Wir hätten sechs, sieben oder acht Tore schießen können, aber egal: Wir wollten hier gewinnen und dominant auftreten, das war der Auftrag. Hut ab, dass wir die Englische Woche mit dem Sieg richtig vergolden konnten.
Schon Mitte der ersten Halbzeit hatten die Gäste aus München in den entspannten Wochenend-Modus geschaltet. Die knapp 2000 mitgereisten Löwen-Fans stimmten fröhliche Endlosgesänge an – und auf dem Rasen zelebrierten die 1860-Profis ihre Überlegenheit. Früher als erwartet war ein Trainingsspiel aus dem Duell mit dem Überraschungsteam der ersten Saisonphase geworden. Der aufstrebende Erik Tallig hatte schon nach drei Minuten die Weichen auf Sieg gestellt, als sein Strafraum-Dribbling zweifach abgefälscht im Kasten der Viktoria landete (3.). Eine gute Viertelstunde später profitierte Bär von der Umtriebigkeit des für den Aufsteiger nie zu stoppenden Löwen-Kapitäns. Pinckert hatte Lex beidbeinig im Strafraum zu Fall gebracht – Elfmeter war die logische und auch von den Gastgebern nicht infrage gestellte Entscheidung. Bär schnappte sich den Ball, drosch ihn hoch und mittig ins Netz und schraubte sein Trefferkonto auf 14 hoch. Erfreulich: Nach den seriellen Fehlschüssen der Hinrunden-Löwen vom Kreidepunkt (Mölders, Steinhart, Dressel, Staude) scheint Köllner in Bär den richtigen Elferschützen für den Ligaendspurt gefunden zu haben.
Die zweite Halbzeit brachte dann eine Fortsetzung der Löwen-Dominanz, aber wie erwähnt keine weiteren Tore, obwohl die schwache Berliner Gegenwehr dazu einlud, das Torverhältnis kräftig aufzubessern. Trotzdem: Eine reifer Löwen-Auftritt, der zur Frage führte: Ist mit 1860 jetzt endgültig im Aufstiegskampf zu rechnen? „Wir haben Spaß am Fußball“, mauerte Bär, „und so wollen wir das in den nächsten Wochen weiterfahren.“ Köllners Meinung dazu: „Verliere ich am Sonntag in Mannheim, wird es heißen: Das war jetzt doch nur ein kurzes Hoch . . .“
Bitter: Lex wird beim Verfolgerduell im Carl-Benz-Stadion wegen seiner fünften Gelben Karte fehlen. Nach einem weiteren Strafraumsturz in der zweiten Halbzeit hatte er Gelb wegen einer Schwalbe gesehen – seine fünfte Verwarnung, die ihn zu einem spielfreien Wochenende zwingt. Auch das dürfte ihm durch den Kopf gegangen sei, als er mit Grantelmiene vom Platz trottete.