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Effenberg: „Weiß nicht, ob Müller ein Anführer-Typ ist“

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Von: Manuel Bonke

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Stefan Effenberg gewann mit dem FC Bayern 2001 die Champions League.
Stefan Effenberg gewann mit dem FC Bayern 2001 die Champions League. © dpa

Der FC Bayern erlebte nicht die beste Saisonvorbereitung seiner Geschichte. An der Säbener Straße schrillen die Alarmglocken. Ex-FCB-Kapitän Stefan Effenberg beurteilt die Situation.

München - Ohne Lahm und Alonso als absolute Führungsspieler der vergangenen Jahre muss der FCB nun auskommen. Einer der weiß, worauf es als unangefochtener Anführer ankommt, ist Stefan Effenberg. Im tz-Interview spricht der CL-Sieger unter anderem über neue Bayern-Leitwölfe und seine Ex-Kollegen Willy Sagnol und Hasan Salihamidzic in neuer FCB-Funktion.

Herr Effenberg, die Testspiele haben sich die Bayern sicher anders vorgestellt!

Stefan Effenberg: Die Vorbereitung darf man nicht auf die Goldwaage legen. Aber es ist für den FCB schon ungewöhnlich, solche Spiele abzuliefern. Aber Carlo Ancelotti ist erfahren genug, um an den richtigen Schrauben zu drehen.

Wie könnte das aussehen?

Effenberg: Es muss vorbei sein mit dem Testen und Probieren! Jetzt muss sich die Mannschaft herauskristallisieren, die man am Anfang der Saison ins Rennen schickt. Egal ob einer beim Confed Cup gespiel hat oder nicht.

Ist es dafür nicht noch zu früh?

Effenberg: Nein! Das war schon zu meiner Zeit so: Wenn es um den ersten Titel geht, wie jetzt mit dem Supercup, haben wir immer mit allen Leistungsträgern gespielt. Die Vorbereitung der Bayern war nicht gut genug, um sich jetzt noch eine Pleite zu erlauben.

Ist der Supercup plötzlich wichtig?

Effenberg: Grundsätzlich will man in München immer alle Titel gewinnen, auch den Supercup (bei uns im Live-Ticker). Darum hat dieser Wettbewerb für mich schon eine Bedeutung. Außerdem kann Ancelotti mit einem Sieg wieder Ruhe reinbekommen.

Wird es für Ancelotti mit einer Pleite beim BVB schon ungemütlich?

Effenberg: Das würde ich nicht am Spiel gegen Dortmund festmachen. Die ersten zwei Monate werden von enormer Bedeutung sein – auch für Ancelotti. Die vergangene Meisterschaft war aller Ehren wert. Der FCB wird aber an anderen Titeln gemessen. Der Klub muss den Anspruch haben, die Champions League zu gewinnen. Sie rüsten ja nicht umsonst mit zig Millionen die Mannschaft auf.

Hat sich Ancelotti durch seine Wunschtransfers Tolisso und James angreifbar gemacht?

Effenberg: Das ist immer ein Risiko, das man eingeht. Unabhängig von James’ Verletzung: Wenn man ihn und Tolisso holt, wird der Trainer beide erst mal spielen lassen. Dann kommt es darauf an: Wie ­reagieren die Stars, die weichen müssen?

„Mit so vielen Fragezeichen ist der FCB noch nie in die Saison gestartet“

Spieler wie Robben oder Müller werden James ihre Positionen nicht freiwillig überlassen.

Effenberg: Da sind wir schon beim nächsten Fragen-Komplex: Was ist mit Robben, was mit Müller? Müssen sie kämpfen, sind sie gesetzt, genießen sie uneingeschränktes Vertrauen? Das Gleiche gilt für Ribéry. Mit so vielen Fragezeichen ist der FCB noch nie in die Saison gestartet, glaube ich. Und die musst du jetzt schnell wegkriegen!

Dann gibt es noch die Fragen nach dem Strategen-Ersatz im Mittelfeld für Alonso.

Effenberg: Da spielen mit Vidal und Thiago Jungs, die sehr wohl diesen Rhythmus vorgeben können und auch müssen. Man kann nicht sagen: Da fehlt ein Taktgeber. Die gibt es! Sie sind nur nicht bei 100 Prozent.

Wen sehen Sie aktuell als Führungsspieler auf dem Platz?

Effenberg: Das Wichtigste: Leader müssen unantastbar sein! Und das sehe ich bis jetzt beim FC Bayern nicht, weil sich eben noch keine Mannschaft herauskristallisiert hat. Das muss Ancelotti jetzt schnell hinkriegen, aber da vertraue ich ihm zu 100 Prozent. Generell gibt es viele Anführer, ganz klar. Neuer, Boateng, Hummels. Ich weiß allerdings nicht, ob Müller das vom Typ her ist, aber eigentlich wäre er da jetzt gefordert.

Mit Salihamidzic und Sagnol hat der FCB zwei Ihrer Ex-Mitspieler im Verein installiert.

Effenberg: Bei Brazzo war ich schon überrascht, aber ich freue mich für ihn. Er geht mit Demut und riesiger Vorfreude an die Sache ran. Die große Frage ist ja, wo er genau mitmischen darf. Wie ich ihn charakterlich einschätze, wird er alles dafür tun, dass es erfolgreich wird. Und Willy war stets zu 100 Prozent loyal. Darum finde ich sein Engagement richtig und gut. Die alles entscheidende Frage ist aber, was Ancelotti darüber denkt.

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