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Greilingers Gründe für Vertragsverlängerung: „Die Perspektive als Linksverteidiger“

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Von: Ludwig Krammer

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Plötzlich Spaß am Verteidigen: 1860-Umschüler Greilinger, ehedem Angreifer.
Plötzlich Spaß am Verteidigen: 1860-Umschüler Greilinger, ehedem Angreifer. © Imago Images

Vom Stürmer zum Abwehrspieler - Fabian Greilinger blüht in seiner neuen Rolle auf. Im Interview spricht der Niederbayer über die Löwen-Saison und seine neue Position.

München – Nur 35 Sekunden lagen zwischen Fabian Greilingers Einwechslung in Duisburg und dem Jokertor zum 5:0. Am Ende siegten die Löwen 6:0, sprangen auf Tabellenplatz vier und können die Qualifikation für den DFB-Pokal drei Spieltage vor Schluss wieder aus eigener Kraft schaffen. Wir sprachen mit dem Niederbayer Greilinger über die wechselhafte Saison 2021/22, seine Zukunft als Linksverteidiger und einen anstehenden Ortswechsel.

Fabian, was sagt Ihnen der Name Uwe Wassmer?

Uwe Wassmer . . . boah, keine Ahnung. Da müssen Sie mir helfen.

Der ehemalige Stürmer des SC Freiburg hält seit 1996 den Rekord für das schnellste Joker-Tor der Bundesliga-Geschichte: 13 Sekunden.

(lacht) Oh mei, dann bin ich ja noch weit weg. Aber gut, das war ja auch erste Liga. Und ehrlich gesagt . . .

„Was vorne reinfällt, ist ein Bonus.“

Fabian Greilinger über seine neue Rolle als Verteidiger.

Ja?

So scharf auf Jokertore bin ich jetzt auch wieder nicht. Das war ein schönes Erlebnis in Duisburg, ich hab mir schon lang gewünscht, dass ich mal so ein Glück hab und bloß noch den Fuß hinhalten muss. Aber noch lieber hätte ich von Anfang an gespielt.

Es war Ihr erstes Drittliga-Tor nach einer Einwechslung, das insgesamt dritte in dieser Saison. Zufrieden mit der Bilanz?

Als Außenstürmer nicht, als Linksverteidiger schon. Die anderen beiden Tore (gegen Freiburg II und Magdeburg) hab ich als Verteidiger geschossen. Da macht man sich natürlich schon Gedanken.

Erkenntnis?

Vielleicht liegt’s daran, dass ich als linker Verteidiger keinen so großen Druck mehr hab, Tore machen zu müssen. In erster Linie geht’s darum, meine Seite dicht zu bekommen. Was vorne reinfällt, ist ein Bonus. Dadurch kann ich befreiter aufspielen.“

„Die Perspektive als linker Verteidiger.“

Greilingers Hauptgrund, warum er bei den Löwen verlängert hat.

Ihr Vertrag bei 1860 wurde Ende März um zwei Jahre bis 2024 verlängert. Hatten Sie zwischendurch mal Zweifel über Ihren Verbleib?

Eigentlich nicht. Der Saisonstart war zäh, ich bin aus einer Verletzung (am Sprunggelenk) gekommen, das erste Spiel hab ich erst am achten Spieltag beim 1:1 in Halle gemacht. Trotzdem hab ich schon vor Weihnachten Bescheid gekriegt, dass es hier weitergehen soll mit mir. Da waren alle anderen Anfragen sofort zweitrangig.

Was gab den Ausschlag für die Verlängerung?

Die Perspektive als linker Verteidiger. Wir haben nach dem 2:5-Desaster gegen Magdeburg Anfang Dezember das System umgestellt und mit einer Fünferkette gespielt. Da war ich links eingeteilt, das hat mir super getaugt. Blöderweise bin ich dann nach dem ersten Rückrundenspiel gegen Wiesbaden wegen einer Muskelgeschichte ausgefallen und musste mich erst wieder reinkämpfen.

