„Feige und lächerlich“: Kanada korrigiert Russlands UN-Resolution zum Ukraine-Krieg
Russlands UN-Botschafter bringt einen Resolutionsentwurf in den Sicherheitsrat ein. Kanada reagiert auf ungewohnte Weise.
New York – Der Ukraine-Krieg* hat nicht nur eine militärische Komponente, sondern spielt sich auch auf diplomatischer Ebene bei den Vereinten Nationen ab. Dort hat Russland* eine Resolution in den UN-Sicherheitsrat eingebracht und einen Brief an die internationale Staatengemeinschaft verfasst. Die ständige Vertretung Kanadas bei der UN hat den Brief des russischen UN-Botschafters Wassili Nebensja mit einer Reihe von „Korrekturen“ und Anmerkungen versehen und auf Twitter veröffentlicht.
Nebensjas Brief enthält – wie die von Russland eingereichte Resolution zum Ukraine-Konflikt* auch – die bekannten Narrative der russischen Regierung. Weder ist darin von einem Krieg die Rede noch wird auf die russische Verantwortung eingegangen. Stattdessen solle der UN-Sicherheitsrat „alle betroffenen Parteien“ aufrufen, in der Ukraine das humanitäre Völkerrecht zu beachten. Nebensja lobt dagegen die Resolution: Russland habe einen „handlungsorientierten, entpolitisierten und ausgewogenen Entschlussentwurf“ in den Sicherheitsrat eingebracht.
Ukraine-Krieg: Kanada widerspricht Russlands UN-Botschafter
Russland wandte sich zudem gegen einen von Frankreich* und Mexiko eingebrachten Vorschlag, eine humanitäre Resolution in die Generalversammlung einzubringen. Diese werde nicht das Leid der Zivilistinnen und Zivilisten in der Ukraine reduzieren. Stattdessen sei die Resolution ein „unglückliches Beispiel von parteiischen Schuldzuweisungen“, erklärte Wassili Nebensja in seinem Brief am Mittwoch (16.03.2022).

Kanadas ständige Vertretung formulierte den Brief so um, dass er das genaue Gegenteil aussagt, und so Wladimir Putins Blick auf den Ukraine-Krieg stark widerspricht. So ist unter anderem von einem „illegalen Angriffskrieg“ die Rede und nicht, wie von Wladimir Putins* Regierung vorgegeben, von einer „Spezialoperation“.
Ukraine-Krieg: „Feiger und lächerlicher Resolutionsentwurf“ Russlands im UN-Sicherheitsrat
„Ich schreibe Ihnen mit Blick auf eine dringende Angelegenheit im Zusammenhang mit der katastrophalen humanitären Situation in der Ukraine, die wir durch unseren illegalen Angriffskrieg verursacht haben“, heißt es in der von Kanada bearbeiteten Version des Briefes. Statt „Wie andere Mitglieder der internationalen Gemeinschaft sind wir ernsthaft besorgt über die Verschlechterung des Zustands“ heißt es nun „Wir sind nicht ernsthaft über die Verschlechterung des Zustands besorgt, weil wir die Hauptursache sind“.
Russland habe auf Basis der Logik des humanitären Völkerrechts einen Resolutionsentwurf erstellt, behauptet Nebenja. So lautet Kanadas Korrektur: „Geleitet von keinerlei Logik hat die Russische Föderation einen absolut feigen und lächerlichen Resolutionsentwurf eingebracht, der unseren Angriffskrieg und unsere Brüche des internationalen Völkerrechts deckt. Aktiv politisieren wir das humanitäre Leid, das wir in der Ukraine verursacht haben.“
Ukraine-Krieg: „Wir wollen Sie wissen lassen, wie wenig uns Menschenleben interessieren“
Es finden sich jedoch nicht nur „Korrekturen“ im von der kanadischen UN-Vertretung veröffentlichten Tweet, sondern auch Anmerkungen und Fragen zum russischen Handeln im Ukraine-Krieg. „Meinen Sie, dass die UN-Mitglieder das tatsächlich glauben?“, ist eine grundsätzliche Frage der kanadischen Diplomatinnen und Diplomaten.
Zudem verweist Kanada auf Angriffe Russlands auf Zivilistinnen und Zivilisten in der Ukraine. „Wie rechtfertigen Sie die Bombardierung einer Säuglingsstation und die Zerstörung von mehr als 200 Schulen?“, lautet eine Frage. Aus der Bitte am Ende des Briefes, die russische Resolution im Ukraine-Krieg zu unterstützen, macht die kanadische Vertretung bei den Vereinten Nationen ein Eingeständnis: „Wir wollen Sie wissen lassen, wie wenig uns die Menschenleben, die wir in der Ukraine* zerstört haben, interessieren.“
„Russophobe Verleumdung“: Russland kontert Kanadas Vorwürfe im Ukraine-Krieg
Eine Reaktion Russlands auf den Tweet der kanadischen UN-Vertretung folgte am Donnerstag (17.03.2022). „Es zeigt nur, dass Ihre diplomatischen Fähigkeiten und guten Manieren auf dem Tiefpunkt sind“, schrieb der stellvertretende ständige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen, Dmitri Poljanski auf Twitter. Er sprach zudem von „Kindergartenniveau“ und einer „russophoben Verleumdung“. (ms) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.