Hiatt war zunächst erschrocken, doch sie ahnte seine Motivation hinter der Frage: ein kompliziertes Problem in kleine, überschaubare Schritte zu zerlegen. Also schätze sie zunächst, wie viele Einwohner Seattle habe (der Einfachheit halber eine Million) und überschlug, wie viele Fenster die Häuser und Transportmittel jedes einzelnen Bewohners durchschnittlich haben würden. Nachdem sie auch sämtliche Anomalien und Sonderfälle berücksichtigt und miteingerechnet hatten, kamen beide nach einer langen Rechnung schließlich auf eine Zahl, die Bezos zum Glück als „ungefähr richtig“ bewertet hatte.
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Dann stellte Bezos ihr die zweite Bewerbungsfrage: „Was sind Ihre beruflichen Ziele?“ Sie antwortete, dass sie von der Erfahrung der Menschen bei Amazon lernen und ihre Persönlichkeit so weiterentwickeln wollte. „Ich erklärte, dass ich keine Ahnung habe, wie man Assistentin wird, aber dass ich weiß, wie wichtig es ist, ständig außerhalb meiner Komfortzone zu sein. Ich wollte in eine astronomische Lern- und Wachstumskurve einsteigen.“, berichtet sie weiter.
Bezos stellte diese beiden Fragen, um ihren „Mumm“ zu testen – ob sie den Mut und die Motivation hat, mit seinem Tempo mitzuhalten und mutig genug zu sein, seinen steilen Weg mitzugehen und sich stetig zu verbessern.
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„Am Ende des Interviews wussten wir beide, dass ich alles tun würde, um erfolgreich zu sein, obwohl ich eine sehr junge Kandidatin bin“, schließt Hiatt. Deshalb stellte er sie sofort nach dem Vorstellungsgespräch ein – und gab ihr den Schreibtisch, der seinem an nächsten stand. Es sollte ihr großer Durchbruch im Silicon Valley werden. Heute führt sie ein Beratungsunternehmen für CEOs auf der ganzen Welt. Übrigens, daran erkennt der Amazon-Gründer, ob Menschen wirklich intelligent sind. (as)*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.