Nur die ultrarechten Fratelli d'Italia hatten von Anfang an angekündigt, gegen Draghi zu stimmen. Das Verhalten der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung als stärkste Kraft im Parlament war allerdings lange unklar. Gründer Beppe Grillo warb dafür, den Ökonomen mitzutragen. Dabei galt auch die Übernahme von Ministerposten als Ziel.
Bei einem Online-Votum stimmte die Partei dann am Donnerstag mehrheitlich mit Ja. Das wurde als wichtiges Signal für Draghi bewertet. Ein Parteiflügel, der als anti-elitär gilt, lehnt diesen Weg aber weiter ab. Die Fünf-Sterne-Bewegung kam bei der Wahl 2018 auf rund 30 Prozent und regierte bisher mit. Deren sozialdemokratischer Koalitionspartner, die PD, stellte sich früh an Draghis Seite. Einige PD-Politiker fremdeln aber mit der Idee, rechten Kräften nahe zu kommen.
Matteo Salvini von der rechten Lega, der im Laufe der Regierungskrise wiederholt vorgezogene Wahlen gefordert hatte, änderte seine Position. Er lobte Draghi und versprach eine „bedingungslose“ Unterstützung. Die Beteiligung von Ministern seiner Lega, die zuletzt in der Opposition war, bezeichnete er als möglich. Auch Silvio Berlusconis konservative Forza Italia will Draghi das Vertrauen aussprechen.
Staatspräsident Sergio Mattarella hatte dem 73-Jährigen, der in Rom kein politisches Amt hat, nach dem Rücktritt Contes am 3. Februar ein Mandat zur Bildung eines Kabinetts angeboten. Draghi hatte den Auftrag zunächst nur unter Vorbehalt angenommen. Der Staatschef sprach von einer Regierung „mit hohem Profil“, die zusammengestellt werden müsse, um Italien aus der Pandemie-Krise* zu führen.
Draghi ist international als „Euro-Retter“ bekannt, weil er an der Spitze der Zentralbank EZB 2012 in einer Währungskrise den Euro mit Hilfe eines Machtwortes stabilisieren half.
Die Regierung Contes* war die 66. in der italienischen Republik. Sie hatte ihre Arbeit im September 2019 aufgenommen. Mitte Januar brach die Koalition des parteilosen Juristen im Streit über die EU-Hilfsgelder für die Corona-Krise auseinander. Der alte Premier warb zuletzt auch dafür, Draghi bei seiner neuen Aufgabe zu unterstützen. (dpa) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Ntzwerks.