„Dieses sichere Tor zu verhindern, das war mindestens genauso schön wie selber eines zu schießen.“

Fabian Greilinger über seine Rettungstat gegen Saarbrücken.

Ihre große Stunde schlug beim Spiel gegen Saarbrücken. Im ersten Spiel nach der Vertragsverlängerung durften Sie als Linksverteidiger im 4-1-4-1 für den erkrankten Phillipp Steinhart ran und überzeugten auf ganzer Linie. Den Rettungssprint gegen Sebastian Jacob feierten Sie wie ein Tor. Eine Art defensives Erweckungserlebnis?

(lacht) Schön gesagt, das unterschreib ich direkt. Ich hab mir eine Woche zuvor das Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund (1:1) angeschaut, die Rettungsgrätsche von Jan Thielmann gegen Giovanni Reyna. Da hat das ganze Stadion gejubelt. Und genauso war’s bei mir auch. Eigentlich war der Jacob schon durch, der hat nicht mehr damit gerechnet, dass da noch einer hinterher fetzt. Dieses sichere Tor zu verhindern, das war mindestens genauso schön wie selber eines zu schießen.

Sie wären nicht der erste Offensivspieler, der sein Glück bei 1860 in der Defensive findet. Auch Ihr Spezl Marius Willsch kam 2018 als Rechtsaußen.

Ja, der Mäsch hat eine ähnliche Entwicklung hinter sich, das kann man gut vergleichen. Ich mag es genauso wie er, das Spiel vor mir zu haben, Pässe zu spielen, immer mitzugehen. Das Ideal auf dieser Position ist für mich Jordi Alba vom FC Barcelona. Und auf der rechten Seite Trent Alexander-Arnold aus Liverpool. Von solchen Leuten kannst du dir auch am Fernseher was abschauen.

Wo soll es in der nächsten Saison hingehen für Sie und 1860?

Ich will mich als linker Verteidiger etablieren, das ist mein klares Ziel. Und als Mannschaft wollen wir natürlich wieder oben angreifen. Die schwache Hinrunde hat uns die Punkte gekostet, denen wir jetzt hinterherlaufen. In der Rückrunde passt der Schnitt. Diesen Schwung wollen wir in die neue Saison mitnehmen. Magdeburg hat uns das in dieser Saison vorgemacht, an denen können wir uns orientieren.

„Für eine Eigentumswohnung im Münchner Raum hätt ich beim FC Bayern unterschreiben müssen.“

Fabian Greilinger wohnt in Daglfing zur Miete.

Gutes Stichwort. Magdeburg spielt am Freitag in Braunschweig. Sollte die theoretische Löwen-Chance auf Platz drei erhalten bleiben . . .

Dann müssen die Magdeburger dort gewinnen. Ich hoffe, sie haben nach dem Aufstieg letztes Wochenende nicht zu viel Party gemacht. Das dürfen sie dann gerne nach dem Sieg in Braunschweig. Weil der nächste Gegner sind ja dann wir. Aber Spaß beiseite: Realistisch für uns ist Platz vier. Den wollen wir auf jeden Fall halten, damit wir wieder im DFB-Pokal dabei sind. Solche Abende wie gegen Schalke sind einfach unvergesslich.

Schönes Schlusswort eigentlich. Trotzdem noch eine Frage: Haben Sie sich eigentlich eine Sonderprämie in den Vertrag schreiben lassen als Spieler mit der weitesten Anfahrt zum Training?

(lacht) Das braucht’s nicht mehr. Ich bin jetzt lange genug jeden Tag 110 Kilometer vom Elternhaus (in Rottal am Inn) nach München gefahren. Nächste Woche zieh ich mit meiner Freundin Katja nach Daglfing, dann hat sich das erledigt.

Miet- oder Eigentumswohnung?

(lacht) Miete! Für eine Eigentumswohnung im Münchner Raum hätt ich beim FC Bayern unterschreiben müssen.

Interview: Ludwig Krammer

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