"Gehirn freispülen": BCF mit adäquater Frustbewältigung

Bei Tabellenführer Pullach lieferte der BCF Wolfratshausen in Unterzahl eine überragende Partie ab, holte einen 0:3-Rückstand auf spektakuläre Weise auf und stand am Ende einmal mehr mit leeren Händen da.
Hinter Marco Stier lag eine schlaflose Nacht. Stunden grübelte der 33-Jährige darüber, was seiner Elf widerfahren war. Fußball kann bisweilen grausam sein – insbesondere bei einem Tabellenstand, wie ihn der BCF seit Monaten gewohnt ist. Der Farcheter Trainer tat das einzig Richtige nach den Ereignissen in Pullach: Er beorderte seine Mannen am Sonntag auf die Wiesn. „Gehirn freispülen“, als vielleicht einzig probates Mittel nach einem Spiel zum Vergessen.
Freilich nur in Bezug auf das Ergebnis. Der BCF lieferte eine seiner besten Partien unter Stier als Coach ab, brachte den Spitzenreiter immer wieder in Bedrängnis. „Wir haben sie ständig zu Fehlern gezwungen“, sah sich der Coach in der offensiven Ausrichtung seines Teams bestätigt. Marian Knecht traf früh nur das Außennetz, während auf der anderen Seite die Raben lediglich bei ruhenden Bällen Gefahr versprühten. Freistöße hatten jeweils Kontakt mit Pfosten und Latte. Dann der Schock: Wolfratshausen lief in einen Konter, bei dem Musti Kantar als Verlierer hervorging. Elfmeter und vorzeitiger Ausschluss vom Spielgeschehen. „Vertretbar“, kommentierte Stier die Szene. Pullach nutzte die Gunst und übertölpelte die irritierten Gäste sogleich noch einmal durch ein „Sahnetor“ von Lukas Dotzler. Sind die Raben im Laufen, wird es schwierig. Auch beim 3:0 kurz nach der Pause räumte der BCF-Trainer ein: „Spitzen-Klasse.“
Mit der abnormen Reaktion seiner Elf hatte aber selbst Stier nicht gerechnet. Die nämlich schwang sich zu einer Glanzleistung auf. Knecht verkürzte nach starker Balleroberung von Angelo Hauk. Dann hätte Stier nach Vergehen an Knecht ebenfalls gerne Strafstoß sowie Rot für Pullach gehabt. Ein Konflikt mit dem Unparteiischen schien vorprogrammiert, hätte nicht Hauk den anschließenden Eckball von Adam Puta in die Maschen befördert. Pullach wankte, und Jona Lehr traf. Natürlich auf Vorarbeit von Hauk, der voran marschierte. „Plötzlich machen wir ein Welt-Spiel“, staunte der Coach.
Was dazu fehlte, war der vierte BCF-Treffer. Und der wäre drin gewesen: Puta zögerte beim Alleingang, Knecht haute einen Abpraller über den Kasten. Missgeschicke, die man beim Spitzenreiter nicht zulassen darf. Wobei Pullachs viertes Tor so hätte nie fallen dürfen. „Ich bekomme keinen Ball flach aus 35 Metern rein“, zielte Stiers Kritik auf Keeper Alex Heep. Doch der Ball war drin. Ebenso wie Almir Hasanovics 5:3 in der Nachspielzeit. Das Schlusswort des Trainers: „Wir waren klar besser, aber gehen wieder einmal mit leeren Händen raus.“