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Fußball-Fan: Liebe Münchner, geht zum EHC und erlebt Eishockey!

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Von: Florian weiß

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München ist eine Fußball-Stadt. Aber Andreas (26) erklärt in seinem Gastbeitrag, warum es sich lohnt, auch zum Eishockey zu gehen und mit dem EHC Red Bull München mitzufiebern.

Es war der 8. April 2016. Da standen wir nun, in der Nordkurve unserer geliebten Olympia Eishalle und mussten 34 Sekunden vor dem Ende noch den 4:4-Ausgleich durch die Kölner Haie hinnehmen. Den kurzen Momenten völliger Fassungslosigkeit folgten sofort wilde „Kämpfen fürs Finale“-Schlachtrufe aus den Kehlen der EHC-Fans. Meine Freunde und ich, zunächst konsterniert und geschockt, stimmten wieder in die Anfeuerung mit ein. Nach dem erneuten Anbully holte sich München sofort den Puck, kam noch einmal über die linke Seite, Pass in die Mitte und TOOOOOOOOOOOR! Elf Sekunden nach Wiederbeginn ging alles um mich herum in einem Wirbel aus Ekstase auf. Menschen lagen sich jubelnd in den Armen, feierten, tanzten - ein absoluter Wahnsinn!

Dieses 5:4 war einer größten Sportmomente meines Lebens, eine magische Nacht. Mir war in jenem Augenblick klar, dass sich der EHC den Meister-Titel nun nicht mehr nehmen lassen würde. So kam es dann ja auch. Es sind diese Momente im Eishockey, die alles entscheiden. Und genau die sind es auch, die für mich diesen Sport so besonders, so einzigartig und faszinierend machen – und das, obwohl ich auch großer Fußball-Fan bin.

Als Löwe erzogen, vom Eishockey in den Bann gezogen

In München aufgewachsen und als waschechter „Blauer“ aufgezogen, gab es für mich lange Zeit nichts als Fußball. Klar, Fußball ist vor allem in der Landeshauptstadt allgegenwärtig. Er ist Volkssport und Gesprächsthema Nummer Eins und ja - es ist ein verdammt cooler Sport, der wirklich Spaß macht. Als Fan des TSV 1860 hat man aber bekanntlich nicht immer viel zu lachen, was meinen Vater vor rund 17 Jahren dazu bewog, mich ins Auto zu setzen und in die Eishalle, damals noch zu den München Barons, mitzunehmen. „Schau ma uns hoid a moi de Eishakler o‘“, sagte er. Doch das Kapitel Barons war schnell wieder beendet und Eishockey erst mal wieder vom Tisch.

Als dann der EHC München aus den Niederungen des Amateurhockeys langsam emporstieg, wurden unsere Ausflüge in die Eishalle wieder häufiger. Ab der Oberliga waren wir schließlich regelmäßig dabei. Mit den Jahren begeisterte ich immer mehr Freunde, auch mal mitzukommen zum EHC. Die meisten davon sind heute Dauergäste oder kommen immer wieder gerne. Ich kenne niemanden, den Eishockey nicht sofort mitgerissen hat, nachdem er oder sie zum ersten Mal in der Nordkurve gestanden hatte.

EHC-Fan Andreas empfiehlt den Münchnern wärmstens das Erlebnis Eishockey.
EHC-Fan Andreas empfiehlt den Münchnern wärmstens das Erlebnis Eishockey. © fkn

Hart, kalt, intensiv - das macht Eishockey so cool

Doch was ist es, was einen Fußballfan wie mich so von diesem Sport schwärmen lässt? Es sind nicht nur diese Ausnahmemomente wie unser Halbfinalspiel gegen Köln. Solche gibt es vermutlich in jeder Sportart. Es ist vielmehr auch allgemein die Intensität, die Schnelligkeit und Körperbetontheit des Sports. Das Raue. Und auch irgendwie der Reiz des Nischendaseins, was Eishockey für mich ausmacht. Die kalte, zugegeben in die Jahre gekommene aber so viel Charme versprühende Eishalle am Oberwiesenfeld. Die immer gleichen, vertrauten Gesichter, die man in der Nordkurve wiedersieht.

