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Aufarbeitung des Wulff-Debakels beginnt

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Berlin - Erst im dritten Wahlgang haben die Stimmen für Christian Wulff (CDU) bei der Wahl zum Bundespräsidenten gereicht. Viele sprechen von einem Debakel für die schwarz-gelbe Koalition. Wie es nun weiter geht:

Nach seiner nervenaufreibenden Wahl will sich der neue Bundespräsident Christian Wulff an diesem Donnerstag mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) treffen. Auch mehrere ehemalige Bundespräsidenten sollen bei dem Gespräch dabei sein. Wulffs Vereidigung vor dem Bundestag steht erst am Freitag an.

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In Hannover kommt der Landtag zusammen (09.00), um den bisherigen CDU-Landtagsfraktionschef und niedersächsischen Parteivorsitzenden David McAllister zum Nachfolger Wulffs als Ministerpräsident zu wählen.

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Für die schwarz-gelbe Koalition beginnt zugleich die Aufarbeitung ihres Debakels vom Mittwoch. Ihr Kandidat Wulff war trotz rechnerischer Mehrheit erst im dritten Wahlgang gewählt worden. Mehrere Wahlleute der Koalition hatten ihm bis zum Schluss die Stimme verweigert und für den Kandidaten von SPD und Grünen, Joachim Gauck, gestimmt.

Wulff erhielt am Ende mit 625 Stimmen doch noch die absolute Mehrheit. Schwarz-Gelb stellte aber 644 Wahlleute. Gauck kam im letzten Wahlgang, bei dem auch die einfache Mehrheit gereicht hätte, auf 494 Stimmen.

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Da kam Christian Wulff ins Schwitzen: erst nach mehr als neun Stunden wurde er zum Bundespräsidenten gewählt. Auch für Angela Merkel hätte es eng werden können. © dpa

Wulff versprach, sich für die innere Einheit des Landes einsetzen. Mit Blick auf die drei Wahlgänge fügte er hinzu: “Aus Niederlagen habe ich eigentlich immer noch mehr gelernt als aus Siegen.“ Mit Blick auf den Verlauf der Wahl und seinen Gegenkandidaten Gauck bedankte sich Wulff für einen “sehr fairen Wettbewerb“. Gauck forderte anschließend Politik und Bürger auf, stärker aufeinander zuzugehen.

Reaktionen

Aus Sicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) “kommt es jetzt darauf an, dass die Regierung ihre Arbeit macht“. Sie rechne nicht damit, dass die Regierungsarbeit schwieriger werde, sagte sie nach Wulffs Wahl.

CSU-Chef Horst Seehofer mahnte aber eine stärkere Führung in der Koalition an. Union und FDP dürften nach dem Verlauf der Wahl nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren, forderte der bayerische Ministerpräsident im Fernsehsender Phoenix. Daher müsse Schluss sein mit “den abstrakten Diskussionen“. Gefragt seien jetzt vielmehr Führung und Entscheidungen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) sagte der “Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstag) mit Blick auf die Zitterpartie: “Das ist eher eine Art Ausrufezeichen und die Aufforderung: Beschäftigt Euch mal mit Euren inneren Problemen!“

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) wertete den Verlauf der Wahl als “verpasste Chance“. Tillich kritisierte in Abendblatt.de, dass mehrere Abweichler unter der Wahlleuten von CDU, CSU und FDP Wulff mehrmals einen Denkzettel erteilten. “Das ist kein gutes Ergbnis“, sagte er. Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) wollte dagegen der schwierigen Wahl keine größere Bedeutung beimessen. “Auch andere Kandidaten sind erst im dritten Wahlgang gewählt worden, das wird auch dieses Mal nach kurzer Zeit kleine Rolle mehr spielen.“

Die Schuld für die Niederlage des rot-grünen Kandidaten gab SPD-Chef Sigmar Gabriel der Linkspartei, deren Wahlleute sich überwiegend enthalten hatten. Mit Blick auf deren Vorbehalte gegen Gauck als ersten Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde sagte Gabriel, sie habe sich nicht “von ihrem alten SED- und Stasi-Erbe“ befreien können.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck sagte der “Frankfurter Rundschau“ (Donnerstag), er fühle sich in seiner Skepsis gegenüber der Linken bestätigt: “Ein Sieg im Hinterzimmer ist denen wichtiger als eine personelle Weichenstellung von größter Bedeutung für die Bundesrepublik.“

dpa

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