„Das Restvolumen, was wir jetzt noch auf den Gletschern in Bayern haben, ist nur noch etwa 50 Prozent dessen, was in den letzten zehn Jahren abgeschmolzen ist“, ordnete Mayer ein. Besonders hart traf es den südlichen Schneeferner, von dem heute nur noch klägliche Reste existieren. Er wird den Prognosen zufolge in wenigen Jahren gänzlich verschwunden sein. Auch das Blaueis und der Watzmanngletscher werden wohl nicht mehr lange standhalten; selbst der noch vergleichsweise robuste nördliche Schneeferner verliert alle 30 Sekunden rund 250 Liter Schmelzwasser.
„Die Ursachen und Wechselwirkungen liegen eindeutig in der Klimaentwicklung“, betonte Mayer. Dabei sind es nicht die im Alpenraum stärker als im Durchschnitt Deutschlands gestiegenen Temperaturen allein, die den Gletschern zu schaffen machen. So spielen beispielsweise auch die Luftfeuchtigkeit und der Anteil dunkler Flächen auf und um den Gletscher herum eine große Rolle. „Mit dem Klima von vor 30 Jahren konnten die bayerischen Gletscher noch gut leben. Mit den Strahlungs- und Temperaturverhältnissen von heute leider nicht mehr“, erläuterte Mayer.
Das Schmelzen der Gletscher hat überall in den Alpen weit reichende Folgen, etwa für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung. Zudem leben im alpinen Raum etwa 60 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten in Deutschland, wie Glauber erläuterte. Viele davon seien durch den Klimawandel gefährdet. Die Erwärmung setzt auch dem Permafrost zu: Ohne dieses „Klebemittel“ der hohen Berge nehmen Felsstürze und Murenabgänge zu.
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