SPD-Urgestein verabschiedet

Weilheim – Mit stehenden Ovationen, der Großen Silbermedaille der Stadt und Präsenten wurde Gerhard Trautinger (SPD) nach 18-jähriger Mitgliedschaft im Stadtrat verabschiedet. Michael Lorbacher folgt ihm an den Rathaustisch.
Das SPD-Urgestein, das in seiner Stadtratszeit zahlreichen Gremien und Ausschüssen angehörte und von 2001 bis 2014 Vorsitzender der SPD-Fraktion war, hatte aus gesundheitlichen Gründen um Entbindung von seinem Ehrenamt gebeten.
Bürgermeister Markus Loth würdigte das kommunalpolitische und persönliche Wirken Trautingers, mit dem die Zusammenarbeit stets konstruktiv verlaufen sei. „Geprägt von gegenseitigem Respekt, auch bei unterschiedlichen Positionen“, wie Loth festhielt. Trautinger, der bis 2009 Geschäftsführer des Diakonischen Werkes war, ist seit 1969 SPD-Mitglied und seit 1988 Vorsitzender des AWO-Ortsverbandes. Eine besondere Ehre wurde ihm 2015 mit der von der SPD selten verliehenen „Willi-Brandt-Medaille“ zuteil. Neben seinem politischen Einsatz lag Trautinger das „Engagement am Nächsten“ am Herzen: Loth führte beispielhaft die Auslandhilfe in Rumänien an – Trautinger belud unzählige Lkw und fuhr die Lieferungen nach Nitchidorf – und den wöchentlichen Mittagstisch im AWO-Stüberl, wo Trautinger für „seine“ Besucher kocht. Die Stadt verlieh ihm dafür 2009 das Ehrenzeichen. Warme Worte gab im Namen des Stadtrates die dritte Bürgermeisterin mit auf den Weg: „Du reißt eine Lücke in unsere Reihen... du bleibst in unseren Herzen“, verabschiedete sich Angelika Flock und überreichte Trautinger einen Geschenkkorb.
Da Stadträtin Ragnhild Thieler Reha-bedingt abwesend war, übernahm Trautinger in der Weihnachtssitzung die Rede des Stadtratsältesten. Der scheidende Stadtrat griff das Asylthema auf – „Geben Sie den Menschen, die zu uns kommen, eine Chance, angstfrei zu leben“ – und sieht den Stadtrat in vielen Bereichen gefordert: „In Weilheim wird gebaut wie selten zuvor, aber entsteht auch bezahlbarer Wohnraum?“ hinterfragte er kritisch. Der Hochwasserschutz für die Obere Stadt müsse vorangebracht werden – „Hier geht es um Schutz von Haus und Hof“. Auch die umstrittene Plakataktion in der Innenstadt, in der Einzelhändler gegen eine Erweiterung der Fußgängerzone protestiert hatten, thematisierte er: „Es waren komische Mittel, die in der Lederer- und Pöltner Straße angewandt wurden, um den Planungen entgegenzutreten.“
Der neu vereidigte Lorbacher gehörte bereits von Juli 1994 bis April 1996 und von September 1998 bis April 2014 dem Stadtrat an. Er übernimmt Trautingers Funktionen, nur ein Referat wird getauscht. Lorbacher ist wieder Musikschulrefent, Ingo Remesch Referent für Ausstellungen/Messen/Volksfest/Festplatz.
Von Maria Hofstetter