„Ich bleibe einer von euch“: So bewegend war Basti Schweinsteigers Abschied vom FC Bayern

Große Emotionen in der Allianz Arena: Bastian Schweinsteiger sagt servus - und der FC Bayern hat ihm einen besonderen Moment bereitet.
München - Um Punkt 20.30 Uhr ist in der Allianz Arena alles angerichtet, für Bastian Schweinsteigers großen Abschied vom FCB: Elf Bayern-Spieler und zehn Kicker von Chicago Fire stehen aufgereiht auf dem Rasen. Nur Schweinsteiger fehlt. Denn er kommt nicht wie sonst aus dem „Gladiatoren-Tunnel“ - der FC Bayern hat seinem verlorenen Sohn einen ganz besonderen Empfang bereitet.
Zu diesem Zeitpunkt steht Schweinsteiger noch auf der Tribüne. Dann geht das Licht in der ausverkauften Arena aus - nur einzelner Spot leuchtet „Schweini“ noch einmal den Weg die Treppe hinab auf den Ort seiner größten Triumphe. Die langjährige Nummer 31 der Bayern bahnt sich den Weg durch ein Jubelspalier: Applaus brandet auf, Arme recken sich Schweinsteiger entgegen. Dazu schallt „Paradise City“ von Guns N‘ Roses durch das Stadion.

Licht aus, Spot an: „Fußballgott“ Bastian Schweinsteiger kommt
Für Schweinsteiger wird auch das nur der Aufgalopp zu einer langen Reihe der Abschiedsszenen noch vor Anpfiff. "Basti is back", "Basti ist zurück" ist in großen Buchstaben auf der Gegengerade zu lesen. Stadionsprecher Stephan Lehmann feiert Schweinsteiger als einen der großen Fußballer auf unserem Planeten. Und auf dem Rasen warten nun die alten Kollegen, die zunächst nur auf der Bank Platz nehmen: Als Erster steht David Alaba für eine Umarmung parat, dann folgt Thomas Müller.
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Auch ein erstes Abschiedsgeschenk gibt es: Von Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erhält der 34-Jährige eine Fotocollage mit den größten Momenten seiner Bayern-Karriere, sowie einen Hut mit Gamsbart und ein Charivari. Von der Tribüne wird Schweinsteiger mit "Fußballgott"-Sprechchören gefeiert. Nach der Runde vorbei an der Startelf des FCB scheint sich der Weltmeister und Champions-League-Sieger schon ein Tränchen aus dem Auge zu wischen. Dann atmet er durch - und nimmt seinen Posten als Kapitän der Spitze der Chicago-Fire-Elf ein.
Bastian Schweinsteigers Abschied: Umarmung auch von Jupp Heynckes
Zuvor waren auf der Videoleinwand im voll besetzten Stadion auch prägende Szenen seiner Karriere eingespielt worden. Auf dem Spielfeld wurden all seine Trophäen präsentiert, die er mit dem FC Bayern gewonnen hatte und vor denen Schweinsteiger posierte. Meisterschale, DFB-Pokale und natürlich ein Replikat des Henkelpotts für den Champions-League-Triumph 2013 im bisher einzigen Triplejahr der Münchner. Sein Coach damals war Jupp Heynckes, der vor dem Spiel seine Auszeichnung als Trainer der Saison 2017/18 erhielt und danach den Hauptdarsteller des Abends herzlich umarmte.

Sie glaube schon, dass ihr Mann ein wenig nervös sei, sagte Ana Ivanovic am Mikrofon von RTL. „Es gibt so viele Leute, die ihn jetzt hier wieder begrüßen.“ Schweinsteiger bestätigte diesen Eindruck kurz vor dem Anpfiff: „Sie kennt mich schon ganz gut“, erklärte er schmunzelnd.
Allianz Arena erstrahlt mit der „31“ auf der Außenhülle
Auch die Außenbeleuchtung der Münchner Arena war dem Anlass entsprechend gestaltet. Die "31", Schweinsteigers Rückennummer in seiner Bayern-Zeit, erstrahlte dort weiß auf rotem Untergrund in überdimensionaler Größe. Viele Wegbegleiter des "Fußballgotts", wie ihn die Bayern-Anhänger nannten, waren zu Schweinsteigers letztem Auftritt als Spieler in seinem ehemaligen "Wohnzimmer" erschienen.
Vor der zweiten Halbzeit ging das Abschiedszeremoniell weiter: Die Elf des FC Bayern kam geschlossen in Trikots mit der Nummer 31 auf den Rasen - im Anschluss erhielt der Star noch einmal die Kapitänsbinde des FCB. Die Bayern-Fans präsentierten ein Riesen-Banner mit Schweinsteigers Konterfei.
Tränen oder Schweiß? Das letzte Wort gehört Bastian Schweinsteiger höchstpersönlich
In der 83. Minute kam Bastian Schweinsteiger dann zu der lange erwarteten Ehre: Das Tor zum 4:0 versenkte er selbst im Kasten seiner neuer Kollegen - die definitiv letzte Bude des Lokalhelden im roten Dress. David Alaba, Franck Ribéry und Co. hoben ihren Weggefährten auf die Schultern und ließen „Schweini“ nochmal hochleben.
Die letzten emotionalen Prüfungen hatte Schweinsteiger dann nach Abpfiff zu überstehen: Im erneut abgedunkelten Stadion durfte er sich Grußbotschaften von Freunden und Stars ansehen. Schweiß oder Tränen? Ein paar mal wischte sich der Star jedenfalls mit dem Unterarm über die Augen.
Das letzte Wort hatte der „Fußballgott“ selbst - er richtete es vor allem an die „Münchner“ im Stadion. „Vielen Dank, dass ihr alle hergekommen seid, und mir so einen Empfang macht. Ich bin einer von euch und werde immer einer von euch bleiben. Danke an den FC Bayern. Dass ihr mir das Spiel ermöglicht habt, bedeutet mir sehr viel“, sagte Schweinsteiger. Und schließlich: „Meine Vergangenheit gehört nur dem FC Bayern und sonst keinem. Ohne euch wäre ich nie hier. Vielen Dank, liebe Fans.“
Schon als Schweinsteiger zum Aufwärmen herausgekommen war, wurde er stürmisch unter großem Applaus empfangen. Am 23. Mai 2015 (2:0 gegen Mainz) hatte Schweinsteiger sein letztes Pflichtspiel für den FC Bayern bestritten, danach war er nach 17 Jahren in München zunächst zu Manchester United gewechselt, bevor 2017 der Transfer zu Chicago Fire folgte.
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fn/SID