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Schatzsuche in Äthiopien

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Äthopien Reise Land
Kulisse wie aus einem Indiana-Jones-Film: Die Wasserfälle des Blauen Nil bei Bahir. © dpa

Urlaub in Äthiopien? Autor Klaus Rimpel stieß im Bekanntenkreis auf Verwunderung, sogar Sorge, wenn er von seinen Reiseplänen erzählte. In unseren Köpfen steht dieses afrikanische Land für Hunger und Elend.

Dass Äthiopien seit Ende des Bürgerkrieges vor neun Jahren deutliche wirtschaftliche Fortschritte gemacht hat, ist den meisten Deutschen ebenso unbekannt wie die Tatsache, dass Äthiopien eine 3000 Jahre alte Hochkultur hat mit Schätzen, die den Vergleich mit der ägyptischen Antike nicht zu scheuen brauchen.

Unsere Kerzen tauchen das Grabmal in ein gespenstisches Licht: Beim Abstieg in die dunkle Gruft der äthiopischen Könige Kaleb und Gebre Masqal aus dem 6. Jahrhundert darf sich der Tourist ein bisschen wie ein Forscher fühlen: Ja, dieses Prickeln muss auch der deutsche Archäologe Enno Littmann verspürt haben, als er 1906 in der einstigen äthiopischen Königsstadt Axum die steinernen Sarkophage der beiden Könige entdeckte! Kein anderer Tourist weit und breit, eine Grabanlage, die scheinbar immer noch unentdeckt in einem Grasland inmitten von Ziegen und dösenden Eseln liegt.

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Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Erde - und eines der ältesten christlichen. © dpa

Tatsache: Äthiopien bietet dem Touristen noch das echte, abenteuerliche Indiana- Jones-Gefühl! Was noch dadurch verstärkt wird, dass man die Bundeslade, die Indiana Jones alias Harrison Ford im „Jäger des verlorenen Schatzes“ sucht, in Äthiopien tatsächlich finden kann! In einem von einem Gitter umgebenen Gebäude neben der mächtigen Kathedrale von Axum lagert jener sagenumwobene Schrein, in dem die Tafel mit den zehn Geboten aufbewahrt wird, die Moses von Gott überreicht bekam – zumindest sind davon die orthodoxen äthiopischen Christen überzeugt.

Die legendäre äthiopische Königin von Saba zeugte demnach mit dem jüdischen König Salomon ein Kind – Menelik, der später der erste äthiopische König wurde. Salomon habe aus Furcht vor Diebstahl der Bundeslade das wichtigste jüdische Heiligtum seinem Sohn anvertraut – und der brachte es nach Axum in Sicherheit. Egal, ob man die Geschichte glauben mag: Beeindruckend ist die Vorstellung allemal, dass hier in Afrika eines der bedeutendsten Heiligtümer des Alten Testaments lagern soll – bewacht von einem Mönch, der als einziger Mensch die Lade sehen darf. Der Preis dafür ist groß: Er darf die von einem kleinen Garten umgebene Kirche sein Leben lang nie mehr verlassen.

Äthiopien ist in vieler Hinsicht anders als andere afrikanische Länder: Es ist der einzige schwarz-afrikanische Staat, der nie kolonisiert wurde – die Italiener unter dem faschistischen Diktator Mussolini wurden nach fünf Jahren der heftigen Kämpfe 1941 vertrieben. Und nur hier blüht diese besondere Form des Christentums, der die Welt so wunderbare Gebäude wie die elf Steinkirchen von Lalibela zu verdanken hat.

Lalibela
Im Hochland von Äthiopiens Norden gelegen, ruhen in Lalibela seit fast 800 Jahren elf Felsenkirchen im roten Tuffstein, darunter mit Bet Medhane Alem die größte monolithische Kirche der Erde. © dpa

Lalibela – das Unesco- Weltkulturerbe ist nicht nur in den Augen der Äthiopier das achte Weltwunder: Der später heilig gesprochene König Lalibela hatte die Vision, ein neues Jerusalem zu errichten. Rund 640 Kilometer nördlich der heutigen Hauptstadt Addis Abeba ließ Lalibela, der wie alle äthiopischen Könige auch religiöses Oberhaupt war, im 12. Jahrhundert elf Kirchen bauen, wie sie sonst nirgends auf der Welt zu bewundern sind. Die Kirchen wurden aus dem roten Basaltstein herausgemeißelt und sind durch ein unterirdisches Tunnelsystem verbunden. In den labyrinthischen Felsgängen fühlt man sich wie in einem Irrgarten. Man drängt sich durch einen engen Felsspalt – und plötzlich steht man vor einem der Gotteshäuser, die aus dem Fels regelrecht herausgewachsen zu sein scheinen.