Eishockey ist ein Erlebnis für die gesamte Familie

Und auch der Umstand, dass es beim Hockey auf den Rängen vergleichsweise gesittet zugeht: Zum Eishockey zu gehen ist etwas für die ganze Familie. Gewaltbereite Fans und Pöbeleien vor oder nach dem Spiel sind Dinge, die man aus dem Fußball leider zu Genüge kennt, aber hier de facto keine Rolle spielen. Natürlich gehören provokante Fangesänge und gesunde sportliche Rivalität während der Spiele dazu, speziell bei Derbys. Doch das obligatorische Shake-Hands der Spieler nach der Schlusssirene kann man eins zu eins auf die Fans übertragen, die dann unter dem Strich doch die Begeisterung für den Sport eint.

ICE HOCKEY - DEL, RB Muenchen vs Duesseldorf
Die Nordkurve sorgt im Eisstadion für die einzigartige Stimmung. © GEPA Pictures

Tradition beim Fußball, „Kommerz“ beim Eishockey - geht das?

Wie ich als Fan eines Traditionsfußballvereins damit klarkomme, dass seit 2012 ein großer Getränkehersteller im Namen und auf dem Logo des EHC prangt, wurde ich schon einige Male gefragt. Meine Antwort lautet dann immer: Gut komme ich damit klar. Zum einen sind Investorenclubs im Eishockey schon grundsätzlich ganz anders etabliert als im Fußball (Mannheim, Nürnberg, Berlin, Wolfsburg, ... um nur mal vier Erstligisten zu nennen, die ähnlich von einem einzigen Geldgeber abhängig sind). Zum anderen halte ich große Sponsoren für unentbehrlich, wenn man Profieishockey hierzulande langfristig betreiben möchte.

Sicherlich finde ich es persönlich schade, dass das alte EHC-Logo nicht mehr auf den Trikots zu sehen ist. Allerdings will ich auch ganz klar sagen, dass es mich überrascht hat, wie viel Lokalkolorit und Fannähe auch heute noch beim EHC zu spüren ist. Freiluftgaudi am Spitzingsee, Trikotdesignwettbewerbe für Fans, die alljährlichen Oktoberfest-Jerseys oder der Umstand, dass weiterhin das Urgestein Stefan Schneider die Toransagen durchs Mikrofon plärrt sind nur einige Dinge von vielen, die mir dahingehend einfallen.

Aloisius, EHC Red Bull München
Aloisius ist Botschafter der Olympiahallen-Spiele des EHC. © GEPA Pictures

Der EHC ist mehr als ein Marketingprodukt

Nicht zuletzt sind es aber wir Fans und unsere Begeisterung für diesen geilen Sport, was den EHC zu so viel mehr als einem reinen Marketingprodukt macht. Egal ob jetzt als Meister der DEL oder damals noch im rauen Amateuralltag - Herzblut kennt keine Liga, Farben oder Logos.

Ich kann nur jedem, der noch nie da war, empfehlen: Schnappt euch euren Freund/ eure Freundin oder die Familie und schaut vorbei beim EHC! Der Zeitpunkt dafür ist jetzt ideal, denn die „fünfte Jahreszeit“ steht mit den Playoffs vor der Tür. Und wer weiß: Vielleicht gibt es schon bald wieder eine dieser magischen Nächte im Eisstadion am Oberwiesenfeld.

Ein Gastbeitrag von Andreas aus München-Daglfing.

Der 26-Jährige, gebürtige Münchner studiert aktuell Betriebswirtschaft an der Fachhochschule in Regensburg. Zuvor hat er eine Ausbildung zum Medienkaufmann absolviert. Sofern es Vorlesungsplan und Arbeit zulassen, ist er auch weiterhin so oft wie möglich in der Olympia-Eishalle.

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