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Fachkräftemangel in Deutschland: Sigmar Gabriel fordert längere Arbeitswoche

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Von: Andreas Apetz

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Sigmar Gabriel, ehemaliger Vorsitzender der SPD, spricht sich für eine längere Arbeitswoche aus
Sigmar Gabriel, ehemaliger Vorsitzender der SPD, spricht sich für eine längere Arbeitswoche aus. (Archivfoto) © IPON/Imago Images

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel spricht sich für eine 42-Stunden-Woche aus und prognostiziert „massive Anstrengungen“ in den nächsten zehn Jahren.

Berlin – Die Ausnahme-Situation auf den Intensivstationen während der Corona-Pandemie hat noch einmal verdeutlicht, was schon lange klar ist: In Deutschland herrscht akuter Fachkräftemangel. Nicht nur in Kliniken fehlt es an wichtigen Arbeitskräften. Mittlerweile gibt es kaum eine Branche in der Bundesrepublik, die nicht über einen Mangel klagt. Das Flughafen-Chaos in Frankfurt macht das noch einmal deutlich.

Politik und Wirtschaft diskutieren derzeit über verschiedene Lösungsmöglichkeiten, um der weiteren Belastung durch den Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Neben dem Anheben des Renteneintrittsalters steht auch eine verlängerte Arbeitswoche zur Debatte. Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat sich in der Bild am Sonntag (24. Juli) für längere Arbeitszeiten ausgesprochen.

Sigmar Gabriel: Frühere SPD-Vorsitzender befürwortet 42-Stunden-Woche

Die Grundidee ist folgende: Die üblichen 40 Arbeitsstunden pro Woche sollen auf 42 Stunden angehoben werden. Durch die zweistündige Aufstockung soll der „demografisch bedingte Verlust an Arbeitsvolumen“ kompensiert werden. Das schilderte Ökonom Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus Köln, gegenüber der WAZ.

Auch der frühere Vizekanzler Sigmar Gabriel scheint von der Idee überzeugt zu sein und weist darauf hin, dass die Verkürzung der Arbeitszeit vor mehr als 25 Jahren mit der damals steigenden Arbeitslosigkeit begründet worden sei. „Wollen wir Menschen nicht lieber wieder mehr verdienen lassen, indem wir etwas länger arbeiten?“, wird er von der Bild am Sonntag zitiert. „Das ist eine Frage, die man in Tarifverhandlungen klären muss, denn mit Zuwanderung allein werden wir das Fachkräfteproblem nicht lösen.“

Sigmar Gabriel spricht von „massiven Anstrengungen“ in den „nächsten Jahren“

Angesichts der Tatsache, dass im Nachbarland Belgien bereits über eine 4-Tage-Woche nachgedacht wird, löst die Idee einer verlängerten Arbeitswoche in Deutschland flächendeckend Unmut aus. Doch Sigmar Gabriel gibt sich sicher: „Die allermeisten in unserem Land sind durchaus bereit anzupacken, sie brauchen aber wieder mehr Gewissheit, dass es sich auch wieder mehr lohnt.“ Und das muss so sein, denn ohne „massive Anstrengungen in den nächsten Jahren“, hinterlasse man der kommenden Generation „nichts als einen riesigen Schuldenberg“, so der ehemalige SPD-Vorsitzende. Mit mindestens zehn Jahren, „in denen es anstrengender wird“, müsse man rechnen.

Um den „Wohlstand zu erhalten“, brauche es keine kleinteiligen Sozialprogramme. Leistung und Anstrengung müsse sich wieder lohnen – „und zwar für jeden und nicht nur für die, denen es sowieso schon gut geht.“ Man müsse vor allem denjenigen etwas Gutes tun, die sich jeden Tag engagieren und arbeiten gehen. Dies sei der Bevölkerung, der die Voraussetzungen schaffe, dass das Land „wirtschaftlich erfolgreich, sozial sicher und ökologisch engagiert bleibt.“ Die große Baustelle dabei: „Genau dieser Teil unserer Bevölkerung bekommt aber in der Regel nur mittlere oder oftmals auch zu niedrige Einkommen“, so Gabriel. Das müsse man ändern. (aa)

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