Ex- Mitarbeiterin von Joe Biden hält am Vorwurf der Vergewaltigung fest

Eine ehemalige Mitarbeiterin wirft Joe Biden Vergewaltigung vor. Der bestreitet, dass die Ereignisse vor mehr als zwanzig Jahren passiert sind.
- Die Demokraten suchen einen Herausforderer für Donald Trump*
- Joe Biden ist der designierte Kandidat der Demokraten für die US-Wahl 2020*
- Eine ehemalige Mitarbeiterin Bidens wirft ihm Vergewaltigung vor
Update 08.05.2020, 5.35 Uhr: Eine frühere Mitarbeiterin von Ex-US-Vizepräsident Joe Biden, Tara Reade, hält gegen den demokratischen Präsidentschaftsbewerber an ihren Vorwürfen eines sexuellen Übergriffs in den 1990er Jahren fest. Sie wünschte, Biden würde aus dem Präsidentschaftsrennen aussteigen, sagte Reade in einem Interview, von dem die US-Journalistin Megyn Kelly am Donnerstag Ausschnitte auf Twitter veröffentlichte. Reade sagte, sie würde ihre Vorwürfe auch unter Eid vorbringen.
Reade beschuldigt den heute 77-Jährigen, er habe sie 1993 in einem Senatsgebäude gegen eine Wand gedrückt, unter ihren Rock gegriffen und sei mit seinen Fingern in sie eingedrungen. Joe Biden wies die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe vergangene Woche vehement zurück.
Am Donnerstag veröffentlichte eine kalifornische Zeitung zudem ein Gerichtsdokument, das Reades Ex-Mann im Zuge der Scheidung des Paares angefertigt haben soll und das aus dem Jahr 1996 stamme. Nach Angaben der Zeitung „The Tribune“ habe dieser darin angegeben, Reade habe mit ihm über ein Problem gesprochen, das sie bei der Arbeit gehabt habe und das mit sexueller Belästigung im Büro von Biden zusammenhing. Aus dem Dokument gehe aber weder hervor, dass Biden dafür verantwortlich gewesen wäre, noch würden in dem Dokument die jüngsten Anschuldigungen thematisiert, so das Blatt weiter.
Joe Biden widerspricht Vorwurf der Vergewaltigung: „Das ist nie passiert“
Update, 14:15 Uhr: Joe Biden hat dem Vorwurf der Vergewaltigung einer Mitarbeiterin vor mehr als zehn Jahren widersprochen. „Das ist nicht wahr. Das ist nie passiert“, sagte der demokratische Hoffnungsträger in der Präsidentschaftswahl 2020 laut dem US-Magazin Politico.
Tara Reade beschuldigt Biden seit gut einem Monat, sie im Jahr 1993 in einem Gang des US-Senats attackiert und zum Sex gezwungen zu haben. Der ehemalige Vizepräsident der USA hatte sich bislang nicht zu dem Vorwurf geäußert.
Update vom 01. Mai 2020, 10:25 Uhr: Joe Biden wird sich wohl nun doch zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen der Vergewaltigung einer ehemaligen Mitarbeiterin äußern. Biden werde in der US-Fernsehsendung „Morning Joe“ des Senders MSNBC erstmalig Stellung zu den Anschuldigungen nehmen. Das kündigte die in den USA beliebte Frühstückssendung per Twitter an.
Erstmeldung
Joe Biden: Vorwurf der Vergewaltigung gegen Hoffnungsträger der Demokraten
Washington - Joe Biden surft auf der Erfolgswelle. Eigentlich. Im Vorwahlkampf der US-Demokraten ist er der einzig verbliebene Kandidat, all seine Konkurrenten sind nach und nach aus dem Rennen um die Nominierung ausgestiegen. Eben erst hat er die Vorwahl im Bundesstaat Ohio mit großer Mehrheit gewonnen. Und auch in den Umfragen zur Präsidentschaftswahl im November 2020 schneidet Biden derzeit sehr gut ab. Nach derzeitigem Stand sieht es also so aus, als könnten die Demokraten das Weiße Haus zurückerobern.