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Priester in farbenprächtigen Gewändern erteilen Touristen in den Felsenkirchen von Lalibela den Segen. © dpa

„Ägypten hat Kultur, Kenia hat Natur – Äthiopien hat beides!“, preist Tourismusminister Mahammed Derir gegenüber unserer Zeitung sein Land an. In der Tat: Auch die Nationalparks des Landes beeindrucken mit grandioser Landschaft und Tier- Arten wie den Gelada- Affen die es sonst nirgends auf der Welt zu beobachten gibt. Die bis zu 4620 Meter hohen Simien-Berge sind ein Natur-Paradies, das mit einem Führer und bewaffneten Scouts in bis zu zehntägigen Wanderungen erobert werden kann. Aber muss ich als Tourist ein schlechtes Gewissen haben, in einem armen Land, das immer wieder von Hungerkatastrophen heimgesucht wurde, Natur- und Kulturschönheiten zu genießen? Tourismusminister Derir betont, dass gerade der Tourismus seinem Land helfen wird: „Wir können unsere Probleme überwinden! Die Hungerkatastrophen der Vergangenheit sind eine Realität, die wir nicht wegdiskutieren wollen – aber die Menschen, die Äthiopien besuchen, werden ein ganz anderes, positiveres Bild von unserem Land bekommen!“ Der Anfang ist gemacht.

10 GRÜNDE FÜR ÄTHIOPIEN

Zehn Dinge, die man in Äthiopien ungedingt gesehen/ gemacht haben muss:

INFOS ZU ÄTHIOPIEN

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Äthopien © dpa

REISEZIEL Der Staat Äthiopien im Nordosten Afrikas grenzt an Eritrea, den Sudan, Kenia, Somalia und Dschibuti. Mit 1,1 Millionen Quadratkilometern ist Äthiopien das zehntgrößte Land Afrikas und dreimal so groß wie Deutschland. Neben dem südafrikanischen Königreich Lesotho ist es das höchstgelegene Land des Kontinents.

ANREISE Tägliche Flüge mit Ethiopian Airlines oder Lufthansa von Frankfurt nach Addis Abeba. Flugdauer: sieben Stunden. Preis: ab ca. 765 Euro. Ethiopian Airlines gilt als eine der besten und sichersten Fluggesellschaften Afrikas – sogar deutsche Piloten werden in Addis Abeba am Flugsimulator ausgebildet.

REISETYP Ein Reiseziel für Kulturinteressierte, die schon viel von der Welt gesehen haben und neugierig auf Neues sind. Wer im Urlaub Luxus sucht, ist in diesem afrikanischen Land sicher fehl am Platz.

REISEZEIT Das Klima im Hochland Äthiopiens (die Hauptstadt Addis Abeba liegt 2450 Meter hoch) ist angenehm. Am Tag herrschen im Schnitt Temperaturen von gut 20 Grad, am Abend kann es unter zehn Grad kühl werden. Am grünsten ist es im äthiopischen Frühling (September bis Februar). Meiden sollte der Tourist die große Regenzeit (Ende Juni bis Ende August). Während der „kleinen Regenzeit“ (März bis Anfang Juni) ist es feucht, aber mit bis zu 30 Grad sehr warm.

GESUNDHEIT Das Auswärtige Amt empfiehlt eine Impfung gegen Tetanus, Diphterie, Polio und Hepatits A und B. Empfohlen wird ferner konsequenter Mückenschutz. Außerdem sollte man nur abgekochtes Essen und Getränke als Vorsorge gegen Durchfallerkrankungen oder Malaria zu sich nehmen.

SICHERHEIT Das Auswärtige Amt stuft die innenpolitische Lage Äthiopiens derzeit als „relativ ruhig“ ein, weist allerdings auch darauf hin, dass es vereinzelte Bombenanschläge in Addis Abeba gegeben hat, zuletzt im Februar 2009. Aber „touristisch organisierte Besuche nach Addis Abeba und zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Landes verlaufen im Allgemeinen problemlos“, so das AA weiter. Die Grenzgebiete zu Somalia sollte man ebenso meiden wie die zu Eritrea, das sich nach 30-jährigem Bürgerkrieg 1993 für unabhängig erklärt hatte.

REISEVERANSTALTER Meier‘s Weltreisen bietet eine 18-tägige Rundreise zu den wichtigsten Kultur-Denkmälern Äthiopiens und in den Simien Mountains National Park ab 3449 Euro an (im neuen Sommerkatalog ab 3599 Euro pro Person.)

WOHNEN In den Städten sind die staatlichen Ghion-Hotels schon etwas in die Jahre gekommen, aber sauber. Ein Erlebnis ist die Übernachtung in der mit 3260 Meter höchstgelegenen Lodge Afrikas, der Simien Mountain Lodge (auch Ziel der Rundreise). Eine Nacht dort kostet 150 Dollar.

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