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«Assassin's Creed Syndicate» im Test

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Kutschfahrten über Kopfsteinpflaster und Fassadenklettern an Big Ben: Die virtuelle Zeitreise «Assassin's Creed» entführt Konsolen- und PC-Spieler ins London des 19. Jahrhunderts. Die Hauptrolle ist zum ersten Mal doppelt besetzt - sonst bleibt aber vieles beim Alten.

Mit ihrer Gang müssen die Fryes den Templern das Handwerk legen. Foto: Ubisoft
1 / 6Mit ihrer Gang müssen die Fryes den Templern das Handwerk legen. Foto: Ubisoft © Ubisoft
Blutige Kämpfe mit der Faust, Waffen oder auch Bomben gehören zum Spiel. Foto: Ubisoft
2 / 6Blutige Kämpfe mit der Faust, Waffen oder auch Bomben gehören zum Spiel. Foto: Ubisoft © Ubisoft
Alexander Graham Bell (im Bild), der das Telefon zur Marktreife brachte, trifft man im Spiel ebenso wie Karl Marx oder Charles Dickens. Foto: Ubisoft
3 / 6Alexander Graham Bell (im Bild), der das Telefon zur Marktreife brachte, trifft man im Spiel ebenso wie Karl Marx oder Charles Dickens. Foto: Ubisoft © Ubisoft
So sieht ein Gang-Leader aus. Foto: Ubisoft
4 / 6So sieht ein Gang-Leader aus. Foto: Ubisoft © Ubisoft
Neu und praktisch ist der Wurfhaken, mit dem sich die Helden aus brenzligen Situationen auf die Dächer retten können. Foto: Ubisoft
5 / 6Neu und praktisch ist der Wurfhaken, mit dem sich die Helden aus brenzligen Situationen auf die Dächer retten können. Foto: Ubisoft © Ubisoft
Das viktorianische London zur Zeit der Industriellen Revolution ist das Setting des Spiels. Foto: Ubisoft
6 / 6Das viktorianische London zur Zeit der Industriellen Revolution ist das Setting des Spiels. Foto: Ubisoft © Ubisoft

Berlin (dpa/tmn) - Eine eintönige Geschichte ohne Höhepunkte, ein Held ohne Charisma und viele technische Mängel: «Assassin's Creed Unity» war 2014 eine Enttäuschung für Fans der Serie. Entwickler Ubisoft hat mit dem Nachfolger «Syndicate» also einiges gutzumachen. Hier der erste Test.

Der neunte Teil der Serie, zahlreiche Ableger für mobile Plattformen nicht mitgerechnet, spielt im viktorianischen London. Die Kluft zwischen Arm und Reich könnte auf dem Höhepunkt der industriellen Revolution nicht größer sein: Während Fabrikbesitzer und Bankiers in wohlhabenden Stadtteilen ein Leben im Luxus genießen, müssen in den Slums von Whitechapel Kinder in den Fabriken schuften.

Höchste Zeit also für eine Revolution und die nächste Runde im ewigen Krieg zwischen Templern und Assassinen. Zum ersten Mal steuert der Spieler diesmal nicht nur einen, sondern zwei Attentäter im Kapuzenmantel: Jacob und Evie Frye müssen als Anführer der Londoner Assassinen nicht nur ihre eigene Gang gründen und London von den Templern befreien, sondern auch nach einem Artefakt mit mysteriösen Kräften suchen.

Diese Story dürfte Kennern anderer «Assassin's Creed»-Spielen bekannt vorkommen. Durch die Doppelbesetzung der Hauptrolle weht in «Syndicate» aber trotzdem ordentlich frischer Wind. Denn die vorsichtige Evie und der draufgängerische Jacob kämpfen zwar Seite an Seite, sind aber nur selten einer Meinung - was für viele amüsante Wortgefechte sorgt. Und auch die anderen Charaktere, darunter historische Berühmtheiten wie Charles Dickens und Karl Marx, sind unterhaltsamer als die drögen Revolutionäre aus «Unity».

So unterschiedlich Evie und Jacob denken und handeln, so ähnlich spielen sie sich. Beide haben zwar eigene Spezialfähigkeiten: Evie kann etwas besser schleichen, Jacob ist der robustere Kämpfer. Einen großen Unterschied macht das in der Praxis aber nicht. Dafür können Spieler meist frei entscheiden, in wessen Rolle sie schlüpfen.

Vorgegeben ist die Spielfigur nur bei den Hauptmissionen. Am Ende jedes einzelnen Kapitels gibt es ein Highlight: Attentate, in dem Jacob oder Evie den Anführern der Templer-Verschwörung das Handwerk legen. Aufmerksamen Assassinen bieten sich dabei viele kreative Vorgehensweisen abseits der üblichen Schleicherei. Sonst bieten die Missionen aber kaum Abwechslung.

Das Spiel selbst bietet die übliche Mischung aus Schleichen, Klettern und Kämpfen. Letzteres ist zwar deutlich schneller geworden, dadurch aber auch recht anspruchslos. Zwei große Neuerungen gibt es aber: Evie und Jacob können jetzt mit einem Wurfhaken an Fassaden klettern und sich von Dach zu Dach schwingen, was das Spiel spürbar beschleunigt. Und in London sind zahlreiche Kutschen unterwegs, die man für Verfolgungsjagden und anderen Unfug kapern kann.

Der unumstrittene Star des Spiels ist das detailverliebt nachgebaute London mit zahlreichen Touristenattraktionen wie Tower, Big Ben und Trafalgar Square. Das Flair der Metropole haben die Entwickler toll eingefangen, Nebel und Regen inklusive. Die Pracht von Paris aus «Unity» erreicht das Spiel nicht ganz, dafür läuft es deutlich flüssiger und fehlerfreier als der technisch arg wackelige Vorgänger.

Auch sonst scheint sich Ubisoft die Kritik der Fans zu Herzen genommen zu haben: Den ungeliebten Mehrspielermodus aus «Unity» ist ersatzlos gestrichen, diverse Apps und Webdienste ebenso. Allerdings kann der Spieler noch immer Spielgeld und andere Boni kaufen. Ob das in einem 60-Euro-Spiel wirklich sein muss, ist fraglich.

Und einige Grundprobleme der Serie sind auch im neunten Teil nicht verschwunden: Wie andere Assassinen bleiben auch Evie und Jacob noch immer zu leicht an winzigen Ecken hängen und machen gerade in kritischen Momenten nicht das, was der Spieler will. Hinzu kommen unschöne Animationen und Intelligenzmängel der virtuellen Gegner und Mitstreiter, die «Assassin's Creed» seit der ersten Episode plagen.

Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt mit «Assassin's Creed Syndicate» ein gelungenes Spiel mit sympathischen Charakteren und einem spektakulären Schauplatz, das genug Stoff für viele lange Winterabende bietet. Die Schwächen des Vorgängers hat Ubisoft erfolgreich beseitigt, die Grundprobleme der Serie aber nicht. Der Ausflug ins virtuelle London ist ab 16 Jahren freigegeben und ab sofort für Playstation 4 und Xbox One erhältlich. Die PC-Version folgt am 19. November.

Offizielle Seite von Ubisoft

Screenshots von Ubisoft

Videos mit Spielszenen von Ubisoft

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