Mio. Euro aufgewendet werden mussten. Jetzt sollen die noch fehlenden beiden Maßnahmen in Peißenberg und Oderding in Angriff genommen, denen auch eine wichtige Bedeutung für den Hochwasserschutz zukommt.

Roland Kriegsch, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Weilheim, lobte die engagierte Zusammenarbeit aller beteiligten Kommunalbehörden und Interessensverbände, die zum Gelingen beigetragen hatten. Durch die Einbeziehung des Kanuverbandes, des Anglervereins Pfaffenwinkel und der Ammer-Allianz hätten deren Belange und Interessen berücksichtigt werden können.

Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf erinnerte daran, dass es ernsthafte Bestrebungen gegeben hatte, die Ammer für die Wasserkraftnutzung auszubauen. Aufgrund der herausragenden ökologischen Bedeutung des Gewässers seien die insgesamt vier Bauanträge zur Wasserkraftnutzung jedoch abschlägig beschieden worden. Zwar sei sie keine grundsätzliche Gegnerin dieser regenerativen Energieform, an der Ammer sei diese aber fehl am Platz.

Landrätin Andrea Jochner-Weiß, nach eigener Aussage als gebürtige Wielenbacherin „emotional der Ammer verbunden“, hob die weit über die Region hinausgehende Bedeutung hervor. „Als einziger Flusslauf ohne Wasserkraftnutzung hat sie europaweit Bedeutung als Referenzfluss, der Canyon-Charakter der Ammerschlucht ist in Deutschland einmalig“, schwärmte sie von ihrem Heimatgewässer.

Die ökumenische Segnung des Bauwerkes wurde von Stadtpfarrer Engelbert Birkle und Dekan Axel Piper vorgenommen. Die beiden Geistlichen wünschten „für die Ammer und die Menschen eine gute Zukunft“, bevor Ministerin Scharf gemeinsam mit Flussmeister Stefan Krotz mit einem Schieber die kleine Schleuse für den Fischpass öffneten.

Das Bauwerk im Detail

In der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie werden Schutz und Verbesserung des Zustandes der aquatischen Ökosysteme als wichtiges Ziel genannt. Von entscheidender Bedeutung ist die Durchgängigkeit eines Gewässers, die wieder hergestellt und langfristig gesichert werden muss. Die Breite des ehemaligen Wehres beträgt 35 Meter. Die jetzt erbaute Sohlgleite hat eine Neigung von 1:50 und wurde im Nassbereich mit großen Wasserbausteinen erbaut.

Der Aufstieg der Wasserlebewesen ist durch die flache Neigung und eine vielfältige Zahnung gut möglich. Durch die Entfernung des Steinbauwerkes am linken Ufer entsteht eine Verzahnung von Gewässer und Aue. Der Altwasserausfluss ist durch einen Fischpass mit zehn Becken ausgeführt. Mit der Schaffung eines Niedrigwasserbereiches ist auch in wasserarmen Zeiten eine ausreichende Wasserführung gewährleistet. Diese Niedrigwasserrinne dient dabei auch der Befahrbarkeit durch Wasserwanderer.

Von emh

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