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Nach AKK-Rückzug: Das sind die Kandidaten für ihre Nachfolge

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Von: Naima Wolfsperger

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Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). © dpa / Bernd von Jutrczenka

Nach dem Debakel in Thüringen kündigt Annegret Kramp-Karrenbauer überraschend ihren Rücktritt vom Parteivorsitz an. Das sind die möglichen Kandidaten für ihre Nachfolge.

Berlin -  Mit der überraschenden Nachricht über ihren geplanten Verzicht auf die Kanzlerkandidatur hat Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer die Union in eine Art Schockzustand versetzt. Doch nach und nach werden Stimmen laut - und schlagen die üblichen Verdächtigen vor. Mit Kramp-Karrenbauers Verzicht ist die Kampfarena in der Union wieder eröffnet. 

Als erster wird Kramp-Karrenbauers Erzrivale vorgeschlagen: Friedrich Merz* sollte kandidieren. Dieser Vorschlag kommt, wenig überraschend, aus der konservativen Werte-Union. Merz selbst blieb vorerst auffällig ruhig. „In so einer Situation ist kluges Nachdenken wichtiger, als schnell zu reden“, sagte CDU-Politiker. Nur kurze Zeit später plädierte der Vorsitzende der Werte-Union, Alexander Mitsch, aber für Merz Kanzlerkandidatur. In der CDU ist das traditionell gleichbedeutend mit der Kandidatur um den Parteivorsitz. 

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Potentielle Kanzlerkandidaten - Merz
Potentielle Kanzlerkandidaten - Merz © dpa / Felix Kästle

Friedrich Merz will kandidieren, sieht die Parteibasis hinter sich und ist siegessicher, heißt es aus dessen Umfeld. 

Merz ist 64 Jahre alt und kommt ursprünglich aus dem Sauerland, NRW. Der Rechtsanwalt führte 2000 bis 2002 die Bundestagsfraktion der Union in der Opposition an. Nach parteiinternen Querelen Differenzen mit Angela Merkel verließ Merz 2009 aber die Bundespolitik und nahm seine Arbeit als Rechtsanwalt wieder auf. 

2018 kehrte Merz zurück auf die politische Bühne. Kurz zuvor hatte Kanzlerin Merkel angekündigt, nicht mehr zu kandidieren und bereits im Vorfeld den CDU-Vorsitz abzugeben. Neben Jens Spahn und Kramp-Karrenbauer kandidierte er im Dezember 2018 um den Parteivorsitz der CDU und landete nur knapp hinter seiner Konkurrentin. 

Trotz der Niederlage ist Merz seitdem nicht mehr von der politischen Bühne wegzudenken. Er tritt häufig bei Landtagswahlkämpfen auf, mischt sich immer wieder in das tagesaktuelle politische Geschehen. Merz wird dem konservativen Flügel der CDU zugerechnet und einer Gruppe von Politikern, die sich als Werte-Union bezeichnet. 

Merz gilt dabei nicht als unumstritten. Vielen ist er in der konservativen Ecke grenzwertig rechts positioniert. In seiner Anwaltskarriere war er außerdem jahrelang Cheflobbyist der umstrittenen Fondsgesellschaft Blackrock. Merz wird auch oft mit seiner Entscheidung von 1997 in Verbindung gebracht, gegen das Verbot der Vergewaltigung in der Ehe zu stimmen. Als der Bundestag fraktionsübergreifend beschloss, Vergewaltigungen nicht mehr nur „außerehelich“ zu bestrafen, stimmte Merz dagegen. Konservative Politiker hatten zuvor gewarnt, die Ehe verliere an Wert, wenn Frauen ihren Ehemann wegen Vergewaltigung vor Gericht bringen könnten. 

Merz gilt als Gegner der Großen Koaltion, erfreut sich aber in den ostdeutschen Ländern größerer Beliebtheit, als etwa Annegret Kramp-Karrenbauer.

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Potentielle Kanzlerkandidaten - Laschet
Potentielle Kanzlerkandidaten - Laschet © dpa / Federico Gambarini

Auch Armin Laschet, aktuell noch Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen, äußerte sich anfangs noch nicht bezüglich seiner möglichen Kandidatur. Mit ihm rechnet aber Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann: „Jetzt muss Laschet den Vorsitz beanspruchen, sonst ist er ein Papiertiger“, sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Oppermann zeigte sich überrascht, dass Kramp-Karrenbauer direkt nach der gescheiterten Ministerpräsidentenwahl in Thüringen die Flinte ins Korn wirft: „Sie hätte auch cool bleiben und Markus Söder als Kanzlerkandidat vorschicken können, so wie es einst Angela Merkel mit Edmund Stoiber getan hat.“

Laschet löste 2017 in NRW die SPD-Landesregierung unter Hannelore Kraft ab. Bereits seit 2008 sitzt Laschet im Bundesvorstand der CDU. Seit 2012 ist er einer von fünf stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden. 

