Hertha-Coach stapelt tief
Luhukay: "Bayern ist sowas von stark"
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München/Berlin - Hertha-Coach Jos Luhukay nimmt den Druck von seinen Spielern. Vor der Partie gegen den FC Bayern stapelt der Niederländer tief. Für ihn wäre ein Zähler schon "ein Wunder".
Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, Hertha-Coach Jos Luhukay betreue einen Verbandsligisten. „Es wäre ein Wunder, wenn wir etwas mitnehmen“, sagte er vor dem Spiel der Hauptstädter am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Rekordmeister Bayern München - als würde er Tasmania Berlin trainieren. Dabei reist die Hertha doch als Vierter der Fußball-Bundesliga zum Tabellenführer; sowas heißt gemeinhin „Spitzenspiel“.
Nun gut, irgendwie ist der 50-Jährige ja auch zu verstehen. Nicht nur Luhukay wird es schwindlig, wenn er die Bayern spielen sieht. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich da in dieser Saison noch ganz andere Klubs in den Staub werfen werden vor Demut. Außergewöhnliche personelle Optionen, enorme taktische Flexibilität, erdrückende spielerische Dominanz - Pep Guardiola verwaltet puren Luxus. Und das, obwohl der Trainer noch nicht einmal aus dem Vollen schöpfen kann.
Stars im Wert von über 100 Millionen Euro haben nach Verletzungen noch Fitnessrückstand. 37-Millionen-Euro-Mann Mario Götze glänzt bei Teileinsätzen, hat seine volle Stärke aber längst nicht erreicht. Thiago, 25 Millionen Euro teuer, hat im Aufbautraining nach seinem Syndemoseriss eine erste kurze Laufeinheit auf dem Rasen absolviert. „Das ist eine gute Nachricht“, sagt Guardiola über den Zugang vom FC Barcelona. Mitte November erwartet er seinen „Wunschspieler“ zurück.
Und Javi Martinez, im Sommer 2012 für 40 Millionen Euro geholt, stand beim 5:0 gegen Viktoria Pilsen in der Champions League nach langer Verletzungspause erstmals wieder im Kader. Zuletzt gespielt hatte er im Supercup-Finale gegen den FC Chelsea Ende August. Mit den Alternativen Götze, Martinez und später Thiago sind die Bayern noch stärker. Luhukay sieht indes schon jetzt kaum mehr Luft nach oben. „Bayern ist sowas von stark“, sagte er ehrfurchtsvoll.
Guardiola wird ihm da zum Teil widersprechen. Der Bayern-Coach ist zwar selbst überrascht von seiner Mannschaft, die vor seinem Zeitplan liegt („ich habe erwartet, dass es länger dauert“). Aber: Das zuletzt „sehr hohe Niveau“ sei für Titel im nächsten Jahr noch nicht hoch genug. „Für die Meisterschaft brauchen wir ein bisschen mehr“, meinte der Spanier.
Luhukay wird es nicht gerne hören, obwohl er auf Understatement macht, wenn er ein „Wunder“ beschwört. Die Berliner werden trotz einer verheerenden Auswärtsbilanz in München gewiss nicht als Touristen anreisen, sondern an der Sensation arbeiten. „Es ist für meine Spieler doch Motivation und Herausforderung, gegen so einen Gegner gut auszusehen“, sagte Luhukay. Vor dem „FC Übermächtig“ auf die Knie gehen soll seine Elf nicht.
Außerdem sind es Highlights wie dieses, wofür die Hertha sich durch die Zweitligamühle gekämpft hat. „Dafür haben wir ein Jahr hart arbeiten müssen. Das ist eine Belohnung“, sagte Luhukay, dessen Mannschaft vor ihren „Wochen der Wahrheit“ steht. Erst der FC Bayern, danach Schalke 04, 1899 Hoffenheim sowie Bayer Leverkusen - danach sollte Hertha seinen Platz in der Liga kennen.
Laut Guardiola ist dieser Platz recht weit oben. Er findet, Herthas Stürmer sind schnell, schneller als seine Abwehrspieler sogar. Mit Köpfchen, also Spielintelliganz, müsse sein Team die Aufgabe lösen, sagte er, und tippte sich an die Stirn. Guardiola findet, Hertha sei ein „super, super Test“, um zu überprüfen, wie stabil sich die Münchner auf hohem Niveau bewegen.
Und er würde auch gerne eine bessere erste Halbzeit als zuletzt gegen Mainz 05 (4:1) sehen. Eventuell mit Götze, der in der Vorwoche großen Anteil am glanzvollen zweiten Abschnitt hatte. „Vor drei Wochen“, sagte Guardiola, „wäre das nicht möglich gewesen. Aber jetzt kann er.“ Also beginnen. Einem Wunder bringt Hertha diese Aussicht nicht unbedingt näher.
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SID