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Die Renaissance der Rundreise

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Bus Reisen
Von wegen Kaffeefahrt: Das Ur-Prinzip der Rundreise, im Bus fremde Länder zu entdecken, ist wieder voll im Trend, und das Publikum wird zunehmend jünger. © dpa

Im Urlaub eine Bus- Rundreise machen: Das klingt erst einmal nicht sehr sexy. Einsteigen, losfahren, aussteigen, Kirchen anschauen, wieder einsteigen, weiterfahren.

Erinnert eher an die Steinzeit des Tourismus, vergraut und ziemlich veraltert. Eigentlich also wäre zu erwarten, dass kein Mensch mehr Rundreisen bucht. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ein Experten- Gespräch:

„Der Anteil der Rundreisen ist bei uns deutlich gestiegen“, sagt Stephan Braun, Produktmanager für die Fernstrecke bei Neckermann und Thomas Cook Reisen. Das gelte für alle Ziele, vor allem aber für Kuba, Südafrika und Indochina.

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Das Interesse an fremden Kulturen, meint Braun, sei einfach größer geworden. Das merkt auch der Branchenprimus TUI. Die Nummer eins im deutschen Reisemarkt hat inzwischen mehr als 300 Rundreisen im Programm und verzeichnet seit mehreren Jahren Zuwächse im einstelligen Prozentbereich. „Für die Winterkataloge haben wir das Angebot noch einmal ausgebaut“, sagt TUI-Fernreisenchef Oliver Dörschuck. „Bei den Buchungen liegen Kuba, Mexiko, Thailand und die USA vorne.“

Ein Rundreisen-Trendziel sei Vietnam, aber auch Südafrika lege wieder deutlich zu. Generell ist festzustellen: In den Katalogen der Veranstalter hat die Rundreise ihren festen Platz. Und für die Wintersaison wurden die Programme noch einmal deutlich ausgebaut.

Allerdings haben moderne Rundreisen auch einiges mehr zu bieten als zu den Zeiten, als sich Opa und Oma im beengten Reisebus durch Italien schaukeln ließen. „Die klassische Studienreise ist eher unattraktiv geworden“, sagt Prof. Torsten Kirstges, Tourismusexperte an der Fachhochschule in Wilhelmshaven. Oder wie es Ury Steinweg vom Veranstalter Gebeco formuliert: „Rundreisen, bei denen vorne der Professor steht und so tut, als würde das Land nur aus Geschichte bestehen, sind out.“ Stattdessen zählten Aktiv- Elemente: „Wanderungen, Radtouren, Fahrten mit dem Heißluftballon oder Reiten auf einem Elefanten.“ Auch muss es nicht immer der Bus sein.

Steinweg: „Wir fahren durch Äthiopien auch mit dem Geländewagen oder machen einen Teil einer Indien-Rundreise mit dem Kamel.“ „Rundreisen befriedigen ein elementares Bedürfnis des Menschen – die Neugier“, meint Steinweg. Besonders in den Fernzielen auf der Fernstrecke gibt es viele neue Angebote.

Vorbei die Zeit, als man ausschließlich für einen Strandurlaub zehn Stunden im Flieger nach Thailand düste. Matthias Rotter, Chef von Meier’s Weltreisen: „Die Leute haben keine Lust mehr, 14 Tage in der Sonne zu bruzzeln.“ Andererseits sind die Urlauber aber unsicher, auf eigene Faust auf Entdeckungsreise zu gehen, aus Angst vor Kriminalität oder weil die Sprachkenntnisse fehlen.

Die Rundreise mit einem Veranstalter ist dagegen die bequeme und sichere Lösung. An die aber auch neue Anforderung gestellt werden: „Moderne Rundreisen müssen Abwechslung bieten“, sagt Oliver Dörschuck. Die TUI habe deshalb bewusst die Palette der Erlebnisrundreisen erweitert. Dazu zählen Programme wie „Erlesene Weine in Chile“ – Rundreisen also, die unter einem Motto stehen. Ähnliche Akzente setzt Gebeco.

Der Veranstalter ist vom Fachmagazin Travel One gerade für ein ungewöhnliches Konzept in Südafrika ausgezeichnet worden: Unter dem Motto „Mythen und Legenden“ geht es dabei in 16 Tagen auf einer „literarischen Reiseroute“ von Johannesburg über den Krüger-Nationalpark bis Kapstadt.

TUI-Manager Dörschuck sieht noch zwei weitere Trends: Die Reisegruppen werden eher kleiner, das Spektrum der Zielgruppen wird größer. „Wir haben einerseits immer mehr 60-Jährige, die noch aktiv reisen. Andererseits sehen wir das stärkste Wachstum bei den 30- bis 59-Jährigen, vor allem bei Paaren.“ Einig sind sich die Experten, dass die Ansprüche der Kunden steigen. „Zum Beispiel beim Thema Hotel“, sagt Alexander Wrede von Thomas Cook Reisen. Oder bei der Flexibilität des Programms. Wrede: „Wir planen deshalb in den Städten mehr Freizeit ein, damit auch mal eine Shoppingtour drin ist.“ Ein Problem allerdings gibt es bei Rundreisen, das Badeurlauber üblicherweise nicht kennen: die Mindestteilnehmerzahl. Melden sich nur zwei oder drei Interessenten, fällt das Angebot oft flach.

Die TUI bietet für ihre Winterkataloge 2009/10 deshalb erstmals eine Durchführungsgarantie bei Rundreisen an Fernzielen an. Die Idee macht sich bereits bezahlt: Dörschuk: „Wir legen bei den Rundreisen-Buchungen für diesen Winter klar zu.“

Andreas Heimann

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