Trump agiert immer verwirrender: Ivanka im neuen Experten-Team - aber kein Virologe
Donald Trump benennt ein Experten-Team, das helfen soll, die US-Wirtschaft nach dem Corona-Shutdown wieder ins Laufen zu bringen. Einen Virologen sucht man dabei vergeblich.
- Das Coronavirus* wütet in den USA folgenschwer
- Die Nation verzeichnet weltweit die meisten Infizierten und Todesopfer
- Präsident Donald Trump* wirkt oftmals überfordert - doch er könnte der große Gewinner der Krise werden
- Hier finden Sie die grundlegenden Fakten* zum Coronavirus. Außerdem finden Sie hier aktuelle Fallzahlen* in Deutschland als Karte*. Derzeit gibt es die folgenden Empfehlungen zu Corona-Schutzmaßnahmen
München/Washington - Die USA bleibt weltweit der Hotspot in der Coronavirus-Pandemie. Das bestätigen zum einen die neusten Zahlen der Johns-Hopkins-Universität, die belegen, dass in den vergangenen 24 Stunden erneut mehr als 1500 Menschen (Stand: 14.04. um 12 Uhr) an einer Covid19-Infektion verstorben sind.
Aber nicht nur die aktuell unkontrollierte Ausbreitung des Virus und die damit verbundene Vielzahl der Toten beschäftigt das Land, sondern auch politisch geht es in den USA wegen der Corona-Krise drunter und drüber.
Coronavirus/USA: Trump schießt gegen Medien - US-Präsident fühlt sich ungerecht behandelt
US-Präsident Donald Trump* hat sein Vorgehen im Umgang mit dem Coronavirus in einem hitzigen Schlagabtausch mit Journalisten verteidigt.
Bei seiner Pressekonferenz zur Corona-Krise, die mittlerweile fast täglich stattfindet, wehrte sich Donald Trump am Montagabend (Ortszeit) gegen Vorwürfe, wonach er zu spät reagiert habe*. Zunächst legte er ausführlich dar, welche Maßnahmen er seit dem Ausbruch ergriffen habe. Anschließend ließ er in einem Video einen Zusammenschnitt von Aussagen zahlreicher Menschen - darunter Gouverneure, Gesundheitsexperten und Journalisten - abspielen, die seine Arbeit in der Krise lobten.

„Wir können Ihnen Hunderte solcher Clips zeigen“, sagte Trump. „Es ist sehr traurig, wenn Leute falsche Geschichten schreiben.“ Niemand erkenne an, was in den vergangenen Wochen geleistet worden sei. Trump bezog sich direkt auf einen Artikel der New York Times vom Wochenende, in dem das zögerliche Handeln des Weißen Hauses dokumentiert worden war. Auch von Barack Obama musste sich der 73-Jährige die Leviten lesen lassen.
Coronavirus/USA: CNN nennt Trump-Briefing „Propaganda-Sitzung“
Journalisten im Raum warfen Trump vor, Regierungsmitarbeiter hätten ein Video im Stil von Trumps Wahlkampfteam produziert. Der TV-Sender CNN fasste die Pressekonferenz mit folgenden Worten zusammen: „Wütender Trump verwandelt Briefing in Propaganda-Sitzung“.
Die Reaktion des US-Präsidenten auf Kritik an seiner Arbeit ist allerdings nicht neu. Trump greift zahlreiche Medien - insbesondere die New York Times, die Washington Post und den TV-Sender CNN - immer wieder wegen ihrer Berichterstattung über ihn an.
Coronavirus/USA: Trump benennt Experten-Team - ohne Virologe, aber mit Ivanka
Doch nicht nur die Medien laufen Sturm gegen den US-Präsidenten. So lieferten sich New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo und Trump einen heftigen Disput. Dabei sprach der US-Präsident von seiner „allumfassenden Macht“ im Hinblick auf die Shutdown-Lockerung in den USA.
Diese Thematik wird die Vereinigten Staaten in den kommenden Wochen weiterhin beschäftigen. Trump will die Wirtschaft seines Land nämlich möglichst bald wieder ankurbeln. Daher hat er in den vergangenen Tagen ein Experten-Team zusammengestellt, dass die Wirtschaft während und nach der Corona-Krise wieder zum Laufen bringen soll. Der US-Präsident sprach dabei von einem „Rat zur Öffnung unseres Landes“.
Allerdings ist dieses Gremium tatsächlich bemerkenswert zusammengestellt, denn einen Virologen oder einen Ökonomen sucht man darin vergebens. Damit fehlt auch der oberste US-Virologe Anthony Fauci - jedoch sind Trumps Tochter Ivanka und deren Mann Jared Kushner Teil des Teams. Ivanka Trump steht unterdessen wegen einer Reise trotz Corona-Pandemie unter Beschuss.
Kürzlich wurde sogar darüber berichtet, Trump hätte Fauci als Berater entlassen. „Das Medien-Geschwätz ist lächerlich - Präsident Trump feuert Dr. Fauci nicht“, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses daraufhin am Montag. Fauci habe das Vertrauen des Präsidenten und bleibe dessen Berater. Ob dieser dem 73-Jährigen auch geraten hat, zum Widerstand gegen die Ausgangssperre in den US-Bundesstaaten aufzurufen, ist unklar.
Coronavirus/USA: Trump heizt Spekulationen um Fauci-Rauswurf an
Trump selbst hatte Spekulationen über eine Entlassung des Leiters des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten zuvor befeuert. Der Präsident hatte am Sonntagabend einen Tweet einer konservativen Politikerin mit dem Hashtag #FireFauci (Fauci feuern) geteilt. Der angesehene Mediziner, der in der Coronavirus-Pandemie einer der wichtigsten Berater des Präsidenten ist, hatte zuvor vorsichtig Kritik an der US-Reaktion zu Beginn der Krise geübt.
Der 79-jährige Wissenschaftler machte im Nachrichtensender CNN deutlich, dass Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn die USA früher und entschlossener auf das Virus reagiert hätten. In rechten Kreisen wird Fauci aber angefeindet: Viele Trump-Anhänger sind der Auffassung, die Gefahr durch das Coronavirus werde überzeichnet.
Sie befürchten, die durch die Eindämmungsmaßnahmen mit verursachte Wirtschaftskrise schade den Chancen des Präsidenten auf eine Wiederwahl im November. Wegen Drohungen musste Fauci sogar unter Personenschutz gestellt werden. Eine minutiöse Chronologie von Trumps Corona-Patzern bringt den Präsidenten in Bedrängnis.
smk/afp/dpa
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