Frau wirft Joe Biden Vergewaltigung vor
Oder doch nicht? Hier kommt das oben bereits erwähnte „eigentlich“ ins Spiel. Denn ihr auserkorener Kandidat gerät derzeit immer mehr unter Druck. Eine frühere Mitarbeiterin in Bidens einstigem Senatsbüro wirft ihm nämlich vor, er habe sie 1993 als 29-Jährige in einem Flur des Kongresses in Washington sexuell attackiert. Und Biden sieht sich mit der Forderung konfrontiert, doch bitte aus dem Rennen um die Präsidentschaft auszusteigen: #BidenDropOut heißt es auf Twitter immer häufiger.
Zuvor hatte Tara Reade dort geschrieben, dass Biden sie vergewaltigt habe. „Es gibt keine Rechtfertigung für eine institutionalisierte Vergewaltigungskultur.“ Die 56-Jährige hatte ihre Vorwürfe bereits vor einigen Wochen in einem Podcast erstmals öffentlich gemacht.
Joe Biden schon vor einem Jahr von Frauen beschuldigt
Schon vor einem Jahr hatte sie öffentlich beklagt, Biden habe sich ihr in der Vergangenheit auf unangemessene Weise genähert. Zu dem nun vorgebrachten sexuellen Übergriff äußerte sie sich zu der Zeit jedoch nicht. In Interviews sagte Reade zuletzt zur Begründung, sie habe vor einem Jahr noch nicht den Mut gehabt, öffentlich darüber zu sprechen.
Damals war Biden mit Vorwürfen mehrerer Frauen konfrontiert gewesen, wonach er diesen gegen ihren Willen zu nah gekommen sei - etwa durch ungebetene Liebkosungen wie ein Tätscheln des Oberschenkels oder einen Kuss auf den Hinterkopf.
Biden hatte vor einem Jahr erklärt, er glaube nicht, dass er sich unangemessen verhalten habe. Später gelobte er angesichts wachsenden öffentlichen Drucks dann aber Besserung und versprach, er werde künftig „aufmerksamer und respektvoller sein mit dem persönlichen Raum von Menschen“.
Joe Biden weist Vorwürfe zurück
Dieses Mal wies Bidens Wahlkamfteam Reades Darstellung vehement zurück und erklärte, dies sei nicht wahr. Anschuldigungen dieser Art sollten zwar gehört und überprüft werden. Für Reades Behauptung gelte aber: „Dies ist absolut nicht passiert.“
Bei einem Videotreffen mit Wählern ging Biden jedoch nicht explizit auf die Anschuldigungen ein. Er hob stattdessen hervor, dass er sich in seiner politischen Laufbahn immer wieder gegen sexuelle Gewalt engagiert habe.
So habe er als Senator 1994 ein Gesetz zur Bekämpfung von sexuellen Gewaltakten gegen Frauen auf den Weg gebracht, sagte der 77-Jährige. Als Vizepräsident unter Barack Obama habe er sich dann unter anderem gegen sexuelle Gewalt an den Hochschulen und in der Armee eingesetzt.
Donald Trump wird von zahlreichen Frauen der sexuellen Belästigung und Gewalt beschuldigt
Das Team von Donald Trump verbreitete die Vorwürfe natürlich weiter - obwohl der Präsident selbst von mehr als einem Dutzend Frauen der sexuellen Belästigung und Gewalt beschuldigt wird. Noch kurz vor der Wahl im November 2016 war eine alte Tonaufzeichnung bekannt geworden, in der sich Trump anzüglich und herabwürdigend über Frauen äußerte und damit geprahlt hatte, Frauen ungestraft ans Geschlechtsteil greifen zu können.
Dass seitdem ein „Grab ’em by the pussy“-Präsident im Weißen Haus sitzt, ist für viele Frauen eine ungeheuerliche Vorstellung. Nun sieht sich auch der designierte Kandidat der Demokraten diesem Vorwurf ausgesetzt.
(cs/dpa/afp)