In seiner Jugend hat Laschet Rechts- und Staatswissenschaften in München studiert. In NRW setzte er sich oft für den Generationendialog ein. Außerdem gilt Laschet als Groko-Befürworter. Umstritten ist er einerseits wegen seiner wechselhaften Politik bezüglich des Kohleausstiegs und dem Erhalt des Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen. Auch prägte er in seinem Wahlkampf in NRW den Begriff „No-Go-Area“, als Bereiche in Deutschland, in die sich die örtlichen Sicherheitsbehörden nicht hineintrauten. Das wurde von der Polizei stark kritisiert und nicht bestätigt. 

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Potentielle Kanzlerkandidaten - Spahn
Potentielle Kanzlerkandidaten - Spahn © dpa / Kay Nietfeld

Ein weiterer möglicher CDU-Kanzlerkandidat ist Gesundheitsminister Jens Spahn*. Der 39-Jährige hatte sich, wie auch Merz, bereits 2018 um den Parteivorsitz beworben, blieb aber hinter Annegret Kramp-Karrenbauer zurück. In jungen Jahren schloss Spahn eine duale Ausbildung zum Bankkaufmann ab und schloss ein Bachelor- sowie ein Masterstudium in Politikwissenschaften an. Seit 1997 ist er CDU-Mitglied.  

Jüngste politische Erfolge kann Spahn mit seiner Pflegeoffensive aus dem Sommer 2019 verzeichnen. Auch brachte er eine Impfpflicht gegen Masern durch den Bundestag. Spahn setzt sich stark für die Digitalisierung im Gesundheitssektor ein. Mit dem Vorstoß zu einer massiven Reform im Bereich Organspende scheiterte er kürzlich. 

Spahn gilt nicht gerade als ein großer Freund der Kanzlerin. Auch er wird dem eher konservativen Parteiflügel zugerechnet. Doch Merkel lobte den Arbeitseifer des Bundesgesundheitsministers immer wieder. Auf der Sommer-Pressekonferenz 2019 bezeichnete sie die gemeinsame Zusammenarbeit als „sehr gut“. Spahn „schaffe eine Menge weg“ und packe „sehr heiße Eisen“ an, so die Kanzlerin. 

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Potentielle Kanzlerkandidaten - Söder
Potentielle Kanzlerkandidaten - Söder © dpa / Lino Mirgeler

Klassischerweise ist auch der bayerische Ministerpräsident unter den möglichen Kanzlerkandidaten. Markus Söder* (CSU) regiert seit 2018 in Bayern. Söder studierte Rechtswissenschaft in Nürnberg und arbeitete in den 90er Jahren als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk (BR). Seit 1994 sitzt er für die CSU im bayerischen Landtag. Bekannt ist Söder unter anderem für seinen monatelangen Machtkampf mit Bundesinnenminister Horst Seehofer um den CSU-Vorsitz und das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten. 

Für Aufmerksamkeit sorgten auch Söders Sinneswandel in den Bereichen Umweltschutz und Seenotrettung. Sprach Söder 2018 noch scheinbar abgeklärt von „Asyltourismus“, so will er heute nicht mehr mit diesem Begriff in Verbindung gebracht werden - setzt sich stattdessen für eine europäische Lösung im Bereich der Seenotrettung auf dem Mittelmeer ein. Auch gilt Söder traditionell als Verteidiger der Interessen der Landwirte - wechselte in der zweiten Jahreshälfte 2019 aber Kurs, nahm sich des bayerischen Volksbegehrens zur Rettung der Bienen an und plant die CO2-neutrale Arbeit seiner Parteizentrale in München. 

In Sachen AKK-Nachfolge zeigen aktuelle Umfragewerte einen klaren Favoriten bei den Wählern. „Die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer gibt ein Amt zurück, das ihr in Wahrheit nie gehörte“, meint Georg Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkurs*, in einem Kommentar zum AKK-Rücktritt. 

Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach machte jüngst Schlagzeilen - er verklagte Fußball-Kommentator Werner Hansch wegen Betruges und geriet dadurch selbst in Erklärungsnot.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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